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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Autoren: Christiane Gohl
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sonderlich an. Marie zeigte sich schließlich fast eifersüchtig, wenn ich das Pferd nur berührte. Sie redete pausenlos auf Ronnie ein, während sie sein Fell glättete. Nach zehn Minuten sehnte ich mich nach Thorstens Gesellschaft.
    Thorsten schien es nicht besser zu gehen. Beim letzten Mal war er nicht sonderlich aufgefallen, aber im Team mitAnna wurde er schnell zum Prügelknaben des Kurses. Er war eindeutig kein Bewegungswunder und hantierte ziemlich ungeschickt mit Striegel und Bürste. Kein Problem, wenn ein Pferd so ruhig herumstand wie Toby. Der riesige Fuchs dagegen tanzte unartig herum. Beim Versuch, seinen Hufen zu entkommen, stolperte Thorsten pausenlos über seine eigenen Füße und erntete einen Anpfiff nach dem anderen. Von Anna, von seinem Daddy – schließlich sogar von Frau Witt: Er solle sich endlich zusammennehmen, er mache das Pferd ganz nervös.
    Dabei hatte Buffalo eindeutig angefangen. Der Wallach war hektisch und genervt. Thorstens halbherzige Versuche, ihn nur andeutungsweise mit dem Putzzeug zu berühren, machten das ebenso wenig besser wie Annas »beruhigender« Zuspruch.
    »Du, vielleicht ist er kitzelig!«, überlegte ich, als Thorsten und ich uns am Wasserhahn trafen, um Schwämme anzufeuchten. »Nimm doch mal diesen Eisenstriegel statt des Kunststoffdings. Toby hat der auch gefallen.«
    Bei Toby hatten wir hartes Putzzeug gebraucht, um seine Winterwolle zu entfernen. Buffalo war dünnhäutiger. Aber die weniger vorsichtige Behandlung schien ihm trotzdem besser zu liegen. Schließlich konnte Thorsten ihm sogar den Sattel auflegen, ohne dass er nach ihm trat.
    »Du kannst echt Gedanken lesen!«, sagte Thorsten grinsend, als wir schließlich zur Halle schlurften. Die Streber hatten sich wieder die Pferde geschnappt, diesmal Ronnie und Buffalo.
    Thorsten und ich zogen zur Ronnie-Gruppe. Überlebensmotto: Immer das kleinste Pferd.

    Der Reiterverein Wienberg verfügt über zwei Reithallen – eine frei stehende und eine, die dem Schulpferdestall angeschlossen war. Beim letzten Mal hatten wir Letztere für uns allein gehabt, während der normale Reitunterricht in der größeren stattfand. Diesmal war die Halle jedoch belegt. Zwei Mädchen ritten bereits rundum.
    »Privatpferdebesitzer!«, raunte Marie, als gehörten die beiden einem geheimen Orden an, der sie weit über uns Sterbliche hinaushob.
    Dabei sahen sie eigentlich ganz normal aus – die eine war allerdings auffallend hübsch. Sie hatte ein schmales, blasses Gesicht wie ein Model und eine lange, dunkle Mähne, die sie mit einem Samtband im Nacken zusammengebunden hatte. Sie saß auf einem riesigen Braunen, der mit gewaltigen Bewegungen durch die Halle trabte. Die andere, auf einem kleineren Fuchs, wirkte dagegen unauffällig. Und dort, an der sogenannten »Bande«, die Reitbereich vom Zuschauerbereich trennt, lehnte Heiko – natürlich flankiert von zwei weiteren Mädchen. Ich hätte im Boden versinken mögen. Da begegnet einem einmal ein echter Traumboy – und der beobachtet einen dann bei der wohl peinlichsten Betätigung, der man in rosa Gummistiefeln nachgehen kann: animalisches Presslufthammersurfen.
    »Willst du mal anfangen, Lea?«, fragte Frau Witt.
    Mir fiel kein Grund ein, abzulehnen. Außerdem war es wohl auch egal. Heiko sah nicht aus, als habe er vor, seinen Aussichtspunkt in der nächsten Viertelstunde zu verlassen. Dazu schien ihn der Anblick des dunkelhaarigenMädchens auf dem Braunen viel zu sehr zu fesseln. Sie saß wie angeklebt und das Pferd hob seine Hufe zierlich wie ein Balletttänzer.
    Auch Frau Witt am anderen Ende meiner Longe schien sie viel interessanter zu finden als meine verzweifelten Versuche, mich irgendwie an Ronnie hochzuziehen. Allerdings war sie nicht uneingeschränkt begeistert. »Nicht so eilig, Ronja! Lass ihn nicht so davonrennen!«
    Heiko drückte sich drastischer aus. »Zügel kürzer!«, brüllte er dem Mädchen zu, so laut, dass Buffalo einen erschreckten Sprung zur Seite machte. Anna, die eben aufgestiegen war und noch nicht richtig saß, fiel dabei herunter.
    Die Mädchen an der Bande kicherten und verdrehten die Augen. Ich erwartete, dass Lena, die Frau Witt unterstützte, den Jungen rüffelte. Aber sie schien eher genervt von der hoffnungslosen Anfängerin. Jedenfalls grinste sie nur und erheiterte ihre Zuschauer mit der Bemerkung: »Das höchste Glück der Pferde ist der Reiter auf der Erde.«
    Ob sie das aufmunternd meinte? Anna jedenfalls guckte nicht getröstet.
    Mit ziemlich
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