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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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präfrontalen Kortex. So reduziert sich letzten Endes alles auf die materielle Realität – ebendeshalb passt der Ausdruck »reduktionistischer Materialismus«. Es ist leicht zu erkennen, warum eine solche Philosophie keinen Raum für Behauptungen lässt, dass es eine Realität gibt, die wir mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen können und die außerhalb der Reichweite unserer modernen Wissenschaft liegt. Falls der reduktionistische Materialismus recht hat, dann ist der Glaube an einen immateriellen Gott reine Fiktion und ein Leben nach dem Tod ausgeschlossen.
    Der reduktionistische Materialismus versorgt die Atheisten nicht nur mit Argumenten, sondern auch mit dem philosophischen Rahmenwerk zum Verständnis der Realität. Viele Atheisten assoziieren den reduktionistischen Materialismus mit Vernunft und Wissenschaft, und es gibt zahlreiche Philosophen und Wissenschaftler, die ihnen zustimmen. Außerdem gibt diese Form des Materialismus den modernen Atheisten die Selbstsicherheit, einen großen Teil dessen, was religiöse Menschen in aller Welt heute glauben, einfach zu verlachen. Solche Überzeugungen, so heißt es, hätten keine wissenschaftliche Basis und könnten deshalb nur das Produkt eines Wunschdenkens sein. So schreibt Sam Harris: »Die Tatsache des Todes ist zweifellos unerträglich … und Glaube ist wenig mehr als der Schatten, den die Hoffnung auf ein besseres Leben jenseits des Grabes wirft.« 11 Der reduktionistische Materialismus gibt Atheisten wie Harris die Gewissheit, dass sie recht und alle
anderen unrecht haben. Atheisten sind wirklich überzeugt, dass sie im reduktionistischen Materialismus über die Waffe verfügen, die sie brauchen, um die Religion zu vernichten und den Glauben an Gott und ein Leben nach dem Tod als Illusionen zu entlarven.
    Obwohl der reduktionistische Materialismus ein so mächtiger Feind des religiösen Glaubens ist, bleibt er in der Öffentlichkeit doch weitgehend unangefochten. Im eher säkularen Europa mag das nicht so überraschen, in den Vereinigten Staaten dagegen ist es doch sehr erstaunlich. Das Leben nach dem Tod liefert dafür einen ganz klassischen Fall. Der Glaube daran existiert in allen Religionen, aber im Christentum spielt er eine besonders zentrale Rolle. Immerhin ist die Auferstehung Jesu das Ereignis, auf dem das Christentum basiert und ohne das es die Christenheit heute nicht gäbe. Aber hören Sie Christen – oder wenigstens Pfarrer und hochrangige Vertreter der christlichen Kirche – die Auferstehung oder das Leben nach dem Tod in der Öffentlichkeit verteidigen? Nun, ich auch nicht.
    Christen reagieren in der Tat nur selten auf irgendwelche Behauptungen atheistischer Natur, die sich auf Wissenschaft und Vernunft berufen. Wenn sie von Atheisten angegriffen werden, sagen sie nichts. Gewiss sprechen einige christliche Gruppen darauf an, wenn sie ihre religiösen Überzeugungen als direkt bedroht sehen, wie etwa bei den Versuchen von Atheisten, die Evolution als Argument gegen die göttliche Schöpfung ins Feld zu führen. Aber sogar in diesem Fall gibt es eine Tendenz, Vernunft und Wissenschaft abzulehnen, wodurch die Christen beschränkt und antiintellektuell erscheinen. Wie einer meiner atheistischen Freunde stichelt: »Wie können diese Christen gegen Logik
und Erfindungen sein?« Tatsächlich sind sie weder gegen das eine noch das andere. Vielmehr ist ihnen klar, dass Wissenschaft und Vernunft zu einem weitgehend feindlich besetzten Territorium geworden sind. Wissenschaft und Vernunft werden von den »bösen Buben« für sich beansprucht. Und mit der Unterstützung vieler Gelehrter benutzen die bösen Buben nun Wissenschaft und Vernunft, um die Reichweite der Wirklichkeit immer stärker einzuengen, indem sie argumentieren, dass »die Wissenschaft dies und das beweist« und »die Vernunft uns zwingt, dies und das zu akzeptieren«. Christen glauben, dass die Wirklichkeit sehr viel größer ist und dass es Möglichkeiten gibt, jene Realität zu verstehen, die über rationale Syllogismen und wissenschaftliche Experimente hinausgeht. Was vordergründig nach Antiintellektualismus der Christen aussieht, ist in vielen Fällen eigentlich ein Protest gegen die zurechtgestutzte Realitätsbetrachtung des reduktionistischen Materialismus.
    Die Grundlage von Wissenschaft und Vernunft zu verlassen birgt jedoch die Gefahr, dass Christen dann gezwungen sind, mit zwei Wahrheiten zu leben. Die eine Wahrheit hören wir in der Kirche, die andere im allgemeinen sozialen
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