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Lebensversicherung (German Edition)

Lebensversicherung (German Edition)

Titel: Lebensversicherung (German Edition)
Autoren: Harald Schnare
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musste so
schnell wie möglich ein passendes Herz in den Organbanken des Landes finden,
wenn nötig in der ganzen Welt. Schließlich handelte es sich um den Präsidenten!
    Mittels der Computerprogramme seines Labors und der
internationalen Vernetzung der Datenbanken sollte das kein Problem sein. Josephs
Aufgabe war es, das immunologische Risiko so gering wie möglich zu halten, um
eine Abstoßungsreaktion zu vermeiden.
     
    Am Mittag informierte Dr. Zacharias seine Mitarbeiter. Joseph
hatte seine Programme heiß laufen lassen, aber bislang kein seiner Meinung nach
geeignetes Organ gefunden. Innerlich angespannt über die Bedeutung dieser
ersten großen Bewährungsprobe, seit er hier arbeitete, hatte er das Briefing
fast vergessen.
    Er kam gerade noch rechtzeitig.
    Über Von Berg wunderte er sich. Schon bald nach ihrem
Gespräch am Morgen hatte er das Labor verlassen. Er war bis jetzt nicht wieder
aufgetaucht.
    Es ging doch schließlich um den Präsidenten!
    Ihm gegenüber am Tisch saß Dr. Teeman. Teeman war Chefchirurg
am Marinekrankenhaus, hatte aber sein Labor hier im Institut. Joseph wusste
bereits, dass Dr. Teeman nur die besonderen Fälle übernahm.
    Joseph fühlte sich nicht wohl. Fast hatte er ein schlechtes
Gewissen. Er fürchtete, man könnte es ihm persönlich anlasten, dass seine Suche
noch nicht erfolgreich war.
    Dr. Zacharias hatte über den Zustand des Präsidenten
referiert, dessen Patientendaten ihm vorlagen. Von Berg hatte sie heute Morgen
mitgenommen.
    - Meine Herrn, wir werden transplantieren müssen.
    Zacharias schloss seinen Bericht.
    - Ja .
    Dr. Teeman stellte keine Fragen.
     
    Routine, dachte Joseph. Alles Routine. Die professionelle
Ruhe Dr. Zacharias´ und Dr. Teemans hatte ihn fast angesteckt. Er war auf dem
Weg in die Cafeteria, um wenigstens noch einen Happen zu essen. Er erinnerte
sich, heute Morgen nicht gefrühstückt zu haben.
    Joseph fühlte sich erleichtert, dass keiner der Herren ihn weiter
ausgefragt hatte. Er hatte gesagt, er hätte noch kein geeignetes Herz für den
Präsidenten gefunden. Aber er sei dran. Tatsächlich hatte er drei Organe in die
engere Wahl gezogen. Das erste stammte von einem 60 Jahre alten Mann,
Amerikaner, der an einer Embolie gestorben war. Das zweite war jünger, 25 Jahre
alt, amerikanisch, Motorradunfall. Das dritte Herz war unbekannter Herkunft und
40 Jahre alt. Ein Dr. Xiu Jang hatte die Explantation durchgeführt und den in
französischer Sprache geschriebenen Bericht unterschrieben.
    Joseph hatte bereits Vergleiche der immunologischen Daten
zwischen den drei Spenderorganen und "seinem" Patienten durchgeführt.
Die endgültige Analyse sollte mittlerweile fertig sein.
     
    Wir müssten die Dinger auf Vorrat lagern können, dachte
Joseph, als er sich hinsetzte.
    - Na, Joe, alter Junge? Aufgeregt, wie ich höre. Das legt
sich mit der Zeit. 
    Dr. Burger quälte sich auf den Stuhl ihm gegenüber. Die zwei
HotDogs mit Ketchup auf seinem Teller würden seinen dicken Bauch kaum satt
machen.
    Dr. Burger war der Epidemiologe des Instituts.
    Von Berg! Von Berg hatte über seinen Eifer gelästert, was?
Joseph war sauer. Nicht nur über Sedric, der sich immer noch nicht sehen ließ,
sondern über sein Missgeschick. Ausgerechnet Burger. Nun kam er hier nicht mehr
schnell weg. Burger würde ihn festhalten und reden, reden, reden. Joseph hatte
ihn nie anders gesehen, als mit anderen redend.
    - Seuchen !
    Burger biss in seinen HotDog.
    - Epidemien. Jedes Zeitalter hatte seine Plagen. Lepra,
Cholera, die Schwarze Pest, Pocken, Tuberkulose, Polio. Ekelhaft.
    Josephs Gegenüber lief Ketchup über´s Kinn.
    - Und die Grippewellen. Vor einigen Jahren dann Magenkrebs.
Krebs überhaupt. Jetzt AIDS und immer wieder Herzinfarkte .
    Der Ketchup war fast bis aufs Hemd gelangt, bevor Burger ihn
abwischte. Er legte die Papierserviette auf den Tisch. 
    - Tausende sterben daran, Millionen sind gestorben, immer
wieder. Wir entwickeln Impfstoffe, je nachdem, aber neue Seuchen kommen. AIDS
ist jetzt groß im Rennen, aber Lassa, Dengue und andere Fieber holen auf.
    Burger hatte das Wort Fieber lang gezogen, bevor er in seinen
HotDog biss. Einen Moment kämpfte er mit der verschmierten Wurst, die am
anderen Ende herausquellen wollte.
    Joseph fand Burger widerlich. Wie ein Walross, dachte er.
    - Immer wieder finden wir was Neues. Es gab da mal einen Dr.
Fleischer. Hier an unserm Institut. War dicht dran, ein Mittel gegen Krebs zu
finden. Ganz dicht dran. Kluger Kopf! Starb an
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