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Lauter Irre

Lauter Irre

Titel: Lauter Irre
Autoren: Tom Sharp
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drückte, erlebte Horace seinen ersten wunderbaren Orgasmus seit Jahren. Er rollte von ihr herunter und wusste, dass er sich verliebt hatte. Als sie schließlich nach unten gingen, um ein ausgezeichnetes Abendessen zu sich zu nehmen, machte ihn die Erkenntnis sogar noch glücklicher, dass er jetzt endlich wusste, was leidenschaftliche Liebe war, und dass Elsies Zimmer nicht weit weg war.

39
     
    In Grope Hall war Esmond ebenfalls glücklich und vollauf damit beschäftigt, Pläne zu schmieden, damit sein neu gefundenes Glück andauerte. Verglichen mit seinem neuen Leben hier hatte seine frühere Existenz nichts zu bieten. Er konnte es kaum glauben, dass er derselbe war, wenn er an diesen faden Burschen zurückdachte, der in der Gegend herumgelungert und seinen Schwächling von Vater imitiert hatte, einen Bankangestellten, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    Das Einzige, was ihm immer noch Kopfzerbrechen bereitete, war die Aussicht, seine Tante Belinda heiraten zu müssen. Er war sich ganz und gar nicht sicher, ob er das wirklich wollte, und zudem verstand er wirklich nicht, warum, oder wie das überhaupt gehen könnte.
    Ungeachtet Belindas Behauptung, sie habe sich von seinem Onkel scheiden lassen, war er sich sicher, dass sie noch verheiratet war. Außerdem war sie viel älter als er – sie musste Ende dreißig sein oder sogar vierzig –, und er hatte sich immer ausgemalt, dass er jemanden in seinem Alter heiraten würde und nicht jemanden, der eigentlich alt genug war, um seine Mutter zu sein.
    Belinda hatte gesagt, sie würden in der kleinen Kapelle neben dem Rosengarten heiraten. Er war mehrmals darin gewesen, und sie war ganz hübsch, mit den drei Buntglasfenstern über dem Altar – durchaus kein schlechter Ort, um dort die Ehe zu schließen. Irgendetwas an dem Grab in der Kapelle kam ihm komisch vor. Es war länger als jedes andere Grabmal, das er jemals in einer Kirche gesehen hatte, und die Grabplatte war an einem Ende um mehrere Zentimeter abgesunken. Es war seltsam, aber alles in Grope Hall war merkwürdig. Tatsache war, dass Belinda wahrscheinlich noch immer mit diesem Säufer Onkel Albert verheiratet war. Wenn der nicht ihr Mann wäre und sie geschieden wären, dann hätte seine Mutter das bestimmt erwähnt.
    Wenn sie noch immer Mann und Frau waren, dann würde Belinda in Bigamie leben, wenn sie einen zweiten Ehemann nahm, und das war ein Verbrechen. Das hatte er von seinem Vater gelernt, als dieser vor einigen Jahren mit dem Kreuzworträtsel in der Times beschäftigt gewesen war. Er hatte es mit »bigott« versucht, doch das war zu kurz, und »Bigotterie« war zu lang gewesen. Endlich hatte er mit »Bigamie« das Wort gefunden, das er brauchte.
    »Was ist Bigomie, Dad?«
    »Big a mie, Junge, mit A, nicht mit O. Und wenn’s kein Verbrechen wäre, dann würde ich mit Freuden Bigamist werden, um … ach, schon gut. Geh und such dir eine Beschäftigung. Das Leben ist mit deiner Mutter schon schwer genug. Das Letzte, was ich brauche, ist, dass du hier herumlungerst.«
    Andererseits wollte Esmond auf keinen Fall nach Hause zurückgeschickt werden. Das Leben in Grope Hall gefiel ihm, und es machte ihm Spaß, auf den tausend Morgen zu arbeiten, die das Haus umgaben. Er hatte das Gefühl, auf dem Land, das er als Joe Grope zu bewirtschaften hatte, etwas darzustellen. Und er war sich absolut sicher, dass ihm dieser neue Name noch mehr Vorteile verschaffen könnte, wenn er nur darauf käme, welche genau das sein könnten. Wichtig war nur, dass weder Belinda noch diese alte Schreckschraube Myrtle seine Pläne durchkreuzten.
    Während er neben dem Ferkelpferch auf der Seite lag, stellte Esmond fest, dass seine Gedanken auf seltsame Weise immer wieder zu den Konsequenzen zurückkehrten, die Bigamie hätte. Wäre er als Joe Grope, wenn er mit Belinda verheiratet wäre, am Ende in der Lage, sie wegen Bigamie ins Gefängnis zu bringen? Und außerdem, wenn er es recht bedachte, auch dafür, dass sie ihn gekidnappt hatte? Schließlich hatte er nicht darum gebeten, in diese Einöde umzusiedeln. Damals war er viel zu betrunken, war genau gesagt bewusstlos gewesen.
    Je mehr Esmond darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm seine Machtposition, und desto mehr sagte ihm sein Plan zu. Er würde das mit der Heirat durchziehen und Belinda dann ordentlich Druck machen. Für ihn und damit gegen sie sprach, dass sie auch noch das Auto gestohlen und dann darauf bestanden hatte, es in dem Kohlebergwerk zu entsorgen. Und Myrtle
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