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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Autoren: Christiane Gohl
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wollten immer schon Reiten lernen, aber es bot sich einfach keine Möglichkeit? Und jetzt fragt Ihre Tochter nach Reitstunden? Ergreifen Sie Ihre Chance! Unser ›Mutter-Tochter-Arrangement bietet den idealen Einstieg in den Reitsport. Reiterverein Wienberg, Hohenrehburg, Am Wäldchen.«
    Den Reitstall kannte ich. Ein paar Mädchen aus meiner Klasse verbrachten da ihre ganze Freizeit, um sich von Pferden im Kreis herumtragen zu lassen und im Mist zu wühlen. Aber mich zog es ehrlich gesagt nie in die Nähe von Tieren, die größer waren als ein Dackel.
    »Hab ich nach Reitstunden gefragt?«, erkundigte ich mich misstrauisch.
    Man liest ja schon mal von »multiplen Persönlichkeiten«. Vielleicht bin auch ich ein wenig gespalten? Oder sollte ich schlafwandeln?
    »Ach komm, Lea, alle Mädchen lieben Pferde!«
    »Ich liebe Nico Chico«, erklärte ich mit verklärtem Lächeln.
    »Tierpension« erschien eben auf der Mattscheibe und Nico begann mit seinem Song »Engelshaar«. Darin schwärmte er von einem Mädchen mit langem, weichem, lockigem Blondhaar. Meins war leider kurz, dunkelrotbraun und struppig. Aber es war ja nur ein Lied. Sicher hatte ihm irgendjemand anders den Text aufgedrückt, und in Wirklichkeit träumte er von einem Mädchen mit rundem Gesicht und Pickeln, ohne Busen, dafür mit Spargelbeinen. Gut, das war unwahrscheinlich. Aber er war ein ernsthafter Junge. Und ich hatte innere Werte.
    »Das ist keine Liebe, das ist Schwärmerei!«, entschied meine Mutter, während Nico Chico über die Bühne tobte.
    Zwischendurch zeigten sie Bombo in Großaufnahme – was hatte er da für ein süßes Tattoo über der rechten Augenbraue! War das ein Einhorn? Und bei Nico Chico galoppierte es über die Nasenwurzel. Cool! Aber bestimmt nicht eintätowiert, sondern aufgeklebt. Ob es die Dinger wohl irgendwo zu kaufen gab?
    »Ein Pferdetattoo!«, bemerkte meine Mutter. »Niedlich!«
    Ich warf ihr einen skeptischen Blick zu. Bisher gehörte der Gedanke, ich könnte mich tätowieren lassen, eher zu ihren Albträumen.
    »Du, wenn es die Dinger irgendwo zu kaufen gibt, kleben wir uns vor der ersten Reitstunde beide eins an!«
    So langsam fand ich die Sache bedenklich.
    »Du meinst das ernst?«, erkundigte ich mich, als sich »Tierpension« unter dem Gekreische der beneidenswerten Mädchen im Fernsehstudio zurückzog und der Quizmaster wieder den Bildschirm übernahm. »Du willst wirklich reiten?«
    Mami nickte.
    »Warum machst du’s dann nicht einfach?«, fragte ich. »Ich meine … wozu brauchst du mich dafür?«
    Meine Mutter kaute auf ihrer Unterlippe herum. So verlegen hatte ich sie selten erlebt. Dies war wirklich ein Abend der Überraschungen.
    »Na ja, weil … es sieht doch ein bisschen komisch aus … in meinem Alter in der Reitschule … die anderen Anfänger sind schließlich alle höchstens dreizehn …«
    Die meisten waren noch jünger. Die Pferdeverrückten in meiner Klasse waren durchweg bereits seit zwei oder drei Jahren dabei und gänzlich abgedreht. Die wachten mit dem Gedanken an Pferde auf und gingen damit schlafen – und statt ein Poster von Nico Chico hingen irgendwelche Bilder von wilden Hengsten über ihren Betten.
    »Gibt’s nicht so was wie Seniorenreitstunden?«, überlegte ich – und trat damit voll ins Fettnäpfchen. Meine Mutter blitzte mich empört an.
    »Soooo alt bin ich nun auch wieder nicht. Im Grunde ist es genau, wie in der Anzeige beschrieben … ich habe immer von Pferden geträumt, und nun …«
    »Nun hast du eine Tochter, der die Viecher herzlich egal sind. Mein Beileid. Vielleicht kannst du mich ja noch umtauschen.«
    Ich war jetzt auch etwas knatschig. »Jedenfalls setze ich mich garantiert nicht deinetwegen auf so ein lebensgefährliches Tier. Ich habe Höhenangst, ich brauche Bodenhaftung.«
    Von meiner Seite aus war die Sache damit erledigt.
    Aber meine Mutter lächelte sadistisch. »Wetten, dass du gleich anders darüber denkst«, bemerkte sie mit einem Gesicht wie unsere Katze, wenn sich der Dosenöffner in die Whiskasdose gräbt. »Schließlich bist du doch … äh … ›tierlieb‹. Und die hier kann ich durchaus noch umtauschen.«
    Theatralisch zog sie zwei Konzertkarten aus der Hosentasche. Mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. »Tierpension«! Nächste Woche in Düsseldorf.
    »Und das ist nicht alles«, fügte Mami hinzu. »Ich hab mit der Konzertveranstalterin gesprochen. Dein NicoChico empfängt ein paar Mädchen backstage. Die Siegerinnen von so einem
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