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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Autoren: Christiane Gohl
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ebenfalls.
    Lena nickte desinteressiert und wandte sich dann Ronnie zu, um auch an seinem Kopfstück eine lange Leine zu befestigen. Wir arbeiteten also in zwei Gruppen, damit jeder so oft wie möglich aufs Pferd kam. Und dabei hatte ich mir schon ausgerechnet, dass ich höchstens sechs bis sieben Minuten pro Stunde in den Sattel musste. Thorsten machte ein Gesicht, als hätte er Gleicheserhofft, aber alle anderen zeigten sich begeistert und vor allem meine Mutter strebte sofort auf das größere Pferd zu. Auch Thorstens Daddy musste sich wieder mal beweisen. Anna dagegen blieb bei Toby, schon um Marie zu zeigen, dass sie es besser konnte. Und Thorsten und ich waren uns in einer Hinsicht einig: Je erdnäher, desto besser.
    Schließlich fanden sich sämtliche Elternteile bei Ronnie, alle Kids bei Toby wieder.
    »Seniorenreitstunde«, bemerkte ich und wies auf die Elterngruppe. Die anderen kicherten. Aber dann musste ich in den Sattel und das Lachen verging mir. Schon wegen der Reitkappe, auf der Frau Witt tatsächlich bestanden hatte. Wir konnten uns vorerst welche leihen, bevor wir uns eigene anschaffen würden. Die Leihkappen sahen alle gleich verschlissen und verschwitzt aus. Bestimmt fand die »Gemeine Kopflaus« darin artgerechte Haltungsbedingungen. Ich wählte schließlich die neueste, auch wenn sie etwas klein war und mir schon beim Angucken Kopfschmerzen machte. Meine schönen Zöpfchen!
    Marie und Anna sahen dagegen ganz professionell aus. Plötzlich verstand ich die reitstalltypische Frisurgestaltung. Thorsten wirkte nur albern. Er hatte eigentlich lockiges hellblondes Haar, ein bisschen länger als bei den meisten Jungs, wohl um von seinem etwas runden Gesicht abzulenken. Unter der schwarzen Samtkappe sah er aus wie ein Vollmond in Trauer. Ich wollte ihn großzügig vorlassen, aber er hielt sich so lange mit dem Verschluss der Kappe auf, dass ich schließlich als Dritte auf Toby kletterte. Das Pferd war rundlich, wie gesagt. Man saß ziemlich breitbeinig. Und dann bewegte es sichauch noch wie ein Wackelpudding. Dazu immer rundum. Nach ein paar Minuten war mir schwindelig.
    »Können wir nicht mal geradeaus gehen?«, fragte ich Frau Witt.
    Die lachte nur. »Wir können mal traben!«, erwiderte sie, und dann hatte ich endgültig keine Zeit mehr, über irgendetwas anderes nachzudenken als pures Überleben. Der Wackelpudding verwandelte sich unversehens in einen Presslufthammer. Ich verkrampfte meine Finger in der Mähne, versuchte, meine Unterschenkel eher abzuspreizen statt damit zu klammern, um das Pferd ja nicht noch schneller zu machen, und konnte mich plötzlich sehr gut in gewendete Pfannkuchen hineinversetzen. Nach schier endloser Zeit hielt Frau Witt Toby an.
    »Das war schon sehr gut!«, lobte sie.
    Sie konnte nicht recht bei Trost sein!
    Tatsächlich kriegte sich aber auch meine Mutter kaum darüber ein, wie toll ich gesessen habe. »Überhaupt nicht geklammert! Aber in deinem Alter hat man eben noch keine Angst! Mir dagegen war fast ein bisschen mulmig. Aber es macht Spaß, nicht?«
    Mom hatte ihr Debüt auf Ronnie problemlos gemeistert und dabei sogar gelächelt.
    Inzwischen saß Thorsten auf dem Presslufthammer und schien es mit dem Prinzip Sandsack zu versuchen. Er hing völlig schlaff auf dem Pferd, was nicht ganz falsch zu sein schien, denn im Gegensatz zu seinem Vater auf Ronnie wurde er nicht bei jedem Trabschritt aus dem Sattel geschleudert. Dennoch war er schweißgebadet, als er schließlich abstieg.
    »Wie Go-Kart-Fahren?«, fragte ich ihn grinsend.
    Thorsten bedachte mich mit einem Blick wie ein gefolterter Mops.
    »Wir sehen uns dann alle nächste Woche wieder!«, säuselte Frau Witt. »Wer möchte, kann natürlich noch bleiben und absatteln helfen.«
    Thorsten und sein Dad machten, dass sie wegkamen. Letzterem ging es anscheinend vor allem darum, Männlichkeit zu beweisen, und dazu passte es sicher nicht, ein Pferd an- und auszuziehen. Thorsten dagegen hatte beim Putzen entschieden zufriedener gewirkt als beim Reiten. Wahrscheinlich deutete Daddy das als psychische Störung.
    Marie und Anna waren natürlich nicht zu bremsen, ebensowenig meine Mom. Insofern sprangen jetzt mit Lena und Frau Witt ganze fünf Leute um die zwei Pferde herum. Ich beschloss, dass ich da nicht gebraucht wurde. Stattdessen verschwand ich auf die Mädchentoilette und zog Bilanz. Das Einhorntattoo war verloren, meine Haare in Reitkappenform an den Kopf geklatscht und dort zementähnlich verklebt. Zwei
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