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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Autoren: Christiane Gohl
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Preisausschreiben. Zwei mehr würden da gar nicht auffallen …«
    Meine Mutter arbeitet in einem Reisebüro, das auch Konzertkarten vertreibt. Wahrscheinlich hatte sie die kostbaren Tickets umsonst oder doch stark verbilligt bekommen. Und jetzt nutzte sie das, um mich zu erpressen. Sie hat einen schlechten Charakter.
    Ich besann mich ebenfalls auf fragwürdige Erbanlagen und begann zu handeln. »Also gut. Wie viele Reitstunden?«
    »Zehn für die Karten«, erklärte meine Mutter. »Und zwanzig für Nico Chico von Angesicht zu Angesicht.«
    »Dreißig Stunden? Bist du verrückt? Bei einer Stunde pro Woche sind das siebeneinhalb Monate!« Ich war entsetzt.
    »Stimmt, das ergibt eine ungerade Zahl«, meinte Mom ungerührt. »Sagen wir 32 Stunden. Dann sind es insgesamt acht Monate. Bis dahin liebst du Pferde!«
    Mir fehlten die Worte, was selten vorkommt. Aber mit diesem Deal musste ich erst mal fertig werden. Das Treffen mit Nico konnte höchstens eine Viertelstunde dauern. Und dafür sollte ich mich acht Monate schinden? War es das wert?
    Natürlich war es das wert! Es war schließlich die Chance meines Lebens. Wenn sich Nico in mich verliebte … Wenn »der Himmel Feuer spie« wie in seinem Lied, als er das Mädchen zum ersten Mal sah … Dann würde sich sowieso alles ändern. Vielleicht würde ich ihn demnächst auf Tournee begleiten – irgendwas machen … wobei mir auf Anhieb nicht allzu viel einfiel. Als Kostümbildnerin falle ich aus. Sobald ich eine Nadelanfasse, fließt Blut. Gitarren stimmen kann ich auch nicht – mein Musiklehrer bestätigt mir immer wieder das Gegenteil des absoluten Gehörs, aber das diagnostiziert er bei allen Fans von »Tierpension«. Und eine Köchin wäre an die Jungs verschwendet. Nico Chico ernährt sich von Hamburgern und Schokoriegeln … Aber letztlich waren das müßige Überlegungen. Wenn er sich in mich verliebte, würde sich schon ein Platz für mich finden. Ich musste nur an ihn rankommen!
    »18 Stunden für den Backstage-Besuch. Also insgesamt sieben Monate«, machte ich meinen Gegenvorschlag. »Komm, Mommi, ich backe dem Gaul auch ’ne Möhrentorte!«
    Letzteres schien sie zu überzeugen. Tortenbacken ist schließlich ein Liebesbeweis.
    Mom nickte. »In Ordnung. Nächsten Dienstag geht’s los … Drei Uhr, um halb fahren wir los. Wird dir bestimmt Spaß machen!«
    Ich fuhr auf. »Aber das Konzert ist erst am Freitag!«, protestierte ich. »Können wir nicht nächste Woche …?«
    Meine Mutter schüttelte energisch den Kopf. »So was nennt man Vorkasse!«, erklärte sie. »Außerdem habe ich uns schon angemeldet. Gib dir keine Mühe, Lea, da kommst du nicht mehr raus!«

Hoch zu Presslufthammer
     
    D en Teufel werde ich tun und das hier anziehen! Warum kann ich nicht einfach in Jeans reiten? Und Turnschuhen? Ich hab seit dieser Wattwanderung keine Gummistiefel mehr getragen. Gummistiefel sind uncool!«
    Es war Dienstag und ich starrte voller Entsetzen auf die Klamotten, die meine Mutter mir für die erste Reitstunde herausgesucht hatte.
    Keine Ahnung, wo sie diese himmelblauen Leggins aufgetrieben hatte. Ob so was in ihrer Jugend vielleicht mal in war und sie die aus sentimentalen Gründen nicht weggeschmissen hatte? Hatte sie vielleicht ihren ersten Kuss in diesem Teil bekommen? Nein. Unmöglich. Niemand küsste ein Wesen in babyblauen Leggins mit zartgelben Tupfen.
    Und dann diese Gummistiefel. Letztes Jahr waren wir auf Klassenfahrt in Norddeich und unsere Lehrer bestanden auf eine Wattwanderung. Insofern hatten sich sogar die coolsten Mädchen in solche Teile gequält – selbst Jenny Rohde, die schon zweimal einen Freund hatte. Wobei Jenny allerdings hochhackige Gummistiefel aufgetrieben hatte, weiß der Himmel, wo. Sie waren ein voller Erfolg, bis sie sich damit im Schlick auf die Klappe legte … Aber an spektakuläre Stürze wollte ich heute besser gar nicht denken.
    »Also schön, Jeans. Aber Gummistiefel! Reiten in Turnschuhen ist gefährlich!« Meine Mutter war gutgelaunt und insofern kompromissbereit. Außerdem trug sie selbst enge Jeans, anscheinend hatten sich keine Liebestöter in ihrer Größe gefunden. Dazu führte sie echte Reitstiefel spazieren. Auch aus Gummi, aber längst nicht so uncool wie meine Treter.
    »Sie waren ganz billig …«, meinte Mom verlegen.
    Mir schwante Schreckliches. Sie musste es ernst meinen. Gewöhnlich investiert sie kein Geld in unsichere Sachen und Reitstiefel kann man nun wirklich zu nichts anderem als zum Reiten
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