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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Autoren: Christiane Gohl
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meine Mutter ziemlich enttäuscht, worauf ich auch keine Antwort geben konnte.
    »Im Stall wahrscheinlich«, meinte der Vater des peinlichen Knaben eher desinteressiert.
    Hoffentlich freundeten die zwei sich nicht an! Wenn wir da jetzt hineingingen, stießen wir garantiert auf mindestens hundert Mädchen aus meiner Schule. Wenn die glaubten, der Typ gehöre zu mir, nur weil Mom mit seinem Dad flirtete …
    »Ich hab gelesen, dass man sie in Reitschulen selten rauslässt. Dabei wäre das viel besser. ›Artgerechter‹, sagt man, glaub ich«, sinnierte meine Mutter.
    Der Vater des Horrortypen blickte sie ungnädig an. »Aber dies sind Turnierpferde«, bemerkte er.
    Ich ging entschlossen auf die Stalltür zu. Ein riesiges Scheunentor – und daneben eine normale Tür für Menschen ohne Pferd. Drinnen war es verhältnismäßig dunkel, nach dem Frühlingssonnenlicht draußen musste ich erst mal blinzeln, bevor ich etwas erkannte. Dann sah ich auf eine breite Stallgasse, mit Pferdewohnabteilen rechts und links. Sah ein bisschen aus wie Hühner-Massenhaltung und die Geräuschkulisse passte auch. Mindestens zehn Mädchen gurrten und säuselten auf ein paar riesige Pferde ein, die sie vor ihren Ställen angebunden hatten. Zwischendurch tauschten sie sich in einer Art Fremdsprache mit ihren Freundinnen aus.
    »Ich hasse ja das Martingal. Aber er pullt dann weniger.«
    »Ja, gerade beim Springen. Man muss ihn sonst derart runterriegeln …«
    Von meiner Mutter und mir nahmen die Mädchen keine Notiz, wahrscheinlich hatten sie alle mal mit rosa Gummistiefeln angefangen. Jetzt steckten sie allerdings durchweg in knallengen Reithosen und hohen schwarzen Stiefeln. Als der Knabe in den Schlabberhosen durch den Stall stolperte, folgten ihm dafür umso mehr Blicke. Klar, ein Junge war hier ein Exot, egal, wie er aussah. Einige Mädchen kicherten, anderen verdrehten die Augen, aber dann gingen sie wieder zur Tagesordnung über.
    Leider machte der Daddy des Typen die Sache schlimmer.
    »Wo geht’s denn hier zum Mutter-Kind-Kurs?«, erkundigte er sich bei einem der Mädchen.
    Es klang, als handle es sich um eine Art Schwangerschaftsberatung. Das blonde, sehr schlanke Mädchen grinste entsprechend breit. Der Junge schien im Boden versinken zu wollen.
    »Ich glaube, das macht Frau Witt im alten Stall. Da müssen sie noch mal über den Hof, das gleiche Gebäude wie die Reithalle. Jedenfalls haben wir da schon zwei Mädchen hingeschickt.«
    Immerhin gab die Blonde höflich Auskunft. Sie sah auch sonst ziemlich brav aus, ihr Haar hatte sie zu einem artigen Zopf im Nacken geflochten.
    Ich überlegte, ob die beiden Mädchen wohl ohne Mütter gekommen waren oder ob Erwachsene hier einfach übersehen wurden.
    Letzteres schien der Fall zu sein, denn »im alten Stall« warteten bereits zwei Frauen und ihre etwa zwölfbisdreizehnjährigen Töchter. Die Mädchen schienen sich zu kennen. Sie strichen begehrlich um ein gesatteltes Holzpferd herum, das hier in einem Vorraum der Halle auf Reiter zu warten schien. Vorher hatten wir einen weiteren Hühnerstall mit Pferden durchquert, noch dunkler als der vorige. Ob das einschläfernd auf die Vierbeiner wirkte? So wie das Tuch über dem Papageienkäfig? Irgendeinen Grund musste es jedenfalls haben, dass die Fenster hier winzig und in luftiger Höhe von mindestens 2 Meter 50 angebracht waren.
    Die Frauen grüßten, als wir hinzukamen, wobei sie besonders den einzigen Mann in der Runde einer interessierten Musterung unterzogen.
    Ich dagegen checkte eher das Outfit der anderen Mädchen. Beide trugen Jeans, eine Gummistiefel, die andere Turnschuhe. So gesehen lag ich richtig. Allerdings hatten sich die beiden sonst bemüht, dem Erscheinungsbild der Reiterinnen in den Büchern möglichst nahe zu kommen. Sie trugen traurige schwarze Pullis, und eine hatte sogar versucht, ihre blonden Haare zum Knoten hochzustecken. Die andere hatte kurzes braunes Haar und war rundlicher als ihre Freundin.
    Ich beschloss, in die Offensive zu gehen, bevor sie den Eindruck bekamen, der Knabe gehöre zu mir.
    »Hi, ich bin Lea.«
    Die Mädchen lächelten.
    »Marie«, stellte sich die Blonde vor. Sie schien die Aktivere zu sein – hyperaktiv, wie sich später herausstellte. Marie konnte keine Minute still stehen und hörte eigentlich nie auf zu reden – es sei denn, ihre ebenso gesprächige Mutter beschallte die Gemeinde. »Und das ist Anna, meine Freundin.«
    Anna war ruhiger. Maries Dauergequassel ließ sie an sich ablaufen wie
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