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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich
Autoren: Liza Marklund
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Briefschlitz, damit die Klappe offen blieb. Dann zog sie ihre Waffe, lud sie durch und signalisierte den anderen, dass von nun an erhöhte Alarmbereitschaft galt. Sie nickte Richtung Türklingel, zum Zeichen, dass sie sich nun zu erkennen geben werde.
    Die Waffe auf den Boden gerichtet, drückte sie auf den Klingelknopf und hörte es in der Wohnung läuten.
    «Polizei», rief sie. «Aufmachen!»
    Sie horchte angestrengt.
    Keine Reaktion.
    «Julia!», rief sie mit etwas leiserer Stimme. «Julia, ich bin es, Nina. Mach auf. David?»
    Die Weste war eng, machte das Atmen ziemlich schwer. Sie merkte, wie ihr der Schweiß auf der Stirn ausbrach.
    «Ist das … Lindholm?», sagte Andersson. «David Lindholm? Kennst du seine Frau?»
    Nina steckte die Waffe ins Holster, angelte ihr Handy aus der Innentasche der Jacke und wählte die vertraute Nummer der Wohnungsinhaber.
    Andersson trat einen Schritt auf sie zu.
    «Nina», sagte er und stellte sich so dicht vor sie, dass sie sich beherrschen musste, um nicht zurückzuweichen. «Wenn du eine persönliche Beziehung zu einer der Personen dadrinnen hast, solltest du nicht…»
    Sie starrte Andersson mit leerem Blick an, während auf der anderen Seite der Wohnungstür das Telefon zu klingeln begann, langgezogene, einsame Signale, die durch den Briefschlitz ins Treppenhaus drangen.
    Andersson machte einen Schritt zurück. Das Klingeln brach mitten in einem Signal ab, und der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Nina legte auf und wählte eine andere Nummer. Eine muntere Melodie begann direkt hinter der Tür zu spielen. Julias Handy musste in der Diele sein, vermutlich in ihrer Handtasche.
    Sie ist zu Hause, dachte Nina. Sie geht nie ohne ihre Handtasche weg.
    «Julia», rief sie noch einmal, nachdem sie auch diesmal auf die Mailbox geleitet wurde.
    «Julia, bist du da?»
    Die Stille war ohrenbetäubend. Nina ging ein paar Schritte zur Seite, drückte den Sendeknopf und sprach leise ins Funkgerät.
    «1617 hier. Wir haben mit dem Anrufer gesprochen, und er sagt Folgendes: Er hat etwas gehört, das für ihn wie Schüsse klang, vermutlich aus der darüberliegenden Wohnung. Wir haben uns vor der Wohnungstür zu erkennen gegeben, erhalten jedoch keine Reaktion. Was sollen wir tun? Kommen.»
    Es dauerte einige Sekunden, ehe sie die Antwort in ihrem Headset hörte.
    «Das Einsatzkommando steht immer noch nicht zur Verfügung. Du entscheidest. Over und Ende.»
    Sie steckte das Funkgerät zurück.
    «Okay», sagte sie leise und blickte zu Andersson und den beiden Kollegen. «Wir gehen rein. Haben wir ein Brecheisen im 1617?»
    «Wir haben eins im Wagen», sagte Landen. Nina nickte ihm zu, und der Polizist eilte die Treppe hinunter.
    «Findest du es wirklich richtig, dass du den Einsatz leitest …» , begann Andersson.
    «Was wäre die Alternative?», unterbrach Nina ihn barscher als beabsichtigt. «Dass ich dir die Verantwortung übertrage?»
    Andersson schluckte.
    «War da nicht irgendwas Komisches mit Julia Lindholm?», fragte er. «Hatte sie nicht eine Art Nervenzusammenbruch?»
    Nina griff nach ihrem Handy und wählte noch einmal Julias Nummer, wieder ohne Ergebnis.
    Landen tauchte auf dem Treppenabsatz auf, unter dem Arm eine knapp einen Meter lange Brechstange mit klauen-förmigem Ende, die praktisch nichts anderes als ein besserer Kuhfuß war.
    «Können wir das wirklich tun?», fragte Landen atemlos, als er ihr das Werkzeug übergab.
    «Gefahr im Verzug», sagte Nina.
    Paragraf einundzwanzig des Polizeigesetzes:
Die Polizei ist berechtigt, sich Zutritt zu einem Haus, einem Raum oder einem anderen Ort zu verschaffen, wenn Grund zu der Annahme besteht, dass sich dort eine leblose oder bewusstlose oder anderweitig hilfsbedürftige Person befindet…
    Sie gab die Brechstange an Andersson weiter, entsicherte ihre Waffe und gab den anderen mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass sie beiseitetreten sollten.
    Als Andersson das Eisen zwischen Türblatt und Zarge ansetzte, platzierte sie ihren Stiefel einige Fußlängen vor der Tür, damit diese nicht auffliegen und den Kollegen ver-letzen konnte, für den Fall, dass doch jemand hinter der Tür stehen und versuchen sollte, zu fliehen.
    Nach drei wohlbemessenen Hebelzügen gab das Schloss nach, und die Sicherheitstür krachte auf. Der Luftzug, der ins Treppenhaus drang, trug die letzten Reste von Essensgeruch mit sich davon.
    Nina lauschte angestrengt in die Wohnung. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Dann warf sie den Kopf rasch
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