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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Autoren: Christiane Gohl
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»Aber vor dem Reiten solltest du es abnehmen. Du verlierstes, wenn du schwitzt. Und deine Zöpfchen musst du auch aufmachen. So passt da keine Kappe drüber.«
    An eine Reitkappe hatte ich keine Sekunde gedacht. Aber sicher, die Dinger dienten ja nicht nur der Dekoration, sondern sollten einem im Zweifelsfall das Leben retten. Ich seufzte. Wenn ich meine gegelten Haare jetzt unter so einen Helm zwängte, würde ich hinterher aussehen wie eine nasse Katze. Vielleicht riskierte ich doch lieber den Schädelbruch?
    Marie und Anna schienen schadenfroh zu zwinkern, Thorsten zog eine Augenbraue hoch. Verachtung oder Mitleid? Ich beschloss, dass ich hier einfach ein dickes Fell brauchte.
    Also lächelte ich Frau Witt an und fummelte gehorsam die Spangen aus meinem Haar. Ich tat einfach so, als hätte ich die Kritik nicht herausgehört.
    Ziemlich dickes Fell hatten auch die Pferde, die Frau Witt uns jetzt zuteilte.
    »Einige haben noch ein bisschen Winterwolle, ihr müsst kräftig putzen«, erklärte sie uns. »Das üben wir zuerst. Wer reiten will, sollte auch wissen, wie man das Pferd richtig vorbereitet. Wir arbeiten in Zweiergruppen. Hier, wer nimmt Fanny?«
    Das betreffende Pferd war riesig, schwarz und wandte uns in seinem Stall das Hinterteil zu. Marie und Anna schreckte das nicht.
    »Wir!«, meldeten sie sich sofort eifrig und grapschten nach dem Halfter an der Stalltür.
    Frau Witt schaute erneut irritiert. Bei Zweiergruppen hatte sie wohl an ›Familie unter sich‹ gedacht. Aber die Mädchen schienen wild entschlossen, ihren Müttern so fern wie möglich zu bleiben.
    Die drängten sich daraufhin gleich nach dem Pferd in der Box nebenan. Von da aus hatten sie ihre Töchter immerhin im Blick. Das Tier hieß »Ronnie«, war braun und wirkte ganz umgänglich. Es war etwas kleiner und wandte uns wenigstens den Kopf zu. Das tat Nummer drei allerdings auch. Ein dicker Schimmel, der sofort die Ohren anlegte und die Zähne fletschte, als wir uns der Box näherten.
    Was das bedeutete, hatte ich schon gelesen. Dieses Tier wünschte offensichtlich keine Streicheleinheiten. Ich zog mich zurück und trat dabei beinahe Thorsten auf die Füße, der ebenfalls auf der Flucht schien.
    »Dies hier ist Allegra. Sie ist ein bisschen zickig, aber das ist nur Schau. Wenn sie erst am Anbinder steht, benimmt sie sich …«, behauptete Frau Witt. »Na, wer traut sie sich zu?«
    »Ich!«, erklärte meine Mutter zu meinem abgrundtiefen Entsetzen – aber immerhin hatte sie einen Rivalen. Thorstens Papi war fest entschlossen, hier den starken Mann zu spielen.
    »Der muss man mal zeigen, wo es langgeht!«, verkündete er.
    Frau Witt ließ die Blicke kurz über ihre verbleibenden Schüler schweifen und las ganz richtig in Thorstens und meinem Gesicht. Keiner von uns schien willig, sich Allegra auch nur auf fünf Schritte zu nähern.
    »Schön, Frau Groß und Herr Reiser, dann arbeiten Sie doch zusammen. Und für euch beide habe ich ein besonders nettes Pferd!«
    Noch vor einer Stunde hätte ich empört aufgeschrien, hätte man mir eine Gruppenarbeit mit einer lebenden Peinlichkeit wie Thorsten zugemutet. Aber jetzt wollte ich nur noch überleben.
    Thorsten lächelte schüchtern. Mir fehlten wieder die Worte. Glory hatte mal gesagt, Reitställe wären so was wie moderne Nonnenklöster. Was mich anging, stand ich kurz vor Ablegung des Schweigegelübdes.
    Das »besonders nette Pferd« war sandfarben, kleiner als die anderen und so pummelig, dass Thorsten daneben gertenschlank wirkte. Seine Mähne war weiß, seine Augen groß und dunkel. Die Ohren trug es brav nach vorn gerichtet, und es machte keine Anstalten, zu flüchten oder anzugreifen, als wir ihm mit Frau Witts Hilfe das Halfter überzogen. Bei ihr sah das ganz einfach aus. Als wir es selbst versuchten, verwandelte sich das Ding allerdings in ein unübersehbares Wirrwarr aus Riemen und Schnallen.
    Das Pferd – Toby – ließ unsere Versuche geduldig über sich ergehen. Überhaupt machte es den Eindruck, als pflege es sich Reitschüler einfach wegzudenken. Als ich zehn Minuten an ihm herumgeputzt hatte, ohne dass es auch nur eine Regung zeigte, fühlte ich mich ignoriert. Ich brauchte Ansprache. Aber alle weiblichen Wesen um mich herum waren voll damit beschäftigt, auf ihre Pferde einzusäuseln.
    Schließlich wandte ich mich an Thorsten. »Und warum wolltest du nun wirklich reiten?«, erkundigte ich mich.
    Thorsten grinste. Er fuhrwerkte ungeschickt mit Striegel und Bürste an Toby herum und
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