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Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben

Titel: Leben nach dem Tod - warum es nicht irrational, sondern logisch ist, an das Jenseits zu glauben
Autoren: Arkana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ein Leben nach dem Tod gibt. Wir halten diese Einstellung für religiös, propagiert vor allem
vom Klerus, und das war und ist sie im überwiegenden Maße auch. Aber viele der größten Wissenschaftler und Philosophen der Welt, von Sokrates und Cicero über Galileo und John Locke bis zu Isaac Newton haben ebenfalls ihren Glauben an ein Leben nach dem Tod bestätigt. Sogar Skeptiker der Aufklärung wie Thomas Paine, Thomas Jefferson und Benjamin Franklin gaben ähnliche Ansichten zu. Europa ist der einzige Kontinent, auf dem nur wenig mehr als die Hälfte aller Menschen an ein Leben nach dem Tod glauben. In Amerika sind es fast achtzig und in nichtwestlichen Kulturen nahezu hundert Prozent. 6
    Manch einer findet es verblüffend, dass immer noch so viele Menschen an ein Leben nach dem Tod glauben. Wie können sie, obwohl doch noch nie jemand zurückgekehrt ist, an der Idee eines Weiterlebens jenseits des Grabes festhalten? Woher haben sie diese verrückte Vorstellung? Ich werde diese Fragen später beantworten, aber vorher bedarf unser kopfschüttelndes Unverständnis selbst noch einer Erklärung. Wir sind unserer eigenen Vergangenheit inzwischen so weit entfremdet, dass unsere Vorfahren zu völlig Unbekannten geworden sind. Zudem verstehen wir auch heute noch nicht, dass es in den Kulturen außerhalb der westlichen Welt im Kern denselben Glauben an ein Leben nach dem Tod gibt, der früher auch in unserer Gesellschaft allgegenwärtig war.
    Wie konnten wir auf derart seltsame Abwege geraten? Wie konnte sich zwischen dem Denken unserer Vorfahren und der übrigen Welt auf der einen Seite und uns auf der anderen eine solche Kluft auftun? Der Grund dafür ist eine neue Art des Denkens in Amerika und Europa. Diese Anschauung vertreten heute viele intelligente Menschen in
unserer Gesellschaft und auch die Vertreter ihrer einflussreichsten Institutionen. Der Philosoph Charles Taylor spricht von einem säkularen Ethos, aber man könnte es auch genauso treffend als »aufgeklärtes Denken« bezeichnen. Es beherrscht die Lehre an Hochschulen und Universitäten, die Exponate in unseren Museen, die Aussagen unserer technischen Experten und führenden Politiker und alles, was uns die einschlägigen Magazine, Zeitungen und elektronischen Medien als Wahrheit verkünden. Es bildet heute die dominante Ideologie des öffentlichen Diskurses im Westen, und es formt die Denkweise unserer Kinder.
    Aufgeklärtes Denken besagt, dass es kein Leben nach dem Tod gibt und jede gegenteilige Behauptung unsinnig ist. Wir haben dieses eine Leben, und das war’s. Wir sind uns dessen sicher, weil die Wissenschaft uns unsere wahre Natur gezeigt hat – und wie auch bei Tieren ist unsere wahre Natur sterblich. Außerdem sind wir materielle Geschöpfe – Wesen mit materiellen Körpern –, und wenn diese Körper zerfallen, verliert das Leben seine Grundlage. »Wenn wir sterben«, schreibt der Philosoph Owen Flanagan, »sind wir weg.« 7 Was die Seele angeht, nun ja, nach der hat die Wissenschaft immer wieder gesucht, aber in unserem Inneren nichts dergleichen gefunden. Auch haben wir keinen freien Willen, obwohl wir uns dieser Illusion gern hingeben. »Freier Wille«, schreibt der Biologe Peter Atkins, »ist nicht mehr als das organisierte Zusammenspiel beweglicher Atome … wenn der Zufall sie zunächst mit Energie ausstattet und sie dann in neuen Anordnungen festhält, sobald ihre Energie auf natürliche Weise und wieder dem Zufallsprinzip gehorchend geringer wird.« 8 Sicher können wir den Wunsch verspüren, diese Fakten aus religiösen oder
moralischen Gründen abzulehnen, aber Vernunft und Beweise nötigen uns, sie zu akzeptieren.
    Das aufgeklärte Denken bezieht seine Selbstsicherheit aus den Ergebnissen der modernen Wissenschaft. Wissenschaft gilt ihm als die beste, wenn nicht einzige Möglichkeit, zuverlässige Erkenntnisse zu gewinnen. Religiöse Behauptungen basieren auf Glauben, aber wissenschaftliche Behauptungen gründen sich auf Vernunft. Während die Religionen der Welt konkurrierende und widersprüchliche Grundsätze von sich geben, erinnert uns das aufgeklärte Denken daran, dass es keine chinesische oder indische und auch keine Wissenschaft des Mittleren Ostens gibt, sondern dass sie universell ist. Sogar religiösen Menschen scheint klar zu sein, dass Wissenschaft funktioniert. »Wer das bestreiten wollte«, schreibt der Physiker Victor Stenger, »sollte es lieber auf Schiefertafeln statt auf gedrucktem Papier tun oder mittels
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