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Leberkäsweckle

Leberkäsweckle

Titel: Leberkäsweckle
Autoren: Bernd Weiler
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Richtung Mitte der Pizza. Was lief da, roh hineingegeben und wenig gegart, ihm entgegen: Ei. Er lachte damals nicht.
    Maria kam an den Tisch und räumte ab. »Und?«, fragte sie.
    »Immer noch die beste von hier bis, bis …« Er überlegte.
    »Castellabate?«, half sie ihm. Von dort stammte ihre Familie. Castellabate, südlich von Neapel, wo ihr Vater unterhalb des Ortes sein Ristorante hatte.
    »Richtig.« Knöpfle nickte anerkennend, »eines Tages werde ich da runterfahren und die Pizza bei deinem Vater probieren.«
    Maria nickte zufrieden, nahm den Teller auf und ging. Mehr wollte sie nicht. Das wusste er. Schon manches Mal hatte er mit ihr und ihrem Mann Pino bei einem Glas oder auch mehreren zusammengesessen, und sie hatten von Castellabate, dem Cilento, dem Meer und dem Blick erzählt. Es tat ihm dann immer ein bisschen weh, sie fern der Heimat zu wissen und zu spüren, wie wenig daheim sie hier im Grunde genommen waren.
    Das sollten sich die Ausländer-raus-Schreier mal überlegen und durch ihre flachen Köpfe jagen. Das war es doch: Diese Menschen waren nicht hier, weil das ein schönes Land war, nein, sie waren hier, weil sie Arbeit und Brot brauchten, letztendlich weil ihr Schicksal sie hierhergebracht hatte. Mehrere Generationen waren inzwischen hier geboren und mehr deutsch als ausländisch, sozusagen. Er kannte Wirte, die eine prima schwäbische Küche servierten, und das waren Kroaten, Italiener oder Türken. Weil sie halt kochen konnten. So ein großes Geheimnis war die schwäbische Küche dann auch wieder nicht. Mit ein bisschen Sachverstand kam man den paar Spezialitäten relativ leicht auf die Spur. Und die Feinheiten? Die kannte Gott und vielleicht noch seine Oma Hedwig, aber das war es dann auch.
    Knöpfle trank den Rest seines Espressos, legte einen Zehner auf den Tisch und verließ das Lokal. Manchmal hatte er beim Denken solche Läufe. Da reihte sich ein Gedanke an den anderen, und er fühlte sich ein wenig wie vor seinem eigenen Fernseher, der einen Film zeigt. Aber danach fühlte er sich gut, aufgeräumt, wie erleichtert.
    So aufgeräumt war es im Gütle von Frieder Kötzle noch nicht. Er und Alfred hatten sich mit Geduld und Spucke an die Arbeit gemacht. Inzwischen waren sie dabei, die morschen Holzfundamente des Schuppens freizulegen.
    »Dua langsam!«, rief Alfred, und Frieder hielt mit der Hacke inne. »Do isch ebbes!«
    »Was denn?« Frieder wollte die Sache endlich fertig kriegen.
    »Ebbes Komisches!«, rief Alfred, der auf dem Boden kniete, mit unsicherer Stimme.
    »Ja was denn?«, wollte Frieder wissen.
    »Knocha«, sagte Alfred unheilvoll.
    Gott im Himmel lächelte. Diese Menschen dort unten, wie sie wuselten und schafften, dass es ihm eine Freude war. Wenn er ganz besonderen Spaß haben wollte, dann schaute er auf Pfenningen. Da hatte er jetzt einen Schriftsteller reingesetzt, der schrieb nun über die Pfenninger. Eine ganz lustige Sache. Da schaute er immer mal wieder runter, beobachtete den Kommissar Knöpfle oder eben jetzt die beiden drolligen Rentner. Er mochte Frieder und Alfred, amüsierte sich oft über sie. Auch Petrus kam des Öfteren von der Pforte, auch er war Fan der beiden Oldies, die von einer Geschichte in die nächste purzelten. Heute gruben sie also Knochen aus, dachte Gott schmunzelnd.
    »Ond, was machet mer jetzt?« Alfred sah Frieder fragend an.
    »Knochen, ziemlich groß, womöglich menschlich. Da gibt’s bloß eines, die Polizei«, sagte Frieder und suchte in seinem Rucksack nach seinem Handy.
    »I woiß net, muaß des sei? Des wird doch ein Mordsaufwand, ond dia tramplet dir dohanna elles zsamma! Jetzt dua amol langsam, lass ons ibrlega«, meinte Alfred.
    Frieder hielt inne und setzte sich zu Alfred auf die Bank. »Ein Bier?«
    »I glaub au«, sagte Alfred und nickte. Frieder brachte Flaschen und Gläser, schenkte ein und nahm nach dem Anstoßen einen guten Schluck.
    »Also Knochen«, stellte Frieder fest.
    »Sieht so aus«, sagte Alfred.
    »Wie alt?«, fragte Frieder.
    »Koi Ahnung«, sagte Alfred.
    »Und jetzt?«, fragte Frieder.
    »Lass liega«, sagte Alfred.
    »Das geht nicht. Wir können das nicht ignorieren. Wer weiß, was hier einmal passiert ist. Da muss die Polizei her und ermitteln!« Frieder war lauter geworden.
    »Was willsch denn do ermittla?«
    »Von wem die Knochen sind und wie derjenige zu Tode kam!«
    »Du kasch no rausschwätza.« Alfred schüttelte den Kopf.
    »Ich ruf den Knöpfle an«, sagte Frieder und nahm sein Handy in
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