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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy
Autoren: M Weins
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ich die Auskunft, oder was?«
    »Sag schon.«
    »Na ja. Unter anderem ist er leicht schwerhörig, er hört ein klein wenig schlechter als wir normalen Menschen. Er braucht aber kein Hörgerät oder so.«
    »Oha«, sage ich, weil mir das angesichts dessen, was sonst derzeit so in meinem Leben an Schicksalen und Ereignissen vorgekommen ist, wirklich hart und gnadenlos erscheint. Eine wirklich schreckliche Geschichte. Armer Onkel.
    »Und du gehst jetzt wirklich wieder in die Schule?«
    »Jupp.«
    »Gut«, sage ich. »Und diese Geschichte mit den Männern von der Bank, die hinter dir her sind, die dich entführt haben? Mit der Hypothek und den Schulden? Die stimmt schon, oder war das ausgedacht?«
    »Die stimmt«, sagt sie. »Dabei musst du mir helfen, sowieso. Wir stehen so oder so gegenseitig tief beieinander in der Schuld. Und du bist viel älter als ich. Du hast definitiv eine Verantwortung für mich übernommen. Zumal ich durch meinen kreativen, nichtsnutzigen Onkel vernachlässigt werde. Du musst dich jetzt einmal richtig um mich kümmern, du musst Verantwortung für mich übernehmen, aber so richtig, bislang was es ja vor allem andersherum, das muss jetzt aber mal anders werden.«
    »Versprochen«, sage ich.
     
    7
    Wieder sitze ich im Zug. Ich fahre nach Hause. Ich fahre heim zu Monika, um auf ihr Erwachen zu warten. Das mit der Tür im Keller habe ich abgehakt. Beek ist verloren. Und ich bin trotzdem sicher, dass sie eines Tages aufwachen wird, wenn ich nur lange genug warte. Dass sie zurückkommen wird zu mir. Ich bin zufrieden, wie ich da in meinem Zug sitze, der mich nach Hause bringt. Ich werde warten, auch wenn ich zu einer menschlichen Eisblume gefriere in der allgegenwärtigen Kälte des Krankenhauskomplexes. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas abgeschaltet wird rund um Monika herum. Ich werde die Dornenhecke mit dem Schwert verteidigen und keinen weiteren Prinzen im weißen Kittel und keine andere Zauberin als die, von der ich weiß, dass es die richtige ist, zu ihr vorlassen. Immer wieder werde ich meine welken Lippen auf die richtige Stelle drücken, bis irgendwann der Plan aufgeht.
    Die Landschaft vor dem Fenster geht ihrem paradoxen Hobby nach. An mir rauscht sie vorbei, sie verschiebt sich gekonnt, für sich liegt sie einfach still da, der pure Zen.
    Kaum zu Hause in der Wohnungstür hänge ich mich ans Telefon, ich muss Daphne noch etwas erzählen.
    Ich sage: »Ich bin so doof. Das Buch, das mir der Lehrer gegeben hat, die Beeker Geschichten , ich habe es in Beek einfach irgendwo liegen lassen. Dabei war es doch der Beweis, dass alles wirklich ist, was wir erleben. Wie doof kann man sein, und ich habe ihn ...«
    »Kannst du vielleicht mal Hallo sagen wie andere Leute auch? Immerhin rufst du jetzt an und stehst nicht einfach wieder vor der Haustür oder schläfst im Garten.«
    Ich sage: »Ich habe es irgendwo liegen lassen, und dann habe ich nicht mehr daran gedacht, ich bin so doof.«
    »Das stimmt«, sagt Daphne, »das bist du. He, ich habe es natürlich mitgenommen. Meinst du, alle sind so gedankenlos wie du?«
    »Wirklich?«
    »Klar, es liegt hier irgendwo. Du kriegst es, wenn wir uns das nächste Mal sehen.«
    Ich sehe sie vor meinem inneren Auge, die Torhüterin, halbwüchsige Besucherin zweier Welten.
    »Warum hast du ihn eigentlich nicht von Anfang an gemacht, diesen Mittler-Job«, frage ich, »warum hast du mich da hingeschickt? Das wäre doch für dich ein Leichtes gewesen.«
    »Na ja«, sagt Daphne. »Sagen wir mal so, ich glaube, ich hatte lange ein Problem damit, Verantwortung zu übernehmen, für mich und auch für andere. Ich wollte halt nicht alleine damit bleiben. Es sollte deine Geschichte werden genauso wie meine, ich wusste, dass es irgendwie mit dir zu tun hat. Und ich wollte, dass du das alles für dich selbst entdecken kannst. Außerdem wäre mir die Nummer mit den Seilen nie eingefallen, darauf muss man erst mal kommen.«
    »Danke, Daphne, für deine Hilfe«, sage ich.
    »Keine Ursache«, sagt sie, »immer gern, Herr Lazyboy.«
    Ich will den Hörer schon auf die Ladestation legen, da fällt mir noch etwas ein. Ich wähle die Nummer von Frau Merbold. Ihr Anrufbeantworter springt sofort an.
    »Hallo Frau Merbold«, sage ich nach dem Signalton. »Hier spricht Heiner Boie, formerly known as the Lazyboy. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich Ihre Hilfe vermutlich nicht mehr in Anspruch nehmen werde. Ich wollte mich sehr für Ihre Unterstützung bedanken und Ihnen
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