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Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Titel: Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten
Autoren: Aufbau
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ändere.Als ich jünger war, konnte ich mich an alles erinnern, ob es sich nun zugetragen hatte oder nicht; aber meine Fähigkeiten lassen nach, und bald wird es so sein, dass ich mich nur noch an Letzteres erinnern kann. Es ist traurig, so zu verfallen, aber da müssen wir alle durch.
    Halte Dein Herz jung & die Erinnerung frisch, denn die alten Zeiten kehren niemals wieder.
    So schön der Schnee auch ist, wenn er fällt, er verliert seine Lieblichkeit schon kurz danach. Das herrlich prosaische Ergebnis sind Frostbeulen & Schneematsch.
    Jeder Mensch wird mit einem Besitztum geboren, das alle anderen an Wert übertrifft – seinem letzten Atemzug.
    Die letzten Worte etlicher Leute, ob durch Zufall oder durch Absicht, waren so schlecht gewählt, dass sie den eigentlichen Ruhm des Betreffenden überdauerten.
    Um noch im Sterben richtig höflich zu sein, bedarf es der Schulung . Viele haben sich daran versucht. Ich nehme an, nur wenigen ist es gelungen.Vorgestern gingen wir zu der Burg; sie schien mit mir verwandt, weil auch ich eine Ruine bin.
    Hässlich! Ich war in meinem ganzen Leben nicht hässlich! Vor vierzig Jahren sah ich noch nicht so gut aus. Damals hielt ein Spiegel drei Monate. Heute kann ich ihn in zwei Tagen verschleißen.
    Auch im Alter beschert die Nacht mir oft tiefe Zerknirschung, wie in meiner Jugend. Ich merke, dass ich von der Wiege an wie der Rest der Menschheit gewesen bin – nachts nie so recht zurechnungsfähig.
    Runzeln sollen nur andeuten, wo das Lächeln lag.

Das Leben eines Knaben besteht
nicht nur aus Komödien
    Das Leben eines Knaben besteht nicht nur aus Komödien; auch viel Tragisches hält darin Einzug.
    Meine Mutter hatte eine Menge Kummer mit mir, aber ich vermute, dass sie Vergnügen daran fand. Mit meinem Bruder Henry, der zwei Jahre jünger war als ich, hatte sie überhaupt keinen Kummer, und ich vermute, die ungebrochene Monotonie seiner Tugendhaftigkeit, Ehrlichkeit und Gehorsamkeit wäre eine Bürde für sie gewesen, wenn ich ihr nicht etwas Erleichterung und Abwechslung in der entgegengesetzten Richtung verschafft hätte. Ich war ein Tonikum. Ich war wertvoll für sie. Früher ist mir das nicht in den Sinn gekommen, aber inzwischen sehe ich es so.
    An meinem ersten Schultag war ich sieben Jahre alt. Eine dralle Fünfzehnjährige, angetan mit herkömmlichem Sonnenhut und Kattunkleid, fragte mich, ob ich Tabak »benutze« – sie meinte, ob ich Tabak kaue. Ich verneinte. Damit erntete ich ihren Hohn. Sie erstattete der ganzen Gruppe Bericht und sagte:
    »Hier ist ein Siebenjähriger, der keinen Tabak kauen kann.«
    An den Blicken und den Bemerkungen, die dieser Satz hervorrief, merkte ich, dass ich ein Etwas niederer Art war; es beschämte mich maßlos, und ich beschloss, mich zu bessern. Aber ich erreichte nur, dass mir übel wurde; ich konnte das Tabakkauen einfach nicht erlernen. Tabak rauchen lernte ich recht gut, doch das stimmte niemanden versöhnlich, und ich blieb ein armer Tropf ohne jeden Charakter. Ich sehnte mich danach, respektiert zu werden, vermochte aber nicht aufzusteigen. Kinder haben nur wenig Verständnis für die Schwächen der anderen.
    Alle Neger waren unsere Freunde und die in unserem Alter in Wirklichkeit Kameraden. Ich sage »in Wirklichkeit« und verwende den Ausdruck als Einschränkung. Wir waren Kameraden und doch keine Kameraden; Hautfarbe und sozialer Status zogen eine Trennlinie, welcher sich beide Parteien unterschwellig bewusst waren und die eine völlige Verschmelzung unmöglich machte.
Eine wahre Begebenheit
    Wort für Wort, wie sie mir erzählt wurde
    Es war im Sommer zur Abenddämmerung. Wir saßen auf dem überdachten Vorbau des Farmhauses, das oben auf dem Hügel lag, und »Tante Rachel« saß respektvoll tiefer als wir, auf den Stufen – denn sie war unsere Bediente und Negerin. Sie war mächtig und stark gebaut; trotz ihrer sechzig Jahre verfügte sie noch über ein klares Auge und ihre unverminderte Kraft. Eine fröhliche, muntere Seele war sie, und das Lachen fiel ihr so leicht wie dem Vogel das Singen. Wie gewöhnlich nach Feierabend nahmen wir sie nun aufs Korn. Das soll heißen, wir zogen sie ohne Gnade auf, und ihr gefiel das. Sie brach ein über das andere Mal in schallendes Gelächter aus, und dann saß sie da, die Hände vor dem Gesicht, und schüttelte sich vor Vergnügen, so dass ihr fast die Luft wegblieb.
    In solch einem Augenblick kam mir ein Gedanke, und ich sagte: »Tante Rachel, wie kommt es eigentlich, dass du in
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