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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Autoren: Christiane Gohl
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gebrauchen.
    »Hier, die hab ich auch nicht vergessen!« Fast verlegen zog sie ein Heftchen mit Klebe-Tattoos aus der Tasche – und rettete mir damit den Tag! Auf der Packung prangte ein Bild von Nico Chico mit Einhorn.
    »Die sind ja süß!«, begeisterte ich mich. »Lizensiert von ›Tierpension‹! Aber sie sind noch gar nicht auf der Fan-Seite, und …«
    »Ich hab halt Beziehungen«, meinte Mom geheimnisvoll. »Und nun mach, kleb dir eins auf und dann geht’s los!«
    Sie selbst schien nun doch auf das Tattoo verzichten zu wollen. Mir sollte das recht sein. An Müttern wirkt so was ja eher peinlich. Außerdem hatte ich so mehr für Glory und mich. Glory ist meine beste Freundin. Ich würde sie mit zum Konzert nehmen und als kleines Dankeschön hatte sie mir gestern zwei Pferdebücher mitgebracht. Ihre Schwester reitet und besitzt eine halbe Bibliothek zum Thema Pferd. Zuerst hielt ich das ja für einen ziemlich schlechten Scherz, aber Glory meinte, ich solle nicht gar so unvorbereitet an die Sache herangehen. Pferde seien schließlich gefährlich, sie könnten vorn beißen und hinten ausschlagen. Darüber war ichdann fast ein bisschen gerührt. Wenigstens eine sorgte sich um mich, wenn meine eigene Mutter mich schon fahrlässig der Tiergefahr aussetzte. Aber wahrscheinlich hatte Glory auch nur eigensüchtige Gründe. Wenn die Gäule mich am Dienstag umbrachten, musste sie am Freitag zu meiner Beerdigung und das Konzert fiele ins Wasser.
    Letztendlich hatte ich ein niedliches Einhorn über meiner Augenbraue platziert und war mit meiner Erscheinung einigermaßen zufrieden. Die zartgrüne Glitzerwolke, auf der das Einhorn dahingaloppierte, passte zu meinen grünbraunen Augen und dem grünen Lidschatten, den ich sicherheitshalber aufgetragen hatte. Schließlich weiß man nie, wo einem der Traumboy begegnet. Meine rotbraunen Haare hatte ich mit etwas Gel bearbeitet und in zwei neckischen Büscheln hochgebunden. Die standen nun vergnügt vom Kopf ab und ich sah den braven Dressurreiterinnen auf den Fotos in dem Buch von Glorys Schwester nicht ein winziges bisschen ähnlich. Das baute mich auf. Niemals wollte ich in einem derart traurigen, schwarz-weißen Outfit mit Oma-Haarknoten durch die Gegend reiten – wobei die Mädels auch nicht aussahen, als machte das Spaß. Stattdessen guckten sie ernst bis hochnäsig. Garantiert würde ich in den folgenden Monaten nicht zu einem solchen Wesen mutieren, das stand fest!
    In Jeans, Sweatshirt und Schlick-Tretern folgte ich meiner Mutter schließlich unwillig zum Auto. Es war nicht weit bis zur Reitschule. Glorys Schwester pflegte den Weg mit dem Fahrrad zurückzulegen. Täglich. Und oft sogar zweimal. Wenn sie ausmisten durfte, war sie im siebten Himmel. Ich war fest entschlossen, dass mir soetwas nicht passieren würde. Ich war normal. Ich mochte keine Pferde. Ich mochte Jungs.

    Allerdings gibt es auch unter männlichen Wesen echte Flops. Einer davon stieg gerade mit seinem Papi aus dem Auto, als meine Mutter auf den Hof des Reitstalls fuhr. Und wenn alle Typen hier so aussahen, verstand ich plötzlich, warum die Mädels Pferde vorzogen! Der Knabe war rundlich – na ja, nicht fett, eher so kompakt – ein bisschen wie Bombo von »Tierpension«. Aber nichts von dessen Bärchen-Charme oder gar von coolem Outfit! Der Bursche trug eine Trainingshose, die an den Knien verbeult war und auch im hinteren Bereich erfolgreich den Eindruck erweckte, als verstecke er darunter eine volle Windel. Dazu führte er ähnlich grässliche Gummistiefel spazieren wie ich, aber seine waren obendrein schwarz-gelb-kariert. Meine waren nur rosa. Der Knabe warf einen Blick darauf und schaute mich anschließend fast mitleidig an. Meine Mutter grüßte seinen Vater. Ganz eifrig, anscheinend fand sie ihn attraktiv. Tatsächlich war er ein gänzlich anderer Typ als sein Sprössling. Groß, sportlich und muskulös. Nur das blonde Wuschelhaar und die graublauen Augen verrieten die Verwandtschaft. Ich bemühte mich, Vater und Sohn zu ignorieren.
    Der Reitstall lag hübsch im Grünen und das Wetter meinte es auch gut. Man brauchte keine Jacke. Ein Sweatshirt reichte, um nicht zu frieren. Vor meinem geistigen Auge erschien ein Prinz auf einem Schimmel. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, über Sommerwiesenzu galoppieren – und Pferde auf grünen Weiden fand ich durchaus dekorativ. Was das anging, sah es hier aber mau aus. Viel Grün, doch keine Hottehüs.
    »Wo sind denn wohl die Pferde?«, fragte
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