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Laura, Leo, Luca und ich

Laura, Leo, Luca und ich

Titel: Laura, Leo, Luca und ich
Autoren: Stefan Maiwald
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Münchner Oktoberfest, wo ›Playboy‹ eine ständige Loge hatte. (Wir schrieben das |26| Jahr 1998, die Aktienmärkte boomten, Geld wurde allenthalben verprasst, und jeder Wirtschaftswissenschaftler, der im Fernsehen auftrat, war von ewigem Wohlstand und 20   Prozent Lohnzuwachs jährlich überzeugt.)
    Laura und ich vermieden das Thema ›Playboy‹ stets, als hätten wir Angst, uns davon eine ansteckende Krankheit einzufangen. Aber ich hatte das Gefühl, sie fühlte sich einerseits geschmeichelt, einen ›Playboy‹-Redakteur zum Freund zu haben, andererseits war ihr die Brisanz der Sache bewusst: Als ›Playboy‹-Redakteur feiert man ja permanent Orgien. Denkt man landläufig. Was allerdings hochgradiger Quatsch ist, weil nämlich alle Playmates – aber dazu später mehr. In meine Zeit fiel die 2 5-Jahr -Feier des deutschen ›Playboy‹, und das Fest im Hotel Bayerischer Hof zu München war ein ziemlich überbordendes. Ich nahm Laura mit, und das hat ihr schon gut gefallen. Italiener mögen Abendfeste, weil es ihrem Naturell in vielerlei Hinsicht entgegenkommt: Überfüllung, Lärm, gestenreiches Parlieren (anders geht es ja kaum), viel Schmuck, elegante Garderobe: alles Ingredienzen einer prallen
notte italiana
.
    Vor allem aber konnte ich sie in Sachen Playmates beruhigen, sie sah es ja mit eigenen Augen. Jetzt kommt ein echtes Geheimnis. Achtung: Playmates sind praktisch alle winzig. Warum? Weil kleine Menschen auf Fotos, zumal auf Nacktfotos, besser proportioniert aussehen. Längere Menschen wirken schnell dürr und klapprig, selbst bei stimmigen Proportionen. |27| Das gilt auch für die Leinwand, und deswegen sind so viele Hollywoodstars ebenfalls sehr klein. Umgekehrt sieht Kleidung an großen Menschen besser aus, und deswegen sind Models alle lang. Wenn Models sich ausziehen oder einmal etwas Brust zeigen – sehen Sie, wie seltsam das gegen kleine dralle Playmates wirkt? Nicht, dass Laura eine 1,85   Meter große Gazelle wäre, aber klein und drall sind nicht die Attribute, die ich bei einer Frau suche.
    Man muss nun wissen, dass die Medien in Italien alles andere als prüde sind. Das italienische Unterhaltungsprogramm wird praktisch ausschließlich von knapp bekleideten jungen Damen bestritten. Selbst in Fußballsendungen wird, einfach so, ein blondiertes Model mit Dekolleté in die Runde gesetzt, dessen Aufgabe darin besteht, leicht vornübergebeugt in die Kamera zu lächeln. Die italienische Zeitschrift ›Max‹, die südlich der Alpen die Rolle des ›Playboy‹ übernimmt, zieht in jeder Ausgabe eine dieser knapp bekleideten Frauen ganz aus, die
Veline
oder
Letterine
heißen und im Allgemeinen mit den aktuellen Torschützenkönigen der Serie A zusammen sind. Natürlich wird ›Max Italia‹, wie ›Playboy‹ Deutschland, nicht müde zu betonen, wie kunstvoll die Fotos geschossen sind und wie berühmt der Fotograf ist. Die meisten dieser Damen haben eigene Erotik-Kalender, die mit viel Werbeetat kurz vor Weihnachten auf den Markt geschmissen werden und sich offenbar verkaufen wie blöde. Meinem in fünf Jahren ›Playboy‹ geschärften Blick nach ist es aber auch so, dass italienische |28| B-Prominente besser aussehen als deutsche B-Prominente .
    Mein Erweckungserlebnis in Sachen ›Playboy‹ bescherte mir jedoch ausgerechnet Minnie, meine künftige Schwiegermutter. Als ich gerade in München war, hatte der Golfclub Grado Golfjournalisten aus Deutschland und Österreich für ein Wochenende zu Gast. An einem der Abende gab es ein großes Bankett, zu dem auch Mitglieder und Freunde geladen waren, also praktisch ganz Grado. Minnie kam mit dem Journalistentisch ins Gespräch (radebrechend Englisch, wie ich vermute) und berichtete, der
fidanzato
ihrer Tochter sei auch Journalist: Er arbeite beim ›Playboy‹. Daraufhin fing der Tisch an zu lachen, und einer meinte, nun, das sei nicht gerade der Journalismus, mit dem man selber zu tun habe.
    Diese Golfjournalisten waren eine liederliche Bande: unverschämt, durstig (selbst nach meinen libertären Maßstäben) und obendrein dreist. In England und den USA sind es die Begabtesten, die über Golf schreiben, vom seligen Peter Dobereiner über Tom Callahan und Dan Jenkins bis David Owen, der mein Idol ist: Er hat einen Autorenvertrag sowohl bei ›Golf Digest‹ als auch beim ›New Yorker‹. Was kann man vom Leben mehr verlangen?
    Das war einfach zu viel. Von denen wollte ich mich nicht beleidigen lassen. Von David Owen schon, aber nicht von
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