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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich
Autoren: Liza Marklund
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wischte.
    «Scheint falscher Alarm gewesen zu sein», keuchte er.
    «Mal sehen, was uns der Anrufer zu sagen hat», erwiderte Nina und ging die Treppe wieder hinunter.
    Im zweiten Stock warteten Sundström und Landen vor der Tür mit dem Schild ERLANDSSON, G&A.
    Nina klopfte vorsichtig. Keine Reaktion.
    Hinter ihr trat Andersson ungeduldig von einem Bein aufs andere.
    Sie klopfte wieder, deutlich fester diesmal.
    Ein Mann in blaugestreiftem Frottebademantel erschien in der Öffnung hinter einer dicken Sicherheitskette.
    «Gunnar Erlandsson? Polizei», sagte Nina und hielt ihre Dienstmarke hoch. «Sie hatten verdächtige Geräusche gemeldet. Dürfen wir hereinkommen?»
    Der Mann schloss die Tür, hantierte einige Sekunden mit der Kette und öffnete sie dann wieder.
    «Treten Sie ein», flüsterte er. «Möchten Sie einen Kaffee? Meine Frau hat eine Biskuitrolle gebacken, mit selbstgemachter Rhabarbermarmelade. Sie schläft noch, wissen Sie, zurzeit hat sie ziemliche Probleme mit dem Einschlafen und deshalb eine Tablette genommen …»
    Nina trat in die Diele. Es war genau die gleiche Wohnung wie die von David und Julia, nur deutlich gepflegter.
    «Bitte machen Sie sich wegen uns keine Umstände», sagte Nina.
    Sie merkte, dass Erlandsson seine Worte an Landen gerichtet hatte, den größten der Männer. Jetzt sah er verwirrt von einem zum anderen und wusste nicht, wo er den Blick lassen sollte.
    «Herr Erlandsson», sagte Nina und legte ihre Hand sachte auf seinen Oberarm.
    «Können wir irgendwo in Ruhe über Ihren Anruf sprechen?»
    Der Mann erstarrte.
    «Sicher», sagte er. «Ja, sicher, natürlich.»
    Er ging ihnen voraus in ein penibel aufgeräumtes Wohnzimmer mit braunen Ledersofas und dicken Teppichen auf dem Fußboden. Aus alter Gewohnheit ließ er sich in einem Sessel vor dem Fernseher nieder, und Nina setzte sich auf das Sofa gegenüber.
    «Würden Sie uns bitte berichten, was passiert ist?»
    Der Mann schluckte, und sein Blick irrte immer noch zwischen den Polizisten hin und her.
    «Ich bin aufgewacht», sagte er. «Ich bin von einem Geräusch aufgewacht, einem Knall.
    Es hörte sich an wie ein Schuss.»
    «Was hat Sie zu der Vermutung veranlasst, dass es sich um einen Schuss handelte?», fragte Nina.
    «Ich lag im Bett und wusste erst nicht, ob ich geträumt hatte, aber dann hörte ich noch einen Knall.»
    Der Mann griff nach einer Brille und putzte sie hektisch.
    «Sind Sie Jäger?», erkundigte sich Nina.
    Gunnar Erlandsson starrte sie erschrocken an.
    «Nein, Gott bewahre», sagte er. «Unschuldige Tiere ermorden gehört für mich ins finsterste Mittelalter.»
    «Wenn Sie sich mit Schusswaffen nicht auskennen», sagte Nina, «was hat Sie dann auf die Idee gebracht, dass Sie ausgerechnet einen Schuss gehört haben? Könnte es nicht die Fehlzündung eines Autos gewesen sein oder irgendein anderes lautes Geräusch von der Straße?»
    Er blinzelte einige Male und blickte hilfesuchend zu Landen.
    «Das kam nicht von der Straße», sagte er und zeigte zur Zimmerdecke. «Das kam von Lindholms. Da bin ich mir fast sicher.»
    Nina spürte, wie sich alles zu drehen begann, und erhob sich hastig. Sie biss die Zähne zusammen, um einen Aufschrei zu unterdrücken.
    «Danke», sagte sie. «Wir kommen später nochmal wieder, um Ihre Aussage zu Protokoll zu nehmen.»
    Der Mann fing wieder von seinem Kaffee an, aber sie verließ die Wohnung und lief die Stufen zum nächsten Stockwerk hinauf, nahm immer zwei auf einmal, bis sie vor Davids und Julias Tür stand.
    David und Julia Lindholm.
    Ich weiß nicht, ob ich das aushalte, Nina.
    Du hast doch hoffentlich nichts Dummes gemacht, Julia?
    Sie drehte sich um und gab Sundström und Landen ein Zeichen, die Treppenabsätze oberhalb und unterhalb der Etage zu sichern. Dann winkte sie Andersson zu sich an die Wohnungstür. Sie stellten sich links und rechts neben dem Türrahmen auf, um aus der Schussbahn zu sein.
    Vorsichtig berührte Nina die Tür. Verschlossen. Sie wusste, dass die Tür automatisch ins Schloss fiel, sofern man sie nicht blockierte. Sie zog ihren Teleskopschlagstock aus dem Gürtel und ließ ihn mit einer leichten Handbewegung ausfahren. Dann steckte sie die Spitze in den Briefschlitz und spähte vorsichtig durch den Spalt.
    In der Diele brannte Licht. Ein schwacher Luftzug kam aus der Wohnung, es roch nach Druckerschwärze und Essen. Sie erkannte eine Tageszeitung, die hinter der Tür lag.
    Rasch drehte sie den Schlagstock um und steckte ihn schräg in den
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