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Laura, Leo, Luca und ich

Laura, Leo, Luca und ich

Titel: Laura, Leo, Luca und ich
Autoren: Stefan Maiwald
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von St. Andreas berührte. Dazu vermeide ich grüne Tees und Bälle, die höhere Zahlen als die 2 tragen. Aber das hat ja nichts mit Aberglauben zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand. Grüne Tees, ich bitte Sie.
    In Grado wird besonders gern allerlei Lotteriekram gespielt, vor allem in Verbindung mit Fußball.
Totocalcio
entspricht unserem Toto, und bei
Totogol
muss man die Partien vorhersagen, bei denen die meisten Tore fallen. Klar, dass sich Italien für ein Volk von Fußballexperten hält und jeder theoretisch schon mehrmals gewonnen haben müsste. Klar auch, dass die Einzigen, die bei
Totocalcio
und
Totogol
gewinnen, 8 7-jährige Uromas sind, die einfach nach Gefühl und Glück von oben nach unten ankreuzen. Jedenfalls: Es ist wichtig, dass man seinen Tippzettel in einem günstigen Umfeld abgibt. In Grado hängen vor den Lotterieannahmestellen stets Schilder wie: »Hier gewann ein Kunde letzte Woche 12   000   Euro.« Oder: »Hier wurden in diesem Monat schon 23   500   Euro gewonnen.« Darunter ist immer zur Bestätigung der kopierte Schein abgebildet. Lottoannahmestellen, bei denen eine Zeit lang nichts zu holen ist, werden denn auch immer stärker gemieden, was natürlich schnell ein Teufelskreis wird: Je weniger Tipper, desto weniger Chance auf die hübschen Werbeplakate mit den Gewinnsummen.
    Hier noch vier Tipps fürs bessere Leben, exklusiv von Laura für die Leser dieses Buches.
     
    |166| »
Erstens
. Sie sehen einen Buckligen? Das bringt Glück, wie bei Ihnen in Deutschland der Schornsteinfeger. Wenn Sie ihn auf dem Buckel berühren: doppeltes Glück. Achtung: Bucklige Frauen bringen dagegen Unglück! Fragen Sie mal Hänsel und Gretel.
     
    Zweitens
. Salz dürfen Sie niemals von Hand zu Hand reichen. Stellen Sie das Salzfass auf dem Tisch ab, und der andere muss von dort zugreifen. Salz verschüttet? Ein ernstes Problem. Aber alles wird gut, wenn Sie eine Prise der verstreuten Kostbarkeit über beide Schultern werfen.
     
    Drittens
. Aufgespannte Schirme in geschlossenen Räumen bringen den Tod. Es ist für mich kaum zu ertragen, in einem Münchner Mietshaus all diese zum Trocknen aufgespannten Regenschirme zu sehen. Ich vermute, dieses Haus wird in naher Zukunft von einem Kometen getroffen und dem Erdboden gleichgemacht.
     
    Viertens
. Die 13 ist in Italien nichts Besonderes. Wir haben eher Angst vor der 17.   Freitag, der 13. ist für uns Italiener Dienstag, der 17.   Die Ausnahme: Setzen Sie sich niemals zu dreizehnt an einen Tisch. Das erinnert ans Letzte Abendmahl. Und wie das ausgegangen ist, weiß sogar mein Mann Stefan, obwohl der Protestant 1 ist.«
     
    |167| Ganz schlimm war es mal bei einer Hochzeit, zu der wir im Jahr 1999 in München eingeladen waren. Reflexartig zählte Laura nach, wie viele Personen am Tisch des Brautpaars saßen. Sie tat das mit der gleichen Beiläufigkeit, mit der andere Menschen sich hinterm Ohr kratzen oder die Socken zusammenlegen. Und tatsächlich: Es waren 13   Personen. Laura, sonst eine ganz coole Braut – um mal eine unpassende Siebzigerjahre-Formulierung hervorzuholen, die auch noch unglücklich mit der eigentlichen Geschichte kollidiert   –, konnte sich kaum noch beruhigen. Es arbeitete in ihr, und es fehlte nicht viel, und sie hätte eigenhändig irgendeine Randfigur der Hochzeitstafel entfernt. Nun, sie behielt ihr Wissen für sich. Ein paar Jahre später kam, was kommen musste.
    »Und, was ist mit Bernd und Klara 2 ?«, fragt sie mich immer, wenn ich mich über ihren Aberglauben lustig mache und nicht einsehen will, noch zwei Schleifen durch den Ort zu fahren, um einem lästigen, düster behaarten Kleinsäuger auszuweichen.
    »Sie sind geschieden«, antworte ich kleinlaut.
    Die unglückliche Geschichte von Bernd und Klara: Das ist ein Pfund, mit dem sie wuchert. Da helfen mir auch keine Statistiken darüber, dass die Scheidungsrate sich nördlich des Alpenkamms stramm den 50   Prozent annähert und doch kaum zu vermuten ist, dass die Hälfte aller deutscher Hochzeitsgesellschaften den |168| Tisch des Brautpaars für 13   Personen eindeckt. Wobei: Laura würde das angesichts der fahrlässigen deutschen Grobheit mit den dünnen Schicksalsfäden für nicht einmal unwahrscheinlich halten.

|169|
Aus den Händen lesen
    D eutsche in Italien machen inzwischen vieles richtig, vielleicht abgesehen davon, dass viele immer noch glauben, die Wasserschale zum Krebsgericht sei zum Trinken da. Nur eines sollten Deutsche tunlichst unterlassen,
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