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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel
Autoren: Mona Vara
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wahrlich eine gute Hand für seine Geliebten.
    Aber offenbar war sie nicht mit ihm einer Meinung. Sie schüttelte den Kopf, redete jetzt hastig, unterdrückt. Wo hatte er diese Stimme nur schon gehört? War das etwa Enrico Marnellis schöne Geliebte, von der – wie man den Briefen seiner Schwester, die ihn immer mit den neuesten Gerüchten aus Venedig versorgte, entnehmen konnte – die ganze Stadt sprach? Oder gar Pietro Morsinis junge Gattin? Domenico hatte diese Schönheit vor seiner Heirat kennengelernt und tatsächlich einige Tage lang mit dem Gedanken gespielt, die Bekanntschaft zu vertiefen.
    Er sah schärfer hin. Das Gesicht war durch eine Maske verdeckt, die allerdings einen vollen, sinnlichen Mund freiließ. Das Kleid war so tief ausgeschnitten, dass das Dekolleté der Mode entsprechend nicht nur einen sehr offenherzigen Blick auf ihre Brüste erlaubte, sondern sogar noch die dunklen Brustwarzen – durch hauchzarte Spitzen mehr enthüllt als verdeckt – erahnen ließ. Nicht, dass er es schätzen würde, wenn seine eigene Gattin sich so schamlos den Blicken darbot, aber bei anderen Frauen gefiel ihm diese Art von Aussicht und Ansicht durchaus, und diese hier war besonders anziehend. Eine äußerst schöne Frau. Sehr anmutig in ihren Bewegungen. Sein Blick saugte sich an den üppigen Brüsten fest, bis sie sich umwandte und er zurückzuckte, um nicht gesehen zu werden. Sie wollte offenbar den Raum verlassen, aber Ottavio hielt sie zurück.
    „Ihr habt keinen Grund, einem gleichgültigen Gatten wie ihm die Treue zu halten ...“
    Jetzt wusste er, wer sie war! Es musste Eleora Moncenigo sein, die junge, vor Leben und Lust sprühende Gattin eines alternden Senators. Seine zweite oder gar dritte Frau. Er hatte zusätzlich mit ihr beachtliche Reichtümer erworben, denen er – Domenico bedachte das mit einem Grinsen – aufgrund seines Alters vermutlich auch mehr abzugewinnen vermochte als dem Körper einer jungen Frau.
    Widerwillig drehte sie sich zu Ottavio zurück. „Es geht nicht um ihn! Das habe ich Euch schon gesagt!“
    „... einem Gatten, der Eure Schönheit nicht einmal zu würdigen weiß!“
    „Schweigt! Und lasst mich jetzt alleine. Ich bitte Euch! Ihr ...“, sie fächerte sich nervös Luft zu, „... Ihr habt mich so aufgewühlt, dass ich kaum weiß, wie ich wieder unter all die Leute treten soll. Bitte verlasst mich jetzt.“
    „Euer Gatte ist Eurer nicht würdig!“
    „Ich weiß. Aber ... ich flehe Euch an ... besucht mich morgen, dann werde ich
    Euch meine Entscheidung wissen lassen. Bitte drängt mich jetzt nicht weiter ...“ Ottavio beugte sich über die schlanke Gestalt. „Einen Kuss nur, dann will ich gehen. Einen einzigen Kuss nur ...“ Er beugte sich nieder, hielt seine Schöne fest. Sie wehrte sich ein wenig, hielt dann jedoch still.
    So hatte er es also tatsächlich geschafft. Domenico brachte seinem Vetter wenig Wertschätzung entgegen, aber er musste ihm zugestehen, dass er es verstand, eine Frau zu umgarnen. Aber andererseits war es offensichtlich, dass diese hier schon längst bereit war, ihren Mann zu hintergehen und sich Ottavio als Liebhaber zu nehmen, auch wenn sie sich jetzt noch zierte.
    Sein Vetter schien sich Muße nehmen zu wollen für diesen Kuss und dadurch hatte Domenico Gelegenheit, unbemerkt die Nische zu verlassen und sich wieder unter die Leute zu mischen. Dieses kleine Intermezzo war zwar unterhaltsam gewesen, aber nun war es Zeit, nach Laura Ausschau zu halten.
    Da! Er nickte zufrieden. Da war Marina, seine Schwester. In Maske, aber unverkennbar mit dem riesigen Fächer, ohne den sie schon seit Jahren keinen Ball besuchte, weil er ihr, wie sie sagte, Glück und Erfolg bei den Männern bringe. Er suchte mit den Augen die maskierte Gestalt neben Marina, die neben seiner hochgewachsenen, eleganten Schwester unbeholfen wirkte. Das musste Laura sein. „Armes Ding“, dachte Domenico unwillkürlich, der auf den ersten Blick erkannte, dass Laura jene erotische Anmut fehlte, die den meisten Venezianerinnen eigen war. Und dabei auch noch ein Kleid trug, wie es ungünstiger nicht sein konnte. Unfassbar, dass seine Mutter – ebenso wie seine Schwester eine führende Persönlichkeit in Sachen Mode und Kleiderfragen – ausgerechnet seine Frau in diesem Aufzug in Gesellschaft gehen ließ. Er musterte mit steigender Abscheu die geschmacklose Farbe des Kleides, die Spitzenbesätze, die vielen Rüschen, die nicht gerade kleidsam wirkten und dann auch noch an den falschen
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