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Leg dein Herz in meine Haende

Titel: Leg dein Herz in meine Haende
Autoren: Julia Garwood
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eine Nacht zwischen sauberen Laken schlafen wollen, bevor ich zu so einer langen Reise aufbräche. Morgen Früh gebe ich Ihnen die Adresse, und Sie können sich unverzüglich auf den Weg machen ... Aber natürlich werden Sie zuerst nach Rockford Falls reiten wollen. Es ist nicht weit von hier.«
    Cole zog eine Augenbraue hoch. »Aus welchem Grund sollte ich nach Rockford Falls reiten?«
    Norton lachte. »Um Ihren Kompass abzuholen.«

5
    Die Bevölkerung von Rockford Falls war fassungslos, ln den vergangenen zwei Tagen hatten sie acht ihrer angesehensten Bürger verloren und einen, der zwar nicht gerade der angesehenste war, der ihnen allen aber trotzdem viel bedeutete.
    Die Grippe hatte zwei Tote gefordert. Die Epidemie hatte sich in der vergangenen Woche noch mehr ausgebreitet, sodass inzwischen die Hälfte der Bevölkerung mit ihr daniederlag. Die Alten und Jungen waren am heftigsten betroffen: Adelaide Westcott, eine resolute Achtundsiebzigjährige, die noch alle ihre Zähne hatte und noch nie ein schlechtes Wort über irgendjemanden gesagt hatte, und der achtmonatige Tobias Dollen, der die großen Ohren seines Vaters und das Lächeln seiner Mutter geerbt hatte, waren am selben Tag innerhalb weniger Stunden gestorben.
    Die Stadt betrauerte ihren Verlust, und all jene, die dazu in der Lage waren, verließen ihr Bett, um an dem Begräbnis teilzunehmen, während andere, die sich nicht länger als höchstens fünf Minuten von ihren Nachttöpfen entfernen konnten, zu Hause für ihre Seelen beteten.
    Adelaide und Tobias wurden am Mittwochmorgen auf dem Friedhof auf Sleepy Creek Meadow beerdigt. Am selben Nachmittag wurden sechs Männer während eines Überfalls auf die Bank brutal ermordet. Der siebte Mann, der starb, und der zuallererst entdeckt wurde, war Billie >Bowlegged< Buckshot, ein stadtbekannter Trinker, der, wie man vermutete, auf dem Weg zum Rockford Saloon gewesen war, um dort sein Frühstück einzunehmen. Billie war ein Gewohnheitstier. Er begann seinen Tag gegen drei oder vier Uhr nachmittags, und er nahm immer die Abkürzung durch die Gasse zwischen der Bank und dem Gemischtwarenladen, weil er damit zwei ganze Straßen sparte. Da er, als er gefunden wurde, seinen verrosteten alten Colt umklammerte, hatte Sheriff Sloan den Verdacht geäußert, dass er der Bande begegnet sein musste, als sie durch den Hinterausgang der Bank die Flucht ergriffen hatte. Des Weiteren war ziemlich offensichtlich, dass der arme Mann nie eine Chance gehabt hatte. Jeder wusste, wie seine Hände zitterten, bevor er seinen ersten Drink des Tages genommen hatte. Sechs Stunden waren eine lange Zeit, um ohne Whisky auszukommen, zumindest wenn der Körper danach verlangte wie der Billies. Er war allerdings nicht erschossen worden wie die anderen. Ein Messer war bei ihm die Mordwaffe gewesen, und nach den zahlreichen Stichwunden in seinem Gesicht und Hals zu urteilen, musste der Mörder seine Arbeit gründlich ausgekostet haben.
    Wie das Pech es wollte, hatte niemand die Schüsse gehört oder die Banditen die Bank verlassen sehen, vielleicht, weil über die Hälfte der Stadtbevölkerung daheim im Bett gelegen hatte. Die Leute, die ein bisschen frische Luft schnappen wollten, warteten, bis die Sonne unterging und es ein wenig kühler wurde. Die wenigen, die über den Bürgersteig gingen, bemerkten natürlich Billie, der zusammengerollt wie ein räudiger alter Hund dort in der Gasse lag, aber keiner von ihnen dachte sich etwas dabei. Es war ein gewohnter Anblick für die meisten. Sie dachten, der alte Trinker wäre nach einer langen Sauftour wieder einmal ohnmächtig geworden.
    Und so verstrich eine weitere Stunde, die man hätte nutzen können, um die Spur der Mörder aufzunehmen. Dicke graue Wolken zogen auf, und in der Ferne war Donnergrollen zu vernehmen. Emmeline MacCorkle, noch schwach und blass von der eben überstandenen Grippe, wurde von ihrer Mutter bedrängt, mit ihr zur Bank zu gehen, um zu sehen, wieso Sherman MacCorkle zu spät zum Abendessen kam. Shermans Frau war wütend. Sie verursachte einen ziemlichen Lärm und zog neugierige Blicke auf sich, als sie mit den Fäusten an die Eingangstür der Bank hämmerte und ihre Tochter um das Gebäude herum zur Hintertür zog, als nicht sofort geöffnet wurde. Weder Emmeline noch ihre Mutter beachteten den alten Trinker, der zusammengerollt dort in der Gasse lag. Verächtlich rümpften sie die Nasen und starrten geradeaus. Emmeline musste ihre Röcke raffen, um über Billies Füße
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