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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition)
Autoren: Michael McCollum
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gegenwärtige Annahme bezüglich der Struktur des Universums.«
    Braedon leckte sich zögernd die trockenen Lippen. Als Price seinen Vortrag begonnen hatte, war Braedon skeptisch gewesen. Nun war er jedoch unsicher. All das klang so logisch, und doch … Er ordnete die sich jagenden Gedanken und sagte: »Äh, es scheint jedenfalls kein Zweifel daran zu bestehen, dass der Urknall wirklich geschehen ist. Am ganzen Himmel sehen wir Beweise des urzeitlichen Feuerballs in der Hintergrundstrahlung von drei Grad Kelvin. Außerdem ist das Weltall geschlossen. Das heißt, die Gravitationsanziehung der ganzen Materie im Universum ist so stark, dass sie die durch den Urknall verursachte Ausdehnung schließlich überwinden wird. Eines Tages wird das Weltall aufhören zu expandieren und in sich selbst zusammenfallen. Am Ende der Kontraktionsphase werden die Galaxien in einem neuen Urknall zerquetscht.«
    »Sehr gut, Kommodore! Gehen wir in Ihrer Hypothese noch einen Schritt weiter. Wenn dies wirklich ein schwingendes Universum ist, dann leben wir in einer Art Wellental. Es gibt kosmische Explosionen in der Zukunft wie auch in der Vergangenheit.«
    »Offensichtlich«, sagte Braedon.
    »Versuchen Sie sich vorzustellen, wie solch ein Ereignis aussehen muss. Das Universum explodiert, und Materie wird über Milliarden Lichtjahre im Raum verteilt! Und sie wird vorwärts in der Zeit zum nächsten Urknall verteilt. Doch nun kommt Feynmans Theorie ins Spiel. Wenn Antimaterie normale Materie ist, die sich rückwärts in der Zeit bewegt, muss der Urknall in der Zukunft die Quelle sein. Es gibt zwei gegenläufige Materieströme im Universum. Einer – den wir als normale Materie wahrnehmen – verläuft in Richtung Zukunft; der andere bewegt sich in Richtung Vergangenheit und erscheint als Antimaterie.«
    Chryse Haller, die der Diskussion mit Mühe gefolgt war, runzelte die Stirn. »Das erklärt aber noch nicht, weshalb die ganze Antimaterie als I-Massen endete.«
    »Das wird plausibel, wenn man annimmt, dass der Urknall in der Zukunft ein besonders heftiger sein wird«, sagte Price. »Die involvierten Druckverhältnisse und Temperaturen müssen die für die Entstehung einer Singularität erforderlichen Werte weit übersteigen. Der Urknall in der Vergangenheit war lange nicht so heftig – was dadurch belegt wird, dass er riesige Mengen ›normaler Materie‹ frei hinterlassen hat. Und weil die physikalischen Gesetze des Universums durch jeden Urknall kassiert werden, erklärt das auch, weshalb die I-Massen nicht genau denselben Regeln wie schwarze Löcher aus normaler Materie folgen.«
    »Und was hat das alles nun mit dem Sternenantrieb zu tun?«, fragte Terra.
    Price lehnte sich feixend auf dem Stuhl zurück. »Ach, ich überlasse es der Jugend, das Ziel fest im Auge zu behalten. Bisher habe ich nämlich noch nicht das Prinzip erwähnt, das wir als Entropie bezeichnen. Terra, wären Sie so freundlich?«
    Terra zuckte die Achseln. »Entropie ist das Maß für die Zufälligkeit im Universum. Sie nimmt stetig zu. Mit anderen Worten: Die Dinge befinden sich auf einer schiefen Ebene.«
    Price nickte. »Ist es dann nicht seltsam, dass wir uns von einer kleineren Explosion zu einer größeren bewegen? Wäre das nicht eher ein Indiz dafür, dass das Universum ›bergauf‹ läuft? Erkennt irgendjemand, worauf ich hinauswill?«
    Niemand antwortete. Braedons und Chryses Gesichter, in denen sich vor ein paar Sekunden noch graduelles Verstehen gespiegelt hatte, zeigten wieder Verwirrung.
    »Der Grund, weshalb überlichtschnelle Fortbewegung so schwierig ist, Leute«, sagte Price triumphierend, »ist der, dass niemand die wahre Natur der Zeit versteht. Es ist nicht die Antimaterie, die rückwärts geht. Wir sind es. Wir sind die Antimaterie! Das war der große Durchbruch, den die Sternenreisenden erzielten. Sie hatten plötzlich begriffen, dass Zeit (jedenfalls wie wir sie messen) eine negative Quantität ist. Ohne ein Verständnis dieser grundlegenden Tatsache sind FTL-Reisen unmöglich !«
     
    Der Gelehrte Price, dessen faltiges Gesicht vor Aufregung förmlich leuchtete, schaute auf Braedon und die zwei Frauen. Braedons Gesichtsausdruck zeigte den Aufruhr, der angesichts der plötzlichen Faktenfülle in ihm tobte. Terras Gesicht spiegelte Prices Ausdruck wider, als ein Gefühl des Wunders von ihr Besitz ergriff. Chryse Haller wirkte nachdenklich. Schließlich sagte Braedon:
    »Was hält PROM von dieser Theorie?«
    »Wieso fragen Sie sie nicht? Sie
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