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leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

Titel: leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
Autoren: Kevin Haring-Sedler
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durchströmte ihren Körper. Tagesanbruch. Soviel Licht , soviel Leid. Le i den. Ihre Augen leuchteten wie Sonnenfragmente. Sie bewegte sich kaum . Mischa hatte keine Lust sich zu bewegen . Sie dachte sich, dass sie mit ihr anstellen konnten , was immer sie wollten, sie wür d e mit ausgestreckten Füßen hier sitzenbleiben , um den Krampf zu lindern und um die Hand von Charly zu ha l ten .
     
     

 
    Epilog
    … tot!
     
     
    Land der Berge, Land am Strome,
    Land der Äcker, Land der D ome,
    Land der Hämmer, zukunftsreich!
    Heimat bist du großer Söhne [Töchter] ,
    Volk, begnadet für das Schöne,
    vielgerühmtes Österreich,
    vielgerühmtes Österreich
     
    Textteil der ö sterreichischen Nationalhymne
     
     

Donnerstag, 26. April 2013
     
    Fütterung
    Ich bekomme E ssen. Ich habe Hunger. Auf den Monitoren kann ich erkennen, dass sie näher kommen. Immer näher, bei Nacht und bei Tag.
    Essen, endlich E ssen.
    Die Tür zu meiner Hütte geht auf. Ach, Hütte …, ein Gefängnis ist es, ein Gefängnis.
    Er, der Typ mit dem Essen, das mir täglich drei Mal serviert wird, kommt in mein Monitor e n studio, mein Überwachungsstudio und stellt ein Tablett mit einem ungenießbaren Fraß ab.
    „Na, bringst du mir schon wieder den gleichen Scheiß wi e gestern zum Essen. Was bewegt euch Trottel eigentlich dazu, bei solch einem Scheiß mitzumachen? Die Bezahlung kann’s ja wohl nicht sein.“
    Der Typ, der Mann in Schwar z, er sieht mich an. Seine Augen sind so dunkel wie die Nacht, wie die schwärzeste Nacht, die ich je bei einem Menschen gesehen habe. Er steht nur vor mir, aber darf mir nichts tun. Ich weiß, dass ich frei kommen werde, irgendwann, ich lass mich nicht töten. Ich lass mich nicht töten. Raus, raus, raus, das will ich, raus, einfach raus.
    „Ich möchte raus , du Schwein“, sage ich zu diesem Arschloch.
    Er dreht sich um, angreifen darf ich ihn nicht, sonst werde ich geschlagen. Und wenn mein Wunsch nach Berührungen so groß wird, erlaube ich mir diese Peinigung und lasse mich schlagen.
    „Hörst du, du bist eine Sau“, sage ich und lache dabei. Meine Zähne sind sicherlich schon abg e fault, schwarz werden sie sein. Spiegel hab ich keine, ich könnte mich sonst selbst damit umbri n gen. Im Tablett hab ich mich mal wie im Spiegel betrachtet, schön war der Anblick nicht; mein verfilztes Haar, meine verwahrloste Gestalt. Ich hasse es. Ich hasse es.
    „Diese scheiß Reise musste ich ja auch antreten, nicht wahr? Ihr habt mich ausgesucht, ein Sy s tem hat mich ausgesucht, nicht wahr? W arum, warum, warum ?“
    Der Typ geht. Er geht wie immer sang- und kla n glos . Wie ich ihn hasse. Er weiß, dass wenn ich rauskomme und ich komme raus, alle töten werde. Und die, die kommen, werde ich auch töten. Und irgendwann, da müssen sie mich rauslassen. In der Zwischenzeit bilde ich mich weiter. Ich trainiere meinen Kopf, denke an alle Einzelheiten meines Chemies tudiums, erinnere mich an me i ne Freu n de und rekonstruiere Gespräche. Und das Wichtigste: Ich beginne m ich zu erinnern, wie ich etwas b aue, etwas ganz Großes. Und sie können mich nicht daran hindern, was ich de n ke …
    „Essen!“
    Dieser Fraß ist unerträglich, aber ich muss bei Kräften bleiben, wenn ich hinauskommen will, wenn ich ihnen in den Arsch treten will. Der Arschtritt wird gigantisch sein.
    Einmal im Monat kommt der Onkel Doktor zur Routineuntersuchung und da höre ich immer zu, was der Onkel Doktor mit seiner Leibwache spricht . Ich lerne gern, besonders Sprachen . Ich studiere im Kopf, ich denke nach, dekliniere, ich liebe Systeme und Tabellen. Meine Matrix im Kopf kann ich unendlich dehnen und vergrößern, ich speichere Laute ab, um sie dann Baustein für Baustein in Sätzen zu kombinieren; ja, langsam vers t ehe ich , was sie sagen; gelernt durch Ge s ten, gelernt durch die Macht der Beobachtung und der anschließenden Analyse. D ie Syntax ist mein neuer Freund sowie die Bestandteile chemischer Verbindungen.
    Ärzte, Doktoren, sie alle beobachten mich durch Kameras. Ich bin ein Spielzeug für Re i che. Big Brother für Reiche, die ihre geilen Gelüste an einem Menschen ausleben wollen, die Knech t schaft lieben . Das bin ich . Sie lieben mich. Ich halte durch . Früher war es einmal im Jahr…, da h a ben sich die Tore zum Freakgelände von Big Brother geöffnet und fünf Unschuldige sind in der Hölle gelandet, jetzt kommen sie öfter s ; der Wunsch nach Knechtschaft, nach Mensche n spielchen ist größer geworden.
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