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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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nicht demütig um etwas bittend.
    »Sie gehören dazu«, konstatierte er
knapp. Catherine warf ihm einen kühlen Blick zu und ging an ihm vorbei ins
Arbeitszimmer. Er strahlte eine Feindseligkeit aus, die fast greifbar war.
    Der Raum wirkte wie im Märchen. Im
Kamin brannte ein Feuer; auf polierten Tischen standen halb gefüllte Gläser;
die Wände waren mit Bücherregalen bedeckt. Alles strahlte gediegenen Reichtum,
Wärme und Behaglichkeit aus. Herb Anderson hatte mit Bedacht diese frühe
Abendstunde gewählt, weil er annahm, daß dann alle Forresters zu Hause sein
würden.
    Clays und Catherines Eltern stellten
einen derartigen Gegensatz dar, daß man darüber hätte lachen können. Mrs.
Forrester saß in einem Ohrensessel vor dem Kamin. Sie war sichtlich aus der
Fassung geraten, bewahrte aber Haltung. Exquisit gekleidet und tadellos
frisiert, wirkte sie wie eine jugendliche Königin.
    Ada Anderson, die ihr gegenüber saß,
trug einen schäbigen Mantel, der ihre plumpe Figur noch unterstrich. Ihr graues
Haar war wirr; den Blick hielt sie gesenkt.
    Mr. Forrester, in einem
dreiteiligen, maßgeschneiderten, grauen Anzug, stand hinter seinem
Mahagonischreibtisch, auf dem mehrere in Leder gebundene Bücher standen, die
von Buchstützen aus Jade gehalten wurden, die ein kleines Vermögen wert waren.
    Und davor stand ihr Vater. Er trug
einen roten Nylonblouson mit der Aufschrift Warpo's Bar. Er hatte einen
Bierbauch, ein aufgedunsenes Gesicht, in dem das ständige Selbstmitleid darüber
geschrieben stand, daß die Welt Herb Anderson nicht gab, was ihm gebührte.
    Catherine blieb neben ihrer Mutter
stehen. Sie merkte, daß Clay hinter ihr stand. Sie ignorierte ihn und wandte
ihr Gesicht seinem Vater zu, dem Mann, der den Raum beherrschte und für sie
eine weitaus größere Bedrohung darstellte als ihr Vater, auch wenn er sich wie
ein betrunkener Seemann aufführte. Deshalb blieb sie stehen, damit sie ihn Auge
in Auge konfrontieren konnte.
    »Mein Sohn scheint Sie nicht zu
kennen, wie?« Die Stimme war kalt, scharf. Sie klang gefährlich.
    »Nein, das tut er wohl nicht«,
antwortete Catherine und sah ihn direkt an.
    »Kennst du sie?« fuhr der Vater
seinen Sohn an.
    »Nein«, antwortete Clay, was
Catherines Zorn erregte. Nicht, weil sie wollte, daß er sich an sie erinnerte,
sondern weil er log. Hatte sie überhaupt die Wahrheit von ihm erwartet, nachdem
sie erfahren hatte, daß er so reich war, daß er sich jede Lüge leisten konnte?
Trotzdem tat ihr seine Antwort weh. Sie drehte sich nach ihm um und warf ihm
einen eiskalten Blick zu.
    Lügner! schien sie stumm zu
schreien. Er betrachtete sie selbstgefällig, und plötzlich fiel ihm
alles wieder ein.
    O ja, er erinnerte sich an sie!
Jetzt erinnerte er sich an sie! Aber er hütete sich, es zu zeigen.
    »Was, zum Teufel, soll das? Ein
Komplott?« fragte er anklagend.
    »Das ist es nicht. Und Sie wissen
es«, antwortete Catherine und fragte sich, wie lange sie noch diese Ruhe
bewahren konnte.
    Aber in diesem Augenblick meldete
sich Herb Anderson lautstark zu Wort. »Wir fordern unser gottverdammtes Recht,
Sie Schnösel. Glauben Sie nur nicht ...«
    »Sie befinden sich in meinem Haus«,
unterbrach ihn Mr. Forrester scharf, »und falls Sie wünschen, daß diese ...
diese Diskussion fortgesetzt wird, werden Sie sich benehmen, solange Sie
hier sind!« Das Wort > Diskussion < hatte er mit unverhülltem Sarkasmus
ausgesprochen, doch es war offensichtlich, daß Anderson die Bedeutung des
Wortes nicht kannte.
    »Wenn der Kerl nicht gesteht, werde
ich schon die Wahrheit aus ihm rausprügeln.«
    Clay wirkte angeekelt. Er sah das
Mädchen an, doch sie bewahrte Haltung, schien noch immer kühl und unbeteiligt
zu sein.
    »Halten Sie
Ihre Zunge im Zaum, Sir, oder Sie verlassen mit Ihrer Frau und Tochter
sofort mein Haus!« befahl Forrester. Anderson jedoch hatte sein ganzes Leben
lang auf eine solche Gelegenheit gewartet. Und, bei Gott, jetzt war sie da. Er
pflanzte sich vor Clay auf.
    »Laß mal hören, du Schnösel«,
grinste er höhnisch. »Sag doch, daß du sie noch nie gesehen hast, und ich
schlage dir deine hübsche Fresse zusammen. Und wenn ich mit dir fertig bin,
Sonny, presse ich aus deinem Daddy jeden gottverdammten Penny raus, den er
hat. Ihr reichen Bastarde glaubt wohl, daß ihr jeden Rock hochheben könnt, der
euch über den Weg läuft? Nein, mit mir nicht, mit mir nicht.« Er drohte Clay
mit der geballten Faust. »Dieses Mal werdet ihr bezahlen, oder ich schreie
überall
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