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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich
Autoren: Liza Marklund
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Mann, sie mit einer seiner Kolleginnen betrog, einem blonden kleinen Eiswürfel namens Sofia Grenborg. Annika hatte dafür gesorgt, dass die Affäre ein Ende fand, aber sie hatte Thomas nie zur Rede gestellt und ihm nie gesagt, dass sie ihm auf die Schliche gekommen war.
    Gestern hatte er erfahren, dass sie die ganze Zeit Bescheid gewusst hatte.
    Du bist ja unfehlbar,
hatte er gebrüllt,
hast mich monatelang angelogen und mir was vorgeheuchelt. Und so ist es mit allem, was du tust. Du entscheidest, wie die Welt zu sein hat, und jeder, der anderer Meinung ist, ist ein Idiot.
    «Das ist nicht wahr», flüsterte sie und merkte, dass sie kurz davor war, auf dem Rücksitz des Taxis in Tränen auszubrechen.
    Sie will, dass wir uns wiedersehen. Ich gehe jetzt zu ihr.
    Ihre Augen brannten, sie riss sie auf, um die Tränen nicht überlaufen zu lassen. Die Hausfassaden der steinernen Stadt flimmerten und glänzten.
    Wenn du jetzt gehst, brauchst du nie wiederzukommen.
    Er hatte sie aus seinen neuen befremdlichen schmalen Augen angestarrt, diesen roten toten Augen.
    In Ordnung.
    Und sie hatte zugesehen, wie er über das Parkett ging und seine Aktentasche nahm und die Haustür öffnete und ins Grau hinausblickte. Er hatte die Schwelle passiert, und die Tür war hinter ihm zugefallen, ohne dass er sich noch ein einziges Mal umgesehen hatte.
    Er hatte sie verlassen, und irgendjemand hatte drei Molotowcocktails in ihr Haus geworfen. Jemand hatte versucht, sie und die Kinder umzubringen, und Thomas war nicht da gewesen, um sie zu retten, sie hatte es ganz allein schaffen müssen, und sie wusste sehr genau, wer der Brandbombenwerfer war. Der Nachbar auf der anderen Seite der Hecke, der ihren Rasen kaputt gefahren und ihren Garten umgegraben und ihre Blumenbeete zerstört hatte, der alles Mögliche unternommen hatte, um sie zu vertreiben: William Hopkins, der Vorsitzende des Villenbesitzervereins.
    Sie drückte die Kinder fester an sich.
    Dreck sollst du fressen, du Arsch.
    Sie hatte versucht, Thomas anzurufen, aber er hatte sein Handy abgeschaltet.
    Er wollte nicht erreichbar sein, er wollte nicht gestört werden, denn sie wusste, was er getan hatte.
    Und so hatte sie keine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen, sie hatte nur in sein neues, freies Leben hineingeatmet und dann aufgelegt. Geschah ihm ganz recht.
    Betrüger. Verräter.
    «Welche Hausnummer, sagten Sie?» Der Fahrer bog in die Artillerigatan ein. Annika strich den Kindern sanft übers Haar, um sie zu wecken.
    «Wir sind da», flüsterte sie, als das Taxi hielt. «Wir sind jetzt bei Anne. Na kommt, meine Süßen.»
    Sie öffnete die Autotür, kalte Nachtluft drang ins Wageninnere, und Ellen rollte sich instinktiv zusammen. Kalle greinte im Schlaf.
    «Ich will Ihr Handy als Pfand», sagte der Taxifahrer.
    Annika bugsierte die Kinder aus dem Auto, drehte sich um und warf ihr Mobiltelefon auf den Fußboden vor dem Rücksitz.
    «Ich habe es ausgeschaltet, also bilden Sie sich nicht ein, Sie könnten damit telefonieren», sagte sie und knallte die Autotür zu.
    Anne Snapphane wandte den Kopf und betrachtete vorsichtig den Typ auf dem Kissen neben sich, seine dunklen, gelglänzenden Locken, die ihm wirr in die Stirn hingen, und seine bebenden Nasenflügel. Er schlief ein.
    Es war lange her, dass sie einen Mann im Bett gehabt hatte, praktisch seit Mehmet sich mit Fräulein Rührmichnichtan verlobt und ihre freie, gut funktionierende Beziehung dafür aufgegeben hatte.
    Wie süßer ist, und so jung. Fast noch ein Teenager.
    Möchte mal wissen, ob er mich zu dick fand, dachte sie und überprüfte, ob ihre Wimperntusche verschmiert war. Das war sie, aber nur ein bisschen.
    Zu dick, dachte sie, oder zu alt.
    Was sie am meisten erregt hatte, war der Geschmack von Bier in seinem Mund.
    Sie schämte sich ein bisschen, als ihr das klar wurde.
    Seit einem halben Jahr hatte sie keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken.
    Komisch, erst ein halbes Jahr. Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor.
    Sie drehte sich auf die Seite und studierte das Profil des Jünglings neben sich.
    Das hier könnte der Anfang von etwas Neuem sein, etwas richtig Starkem und Gutem und Wohltuendem.
    Würde sich doch nett machen in den Angaben zur Person, wenn die Zeitungen sie interviewten:
    Familie: Tochter und Lebensgefährte,
23.
    Sie streckte die Hand aus, um sein Haar zu berühren, die steifen Strähnen, die fast wie Rastalocken waren.
    «Robin», hauchte sie und bewegte die Finger dicht über seinem Gesicht. «Sag, dass
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