Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura und das Labyrinth des Lichts
Autoren: Peter Freund
Vom Netzwerk:
Seite geschleudert, bis die Kralle endlich abbrach – das vierte Zeichen der Schlange !
    Der Mantikor heulte auf, vor Wut oder Schmerz oder vor beidem. Er wollte Laura erneut angreifen, aber sie bekam endlich den Deckel der wundersamen Kiste auf ihrer Tasche zu fassen und riss ihn auf. Augenblicklich ergoss sich ein riesiger Schwarm Flatterflügler in den Thronsaal. Die hell leuchtenden Flatterwichte, die aus der Truhe schwirrten, wollten gar kein Ende nehmen.
    Sofort hallten Kommandos durch den Raum: »Habt Acht, ihr Herren! Habt Acht!«, schrie Herr Virpo. »Schnappt euch den Widerling, schnell!«
    Der Befehl war noch nicht verklungen, da stürzten sich die Flatterflügler bereits auf das Ungeheuer. Sie formierten sich zu einem Pfeil aus gleißendem Licht und attackierten den Mantikor.
    Sein Widerstand erlahmte rasch. Anfangs schnappte er noch mit dem scharfen Gebiss nach den Angreifern oder versuchte, sie durch Krallenhiebe abzuwehren. Dann aber ließen seine Kräfte nach. Als Laura das Licht der Flatterflügler auch noch durch den Karfunkelstein verstärkte, war es um das Untier geschehen: Es sank zu Boden und blieb reglos liegen.
    »Ja!«, jubelte Laura laut auf. »Das habt ihr gut gemacht, ihr Herren!«
    »Hört, hört!«, tönte es ihr von allen Seiten entgegen. »Der Stampffußling hat ausnahmsweise mal Recht!«
    Das strahlende Licht durchflutete den gesamten Thronsaal. Die Flügel der Krähen erlahmten, sodass sie wie Steine zu Boden stürzten. Die Käfer an der Decke verloren den Halt und wurden zu einem schwarzen Hagelschauer.
    Mit eingezogenem Kopf hastete Laura durch den Regen aus Vogelleibern und Käfern und eilte auf den Thron des Dämons zu. Sie sprang auf den Sitz, reckte sich nach dem Kopf des schwarzen Einhorns und brach das rote Horn ab. Dann rannte sie zu Smeralda zurück, die inzwischen aus dem Spiegel getreten war, schwang sich auf ihren Rücken und, geschützt durch eine helle Wolke von Flatterflüglern, gelang ihnen die Flucht aus dem Schwarzen Schloss.
     
    Der ewige Kreislauf des Lebens strebte unaufhaltsam einem neuen Höhepunkt zu. Die beiden Monde hatten den Zenit ihrer Bahn erreicht und tauchten Burg Tintall und die gesamte Umgebung in ein sanftes Licht, das weithin von der Magie der Mittsommernacht kündete. Die Sterne am wolkenlosen Himmel funkelten um die Wette. Das Siebengestirn im Osten aber leuchtete besonders hell, als wollte es die Kraft, die dem Siegel der Sieben Monde innewohnte, vor aller Welt bezeugen.
    Paravain wurde ganz feierlich zumute. Er erhob sich und streckte Morwena die Hände entgegen. »Komm, Geliebte«, sagte er. »Die Geister können es kaum mehr erwarten, uns ihren Segen zu erteilen.« Mit einem tiefen Blick in ihre Augen wollte er sie hochziehen.
    In diesem Moment erklang ein Pochen, laut und herrisch und ungeduldig.
    Die Festgäste sahen sich verwundert an. Ihre Gespräche verstummten, und alle Augen richteten sich auf die mächtige Tür.
    Nur König Mortas lächelte. »Endlich!«, sagte er erleichtert.
    »Das muss mein lang erwarteter Gast sein.« Damit sprang er auf und eilte zum Portal. Als er es dann öffnete, hallten Entsetzensschreie durch den Rittersaal.
    Vor der Tür stand ein halbes Dutzend Schwarzer Ritter, und an ihrer Spitze befand sich Borboron.
    Der Schwarze Fürst!
     
    Wie von tausend Furien gejagt, rannte Luminian die Stufen der Treppe hinunter und stürzte hinaus auf den Burghof. Vielleicht ist es nicht zu spät!, hämmerte es durch seinen Kopf. Vielleicht kannst du noch was retten!
    Versuch es wenigstens!
    In fliehender Hast hetzte der Hüter des Labyrinths auf den Turm der Gralsburg zu. Schon von Ferne erkannte er, dass die Eingangstür weit offen stand.
    O nein!
    Luminian erinnerte sich genau daran, dass er sie hinter sich geschlossen hatte, ehe er zum Burgtor gelaufen war. Jetzt grinste ihm die dunkle Öffnung entgegen wie ein Mahnmal des eigenen Versagens. Voller Panik eilte er darauf zu, sodass er den schwarzen Mantel erst im allerletzten Moment gewahrte. Wie achtlos hingeworfen, lag er vor der Tür. Luminian war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt, als unvermutet Leben in das Kleidungsstück kam.
    Unter Brausen drehte es sich in einem wilden Wirbel um sich selbst und richtete sich immer weiter auf, bis schließlich ein gewaltiger Dämon den Zugang zum Bergfried versperrte.
    Beliaal!
    Mit einer Mischung aus Triumph und Hohn auf der dunklen Fratze richtete er die gelbroten Augen auf den Hüter des Labyrinths. »Halt, du Wurm!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher