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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht
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Waschschüssel und Krug auf dem Waschtisch wiesen Sprünge und abgesplitterte Stellen auf.
    Sie trat ans Fenster und öffnete es. Es war kühl für eine Nacht Ende Juni, aber nicht kalt. Sie würde es ohne Kamin aushalten. Mondschein überflutete Garten und Park. Die tiefe Stille des Landes bildete einen starken Gegensatz zum vertrauten Lärm und Getriebe der Londoner Straßen bei Nacht. Diese geradezu hallende Stille erschwerte einem zweifellos das Einschlafen.
    Lavinia verschränkte die Arme auf dem Sims und brütete über der stillen Szene. Es war nicht zu leugnen, dass sie die Situation in Tobias' Schlafzimmer nicht gut gemeistert hatte. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht, als sie ihm klipp und klar sagte, er solle heute nicht zu ihr kommen? Gewiss, sie hatte jeden Grund gehabt, die Fassung zu verlieren, doch hatte dies unglücklicherweise dazu geführt, dass sie bis zum Frühstück nicht erfahren würde, was zwischen den beiden vorging. Sie war absolut sicher, dass sich ihre Neugierde nicht so lange zügeln lassen würde.
    Mit den Fingern auf dem Steinsims trommelnd, überlegte sie sich eine passende Vorgangsweise.
    Es nützte nichts. Sie würde die Wanderung hinunter zu Tobias' Zimmer von neuem unternehmen müssen. Er war ihr etliche Antworten schuldig und sie wusste, dass sie keine Ruhe finden würde, wenn sie diese nicht noch heute bekam.
    Außerdem behagte ihr die Vorstellung nicht, dass Tobias dort unten viel Zeit allein mit Aspasia Gray verbrachte.
    Sie versuchte zu entscheiden, wie lange sie warten sollte, ehe sie ihn aufsuchte. Zwanzig Minuten etwa? Sie konnte nur hoffen, dass sie nicht wieder mit jemandem von denen zusammenstieß, denen sie beim ersten Versuch hatte ausweichen können.
    So viel zu den angenehmen Zerstreuungen einer Hausparty. Sie hatte von Anfang an ihre Zweifel gehabt. Joan Dove aber hatte ihr versichert, dass sie sich königlich amüsieren würde. Ja, es gibt natürlich öde Spiele und Gespräche und man muss sich mit einigen grässlichen Menschen abfinden, aber glauben Sie mir, es lohnt sich. Das Wichtigste an einer Hausparty ist doch der Umstand, dass es niemanden kümmert, was man treibt, nachdem die Lichter für die Nacht erlöschen.
    Joan hatte eine Komplikation wie Aspasia Gray nicht vorausahnen können.
    Plötzlich fiel Lavinia etwas ein, und es lief ihr kalt über den Rücken. Was würde sie tun, wenn die Frau sich noch immer in Tobias' Schlafzimmer aufhielt?
    Eifersüchtig bin ich nicht, versicherte sie sich. Sie war nur sehr besorgt. Tobias war am Abend außergewöhnlich guter Laune gewesen. Was immer zwischen ihm und seiner neuen Klientin besprochen worden war, hatte ausgereicht, um ihn in jene eisige Stimmung zu versetzen, die nichts Gutes verhieß, wie sie inzwischen wusste. Aber nicht die Tatsache, dass er bei diesen Anlässen bedrohlich wirkte, beunruhigte sie. Schließlich stellte er keine
    Bedrohung für sie, sondern nur für jene dar, deren Absichten verbrecherisch waren. Es beunruhigte sie viel mehr, dass er in dieser Stimmung eher geneigt war, gefährliche Risiken einzugehen.
    Ein leises Pochen riss sie aus ihren Überlegungen. Sie fuhr herum und öffnete die Tür.
    Tobias, der im Schatten des trüb erhellten Korridors stand und noch bedrohlicher aussah als vorhin, hatte weder Jackett noch Halstuch angelegt. Nicht einmal den Kragen seines weißen Hemdes hatte er zugeknöpft, so dass ein wenig von dem dunklen Haargekräusel sichtbar war, das seine breite Brust bedeckte.
    »Das nenne ich eine Überraschung, Sir.«
    Er blickte hinter sich, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand beobachtete, ehe er den winzigen Raum betrat.
    »Tu mir einen Gefallen«, murmelte er und schloss die Tür hinter sich. »Sollte ich jemals wieder vorschlagen, die Einladung zu einer Hausparty anzunehmen, stell mich in Zukunft freundlicherweise in den Regen, bis diese Anwandlung vergeht.«
    »Sonderbar, dass du das sagst. Ich hatte ähnliche Gedanken.« Sie stellte sich ans Fenster. »Wer ist sie, Tobias?«
    »Das sagte ich schon«, erwiderte er. »Aspasia Gray. Eine alte Bekannte.«
    »Das lässt den Schluss zu, dass ihr euch einmal sehr nahe gestanden habt.«
    »Ich sagte Bekannte und nicht Geliebte.« Er blieb hinter ihr stehen. »Verdammt ... du glaubst doch hoffentlich nicht, es hätte etwas zu bedeuten, dass sie die Arme um meinen Nacken gelegt hatte?«
    »Nun, eigentlich ...«
    »Ich kann diese ziemlich unglückselige Szene erklären. Aspasia wollte sich bei mir nur bedanken,
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