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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel
Autoren: Mona Vara
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niemand der Mühe Wert befunden hatte, sie auf ihre Rolle und Pflichten als Gattin eines Patriziers vorzubereiten, und hatte sich in der Folge um einen ruhigen, kameradschaftlichen, fast ein wenig väterlichen Ton bei ihr bemüht. Er hatte versucht, ihr klarzumachen, wie das Leben im Kreise der venezianischen Adeligen wirklich aussah, und nach einigen Tagen geduldigen Zuredens war es ihm gelungen, endlich die Ehe zu vollziehen. Er hatte ihr, als es vorbei gewesen war, freundlich die Wange getätschelt und war in sein eigenes Bett gekrochen, unendlich erleichtert, seine Pflicht erfüllt zu haben. Bald darauf war er nach Paris abgereist in der Hoffnung, seine verzweifelten Bemühungen wären von Erfolg gekrönt gewesen.
    Was aber offenbar nicht der Fall war.
    Er warf die Briefbögen ärgerlich zurück auf das Tischchen. Damit würde er sich später beschäftigen. Natürlich musste er über kurz oder lang nach Venedig heimkehren, um in diesem unerfreulichen Ehebett seiner Pflicht Genüge zu tun und seine Mutter zu beruhigen, aber noch wollte er seine reizende Geliebte und Paris gleichermaßen genießen.
    Er nahm den anderen, stark nach Parfüm duftenden Brief zur Hand. Sein Diener hatte ihn überbracht, bevor Sofia lebhaft und überwältigend in sein Schlafzimmer gestürmt war, um ihn für einige Stunden alles andere vergessen zu lassen. Er brach das Wachssiegel auf, faltete den Bogen auseinander und las.
    Da hatte doch tatsächlich ein „wohlmeinender Freund“ – seiner Meinung nach roch dieser Brief im wahrsten Sinn des Wortes nach seiner ehemaligen venezianischen Geliebten Nicoletta – es für nötig befunden, ihn über den zweifelhaften Lebenswandel seiner Frau aufzuklären und zu behaupten, dass Laura seine Ehre als Patrizier beschmutzte und sich nicht nur einen, sondern ein ganzes Heer von cicisbei hielt.
    Domenico schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. Ein ganzes Heer gleich? Das wäre um einige zuviel. Für einen klugen Ehemann war ein cicisbeo natürlich eine recht wünschenswerte Einrichtung, handelte es sich doch lediglich um einen oftmals von ihm selbst ausgesuchten und bezahlten Begleiter, der seine Frau an seiner statt zu Bällen und anderen akzeptablen Vergnügungen begleitete und ihm so die Freiheit verschaffte, ungestört seinen eigenen Geschäften nachgehen zu können. War der Ehemann jedoch unvorsichtig genug, nicht selbst seine Wahl zu treffen, so bestand meist die Gefahr, dass Draufgänger und Glücksritter ihre Chance witterten und die abenteuerlustige Ehegattin nicht nur ins Theater, sondern bis ins Bett begleiteten. Er selbst hatte in seiner Jugend so manche verheiratete Frau in dieser Hinsicht nicht nur mit seiner Begleitung sondern auch weitergehenden Aufmerksamkeiten versorgt und wusste darüber besser Bescheid als so mancher andere. Aus diesem Grund hatte er eine Woche nach der Hochzeit und zwei Wochen bevor er gelangweilt nach Paris abgereist war, selbst Sorge für einen passenden Begleiter getragen. Er hatte Patrizio Pompes gewählt, einen seiner betagteren Verwandten, der am Spieltisch so viel verloren hatte, dass er jetzt für Geld die Schwiegertochter seiner Base ausführte. Patrizio war zwar in seiner Jugend ein Abenteurer gewesen, aber diese schönen Zeiten waren schon lange vorbei, und er würde ganz gewiss nicht auf die Idee kommen, seine Dienste bei Domenicos Frau zu weit zu treiben.
    Seine Geliebte bewegte sich. Die kostbare Seidendecke rutschte ein wenig hinunter und gab den Blick auf eine äußerst wohlgeformte Brust frei, deren dunkelrote Spitze Domenicos Aufmerksamkeit erregte. Sofia schlug die Augen auf, tastete mit einem reizenden Lächeln zu ihm herüber und griff nach seiner Hand, um sie auf eben diese Brust zu ziehen. „Schon wach, Monsieur?“
    Domenico spielte gedankenlos mit ihrer immer härter werdenden Brustspitze, während er den Brief ein zweites Mal las. Zuerst hatte er ihn nicht beachten wollen, da es ihm bis zu diesem Moment gleichgültig gewesen war, was Laura tat – solange seine Ehre nicht in den Schmutz gezogen wurde, indem seine Frau ihn zum Hahnrei machte. Nun erinnerte er sich jedoch deutlich an diese lächerlich romantische Seite seiner Gattin, die gewiss schnell geneigt war, einem Verführer nachzugeben, nur weil er ihr die Sterne vom Himmel und endlose Liebe versprach.
    Seine Geliebte fuhr mit dem Zeigefinger die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen nach, die sich in den letzten Minuten vertieft hatte. „Schlechte Nachrichten, mon amour?“ Sie
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