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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich
Autoren: Liza Marklund
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röchelnder Atemzug ließ die Frau sich krümmen, sie schluchzte auf, dann begann sie zu würgen.
    «Julia», sagte Nina, laut und deutlich jetzt. «Julia, bist du verletzt?»
    Die Frau übergab sich, ohne dass etwas kam, dann sank sie zurück auf den Boden.
    «Julia», sagte Nina und packte die Schultern ihrer Freundin. «Julia, ich bin es. Was ist passiert? Bist du verletzt?»
    Sie half der Frau, sich aufzusetzen, lehnte sie gegen die Badewanne.
    «1617», sagte 70 in ihrem Ohr. «Ich wiederhole: Befinden sich weitere Verletzte in der Wohnung? Kommen.»
    Julia schloss die Augen und ließ den Kopf rückwärts auf den Wannenrand fallen. Nina fing ihn mit der linken Hand ab, während sie gleichzeitig den Puls an der Halsschlagader kontrollierte. Er raste.
    «Hier 1617, zwei Verletzte, der eine vermutlich verstorben, kommen.»
    Sie ließ das Funkgerät los.
    «Andersson!», rief sie über die Schulter. «Durchsuch die Wohnung, jeden Winkel. Hier muss irgendwo ein Vierjähriger sein.»
    Julia bewegte die Lippen. Nina wischte die Reste von Erbrochenem von ihrem Kinn.
    «Was hast du gesagt?», flüsterte sie. «Julia, willst du mir etwas sagen?»
    Nina sah sich um und konnte im Badezimmer keine Waffe entdecken.
    «Wie weiträumig sperren wir ab?», erkundigte sich Andersson von der Diele aus.
    «Das Treppenhaus», sagte Nina. «Die Spurensicherung ist unterwegs, der Rettungswagen auch. Fangt schon mal an, die Nachbarn zu befragen. Als Ersten Erlandsson, danach die anderen auf dieser Etage. Erkundigt euch nach dem Zeitungsboten, vielleicht hat er was bemerkt, er muss erst vor kurzem hier gewesen sein. Hast du alle Zimmer durchsucht?»
    «Inklusive Kamin, ja.»
    «Kein kleiner Junge irgendwo?»
    Andersson blieb zögernd in der Tür stehen.
    «Ist noch was?», fragte Nina.
    Ihr Kollege war nervös.
    «Ich finde es total unpassend, dass du dich an der Ermittlung beteiligst», sagte er, «wenn man bedenkt…»
    «Jetzt bin ich hier, und jetzt mache ich meine Arbeit», sagte sie kurz und hart.
    «Kümmere dich um die Absperrung.»
    «Ja, ja», sagte Andersson eingeschnappt und schlurfte davon.
    Julias Lippen bewegten sich unaufhörlich, aber sie bekam keinen Ton heraus. Nina stützte immer noch mit der linken Hand ihren Kopf ab.
    «Der Rettungswagen ist unterwegs», sagte sie und untersuchte die Frau mit der freien Hand, folgte den Linien des Körpers unter dem T-Shirt und tastete die Haut ab.
    Keine Verletzungen, nicht einmal Schürfwunden. Keinerlei Waffen.
    Weit entfernt hörte sie Sirenen und bekam plötzlich Panik.
    «Julia», sagte sie laut und schlug der Frau mit der flachen Hand an die Wange. «Julia, was ist passiert? Antworte!»
    Der Blick der Frau kehrte zurück und wurde für einen Moment klar.
    «Alexander», flüsterte sie.
    Nina beugte sich dicht über Julias Gesicht.
    «Was ist mit Alexander?», fragte sie.
    «Sie hat ihn mitgenommen», keuchte Julia. «Die andere Frau, sie hat Alexander.»
    Dann wurde sie ohnmächtig.
    Zur selben Zeit, als Julia Lindholm mit einer Trage aus der ehelichen Wohnung auf Södermalm abtransportiert wurde, saß Annika Bengtzon in einem Taxi auf der Fahrt in Stockholms Innenstadt. Die Sonne kletterte über den Horizont, als der Wagen Roslagstull passierte, und färbte die Hausdächer flammend rot. Der Kontrast zu den schwarzen und leeren Straßen brannte in Annikas Augen.
    Der Taxifahrer musterte sie im Rückspiegel. Sie tat, als merke sie es nicht.
    «Wissen Sie denn, wo das Feuer ausgebrochen ist?», fragte er.
    «Ich habe doch gesagt, dass ich mich nicht unterhalten will», sagte sie und starrte auf die vorbeiziehenden Fassaden.
    Ihr Haus brannte gerade ab. Jemand hatte drei Brandsätze durchs Fenster geworfen, zuerst einen ans Fußende der Treppe, dann jeweils einen in die Zimmer der Kinder. Sie hatte ihren Sohn und ihre Tochter durch das Schlafzimmerfenster in Sicherheit gebracht und hielt die beiden Kleinen, die neben ihr auf dem Rücksitz des Taxis saßen, krampfhaft umklammert. Sie stanken alle drei nach Qualm, ihr kornblumenblauer Pullover hatte Rußflecken.
    An mir kleben Tod und Elend. Alle, die ich liebe, sterben.
    Schluss, dachte sie hart und biss sich auf die Innenseiten der Wangen. Ich habe es doch geschafft. Es geht nur darum, zu handeln und einen klaren Kopf zu behalten.
    «Ich fahre eigentlich nie auf Pump», sagte der Taxifahrer mürrisch und bremste vor einer einsamen roten Ampel.
    Annika schloss die Augen.
    Vor einem halben Jahr hatte sie entdeckt, dass Thomas, ihr
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