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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück
Autoren: E Kabatek
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SMS an Lila: »Brauche moralische Unterstützung, kommst du heute Abend bei mir vorbei?« Lila war meine beste Freundin und arbeitete als Sozpäd in einer Wohngruppe mit schwer erziehbaren Jugendlichen im
Raitelsberg
. Wenig später kam die Antwort: »OK, bringe Prosecco mit.«
    Ich verbrachte den restlichen Tag damit, meinen Herd zu putzen. Das war schon längst mal fällig. Eigentlich hätte das nicht den ganzen Tag gedauert, aber ich stieß mit dem Ellenbogen die Scheuermilch um, die sich daraufhin großzügig über den Herd ergoss, so dass ich ziemlich viel Zeit benötigte, um die getrocknete Scheuermilch aus den Herdecken zu kratzen. Natürlich hätte ich Bewerbungen schreiben müssen, aber ich war zu deprimiert und hatte noch nicht einmal ein vernünftiges Bewerbungsfoto. Ich wollte mich am nächsten Tag darum kümmern. Oder ich würde Katharina um ein Foto bitten, um meine Chancen für ein Bewerbungsgespräch zu erhöhen. Die Natur hatte über meine Schwester ihr Füllhorn ausgeschüttet. Sie war eine Schönheit, genauso zerbrechlich und zart wie unsere Mutter, mit dem gleichen langen, dunklen, dichten Haar. Mein Haar war zwar auch dunkel, aber ziemlich struppig, so dass ich es immer kurz trug. Dank der grandiosen Erfindung des Wonderbras konnte ich zwar meinen Busen von 70A auf 75C hochrüsten, aber ich war viel zu dünn, obwohl ich mich redlich um eine ausgewogene Ernährung bemühte, indem ich regelmäßig Tiefkühlpizza, Pommes und Lkw 3 auf den Speiseplan setzte. Ich war schon immer knochig gewesen. Leider hatte ich von meiner Mutter nur die wunderbaren braunen Augen geerbt. Mein Vater hatte sein handwerkliches Talent und seine imposante Körpergröße ebenfalls für sich behalten.
    Kurz vor acht klingelte es und Lila schnaufte meine fünf Stockwerke hinauf. Als ich die Tür öffnete, sah ich, dass vor der Nachbarwohnung Umzugskisten standen. Die Wohnung hatte längere Zeit leer gestanden, worüber ich nicht besonders traurig war. Nicht jeder teilte meine in regelmäßigen Abständen hervorbrechende Leidenschaft für ziemlich heftige Rockmusik und Opernarien, die die Wände erzittern ließen. Ich war wirklich nicht besonders scharf auf neue Nachbarn.
    »Junge, Junge, daran werde ich mich nie gewöhnen.« Was an mir zu eckig war, war an Lila zu rund. Eigentlich hieß sie Juliane, doch in der Zeit, als alle Welt
Lila Pausen
futterte, hatte sie einen Freund, der immer zu ihr sagte: »Du bist so süß wie eine
Lila Pause Krokant!
« Juliane liebte Schokolade, hasste Krokant, aber Lila gefiel ihr, auch weil sie ziemlich feministisch ist, und so hatte sie den Namen behalten, obwohl der Typ sie irgendwann mit Sandra betrog, mit der er jetzt zwei Kinder hatte und in Korntal in einer Reihenhaussiedlung wohnte. Lila war Mitglied bei Amnesty, Terre des Femmes, Verdi, der Büchergilde, Trottoir und SFsDoKo 4 . Sie war auch Single. Offensichtlich ließen sich die Männer von ihrem Körperumfang abschrecken. Dabei war Lila lustig, herzensgut und intelligent. Ihr einziger Fehler war, zwanzig bis dreißig Jahre zu spät geboren worden zu sein. Sie hätte besser in die Sechziger oder Siebziger gepasst.
    Wir saßen auf meinem durchgesessenen Sofa und futterten Chips.
    »Katrin kriegt Zwillinge und zieht in ihr eigenes Haus«, sagte ich und konnte nicht vermeiden, dass meine Stimme weinerlich klang.
    »Katrin, wer um Himmels Willen ist Katrin?« Lila schüttelte verwirrt den Kopf. »Und warum habe ich das Gefühl, dass du gleich anfängst zu heulen?«
    »Ich heule nicht«, schniefte ich, »ich wär nur so gern normal! So wie Katrin! In der Schule war sie immer die Beste! Sie hatte unglaubliche Pläne! Und dann hat sie diesen Zahnarzt geheiratet und arbeitet jetzt in seiner Praxis als Sprechstundenhilfe!«
    »Moment«, sagte Lila. Sie rannte in die Küche und kam mit dem Prosecco und zwei Gläsern zurück. Sie schenkte so schwungvoll ein, dass der Prosecco auf den Teppich schwappte, stieß mit mir an und nahm einen tiefen Schluck. Ich auch. Danach ging es mir besser.
    »Du findest es also beneidenswert, dass deine hochintelligente Schulfreundin Katrin als Sprechstundenhilfe Karriere gemacht hat?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Ja! Weil sie natürlich als Frau des Chefs alle anderen Sprechstundenhilfen tyrannisieren kann, wie es ihr passt! Und weil sie jetzt Zwillinge kriegt! Ich werde nie Zwillinge kriegen und in einer Neubausiedlung wohnen!«
    Lila schüttelte wieder den Kopf. »Line, hast du heimlich mit Eva
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