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Lebensversicherung (German Edition)

Lebensversicherung (German Edition)

Titel: Lebensversicherung (German Edition)
Autoren: Harald Schnare
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Herzinfarkt. Ganz plötzlich.
Ohne Vorwarnung. Tragisch. Armer Kerl.
    Burger stopfte sich den Rest seines HotDogs in den Mund. Drei
Bissen hatte er gebraucht.
    Joseph erinnerte sich. Dr. Fleischer war auch Absolvent der Harvard
Medical School gewesen, einige Jahre vor seiner Klasse. Ihre Väter hatten
sich gekannt.
    Joseph war dankbar, dass Burger weiterredete.
    - Aber Krebs ist auch nur eine
vorübergehende Angelegenheit .
    Burger schien seinen zweiten HotDog
vergessen zu haben.
    - Tausende sterben,
Seuchenforschung hin, Seuchenforschung her. Epidemien kommen, Epidemien gehen.
Wir helfen dabei, mal so, mal so.
    Joseph wollte nicht fragen, wie er das meinte, „wir helfen
dabei, mal so, mal so.“
     
    Nur kein längeres Gespräch anfangen.
     
    Er hatte sein Steak und das Gemüse unterdessen gegessen. Zwei
Brokkolistückchen ließ er zurück. Mineralwasser und Brokkoli passten nicht
zusammen. Das gab Blähungen. Wenn er etwas hasste, dann waren das Sesselfurzer,
die vor ihrem Computer saßen und hin und wieder den Arsch lüfteten.
    Was will der eigentlich von mir? Joseph wäre am liebsten
aufgestanden. Seine Analysen warteten.
    - Wichtig ist, dass die wichtigen Leute geschützt sind. Die,
die das Ganze am Laufen halten. Die wirklich wichtigen, Joe. Führende
Politiker, Geldleute, manche Medienmacher, Wissenschaftler auch.
    Dr. Burger machte eine Pause und sah Joseph interessiert an. Er
lächelte. Seinen zweiten HotDog hatte er wohl wirklich vergessen.
    - Das ist Ihre Aufgabe, Dr. Banks, nicht wahr? Mit Hilfe
Ihrer Dateien können Sie Risiken berechnen, Risiken ausschließen. Sie können im
Notfall helfen, können, wo möglich, heilen. Nicht jeden, natürlich nicht, aber
dort, wo es wichtig ist. Joe, Ihre Aufgabe ist Politik. Haben sie sich das mal
überlegt?
    Joseph hatte sich das noch nicht überlegt. Politik
interessierte ihn nicht. Dafür war sein Onkel zuständig. Einer in der Familie
genügte.
    Ihn interessierte seine Arbeit.
    Seine Arbeit waren jetzt das Sammeln und Verwalten immunologische
Daten und seine Forschung darüber. Und seine auf Forschung begründete
Erfahrung, welches Organ wem am besten passte. Wenn er jetzt das für den
Präsidenten verträglichste Herz finden konnte, und wenn das Politik sein
sollte, dann gut und umso besser. Jetzt wollte er nicht weiter darüber
nachdenken.
    Dr. Burger stand unvermittelt auf.
    - Immer mit der Ruhe, Joe. Sie werden sehen.
    Joseph starrte noch eine Weile auf den kalten HotDog, bevor
er zurück in sein Labor ging.
     
    Dr. Zacharias erwartete ihn im Labor. Seine dünne Gestalt im
weißen Kittel wirkte grotesk, die ausgebildete Prognathie und die schmale
Pfeife unter der Habichtsnase verstärkten den Eindruck.
    Dr. Zacharias drehte sich herum.
    - Ihr Arbeitseifer, Dr. Banks, wir schätzen das. Dr. Von Berg
spricht mit Anerkennung über Sie.
    Joseph dachte, dass er Sedric besser aus seinem Labor verbannen
sollte. Er mochte nicht, dass ihm jemand über die Schulter schaute, hinter
seinem Rücken über ihn berichtete. Aber so lief das überall. Wie lange war er
jetzt hier? Ein halbes Jahr? Es wurde Zeit, dass er selbständiger wurde.
    - Dr. Zacharias, ich –
    - Schon gut, Banks, wir brauchen engagierte Mitarbeiter.
Deshalb wollten wir sie haben.
    Joseph dachte daran, wie lukrativ das Angebot gewesen war.
    - Sie haben sich in den letzten Monaten eingearbeitet, Ihre
Forschung macht Fortschritte, wie ich höre.
    Schon wieder Von Berg!
    - Sie haben unsere Patientendaten durchgesehen, nach Ihrer
Meinung überarbeitet, das Programm verbessert. Sie haben Krankheitsszenarien
simuliert und Lösungsvorschläge ausgearbeitet. Das ist in Ordnung so, aber –
    Dr. Zacharias blickte ihn jetzt direkt an
    - Sie lassen das Schicksal zu, nicht wahr?
     
    Was soll das jetzt bloß? Sicherlich, Joseph hatte
gelegentlich mit seinen Mitarbeitern darüber diskutiert, was wäre, wenn. Wenn
sie keine Lösung, keine Alternative anbieten könnten. Vielleicht hatte er es
sich zu einfach gemacht.
    Joseph mochte den Zufall. Zu seinem Weltbild, seinem Naturverständnis
gehörte es, dass Versuch und Irrtum Ursache und Wirkung verband.
    Viele Wege führten nach Rom. Grundlage seiner Forschung war
es, einer bekannten Ursache mögliche Entwicklungseventualitäten zuzuordnen, um
schließlich ein Ergebnis, eine Wirkung zu erzielen. Eine Reihe von Versuchen
und Irrtümern führte letztendlich zum Ziel. Das war sein Darwinismus.
    Oder auch nicht. Für ihn war das Schicksal evolutionär, Ende
offen. Ein
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