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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
Autoren: Peter Freund
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dickste Ei. Nur Augenblicke später begann es zu vibrieren, um dann, wie an einer Schnur gezogen, in die Höhe zu steigen und auf sie zuzuschweben. Gleich einem Miniaturluftschiff glitt es langsam und völlig geräuschlos quer durch die Küche.
    »Was treibt sie denn da?« Die grimmige Stimme von Konrad Köpfer riss Laura aus der Versenkung. Das Ei stürzte wie ein Stein in die Tiefe und zerplatzte mit einem satten »Plopp« auf den Fliesen. Eierschalen, Eigelb und Eiweiß verbreiteten sich auf dem gewienerten Küchenboden.
    »Beim Beelzebub!« Konrad Köpfers Gesicht lief rot an vor Zorn, und seine Augen loderten. »Als hätt ich den Boden nicht grad eben gescheuert!«
    »Tu… tu… tut mir Leid«, stammelte Laura. Der Hausdiener war nicht wiederzuerkennen in seiner Wut. »Ich… Ähm… Ich wisch das auch wieder weg!«
    »Red sie nicht so ein dummes Zeug!«, blaffte Konrad. »Ein solches Tun steht nur mir zu. Was glaubt sie denn, wie mein Herr mir die Leviten lesen wird, wenn das an sein Ohr dringt!« Damit holte der Feuerkopf ein Putztuch aus dem Unterschrank und machte sich daran, das zermatschte Ei zu beseitigen.
    Laura wollte sich schon still und leise verdrücken, als ihr wieder einfiel, aus welchem Grunde sie in die Küche gekommen war. Sie zögerte einen Moment, denn sicherlich war es nicht ratsam, den wütenden Köpfer noch mehr zu reizen. Dann holte sie doch eine Flasche Saft aus dem Kühlschrank.
    Als Laura sich an dem Hausdiener vorbeidrückte, hob der plötzlich den Kopf und starrte sie aus Augen an, in denen ein Höllenfeuer zu brodeln schien. »Das wird sie mir büßen, die vermaledeite Hexe!«, zischte er und klang mit einem Male ganz sonderbar.
    Gar nicht wie ein Mensch. Eher wie ein wütender Drache oder ein anderes Untier, das sein Jagdfieber nur mühsam unterdrücken konnte.
    Ein beklemmendes Gefühl stieg in Laura auf, und sie fror plötzlich.
     
    R itter Paravain sah Alienor tadelnd an. »Das kann nicht sein.« Der Anführer der Leibgarde klang ungehalten. »Das hätte ich gemerkt, glaub mir!« Kurzerhand wandte er sich ab und ließ seinen Blick wieder über das Dutzend junger Männer schweifen, das sich unter seiner Anleitung im Schatten der Südmauer von Hellunyat im Schwertkampf übte. Die Sonne stand hoch über der Gralsburg und trieb den Knappen den Schweiß in die vor Anstrengung geröteten Gesichter, während das Klirren der Waffen durch die hitzeflirrende Luft des Nachmittags hallte.
    Das Mädchen mit den blonden Zöpfen schwieg für einen Moment. Es hatte zwar nicht erwartet, dass Paravain ihm auf der Stelle zustimmen würde. Dass er sie aber so schroff abblitzen ließ, traf Alienor tief. »Und warum hat Alarik Schmatzfraß mitgenommen?«, fragte sie trotzig. »Damals, als er sich in die Dunkle Festung einschleichen wollte, hat er seinen Swuupie doch auch in meiner Obhut zurückgelassen! Als er dagegen mit Euch zur magischen Pforte aufgebrochen ist, hat er das Tier bei sich gehabt.«
    Paravain drehte sich zu ihr um und schaute sie zweifelnd an. »Davon hab ich nichts bemerkt.«
    »Wie auch? Alarik hatte Schmatzfraß unter seinem Wams versteckt, damit Ihr ihn nicht seht.«
    Die Strahlen der Sonne ließen die Rüstung des jungen Recken blitzen. Finster kniff er die Augen zusammen. »Und was folgerst du daraus?«
    »Nun…« Alienor brach ab, weil selbst ihr der Gedanke reichlich abwegig erschien. Dann aber überwand sie sich doch, die Vermutung auszusprechen, die ihr bereits gekommen war, nachdem sich ihr Bruder überaus herzlich von ihr verabschiedet hatte. »Vielleicht ist Alarik durch die magische Pforte geschritten, um sich auf den Menschenstern zu begeben.«
    Paravains Gesicht verfinsterte sich noch mehr. »Unsinn, Alienor! Du weißt ganz genau, dass das nicht sein kann!«
    »Warum denn nicht, Herr? Schließlich habt Ihr bislang keine Spur von ihm entdecken können, obwohl Eure Weißen Ritter –«
    »Weil es unmöglich ist!«, unterbrach Paravain sie heftig, »so glaub mir doch endlich! Einem Knappen ist es strengstens verboten, die Pforte zu durchschreiten…«
    Das Mädchen räusperte sich und wollte schon einwerfen, dass gerade das einen besonderen Anreiz darstellen mochte, ließ es aber bleiben, als es den tadelnden Blick Paravains bemerkte. »Dieses Verbot wurde doch nicht ohne Grund ausgesprochen, Alienor, das weißt du ganz genau! Wer sich ohne ausreichende Vorbereitung auf den Menschenstern begibt, bringt sich in größte Gefahr. Die Verhältnisse dort sind doch ganz
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