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Lasst uns froh und grausig sein

Lasst uns froh und grausig sein

Titel: Lasst uns froh und grausig sein
Autoren: Friederike Schmöe
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später erkenntlich.«
    »Beweise?«
    »Begnügen wir uns für jetzt mit Indizien. Schauen Sie: Die beiden haben mal zusammen in einer Restaurantküche gearbeitet. Da kriegt jeder vom anderen eine Menge mit. Wissen, das sich zu Geld machen lässt.«
    »Sie meinen, Sladko hat was gegen Nora in der Hand?«
    »Höchstwahrscheinlich. Ich nehme an, es geht um irgendwas hier auf dem Gelände. Ist doch auffällig: Engstler schwirrt hier herum, und dann auch noch Sladko …«
    »Es könnte um etwas gehen, was uns bisher nicht ins Auge gestochen ist«, bestätigte Katinka und stieß die Tür zum Hof auf. Sofort fegte ein eisiger Windstoß herein. Die Schneeflocken bissen ihr ins Gesicht.
    »Messerscharfe Schlussfolgerung, Madame. Es macht doch keinen Sinn, im tiefsten Schneetreiben um einen Pub herumzuspazieren, weil man Lärmbelästigung durch einen Biergarten befürchtet! Der Sommer ist am 23. Dezember so weit weg wie ein Meteorenklümpchen am Ende der Milchstraße vom Planeten Erde.«
    »Leider!«
    »Also geht es um etwas anderes«, machte Dante eifrig weiter. Sie umkreisten den im Schnee liegenden Toten. »Dieser Experte hier«, er wies auf Engstler, »war mal Richter. Naturgemäß hat er eine Schwäche für Gut und Böse. Widersprechen Sie nicht. Natürlich für beides. Gut kann es nur geben, wenn es auch Böse gibt. Pleite geht auch nur, wenn ein anderer Geld hat.«
    »Worauf könnte er aus gewesen sein?«
    »Drogen«, erklärte Dante. »Aber denen kann man schlecht nachspionieren. Höchstens den Dealern. Es muss etwas sein, was selbst in einer dunklen, windumtosten Winternacht dingfest zu machen wäre.«
    »Sie meinen, dieses obskure ›Es‹ manifestiert sich gerade jetzt, vor unseren Augen?«, fragte Katinka entgeistert. Sie musste zugeben, dass Dantes Theorie ihre Stärken hatte. »Wo fangen wir an zu suchen?« Sie drehte sich um ihre eigene Achse.
    »In den Baracken zum Beispiel.«
    In stillem Einvernehmen stapften sie durch den Schnee zum Eingang der Nebengebäude.
    »Ich habe vorhin auf den Seiten des Katasteramtes gesurft«, berichtete Dante. »Ganz früher war diese ganze Liegenschaft hier mal ein bewirtschafteter Hof mit Gärtnerei. Die ausgebeinten Mauerreste waren die Wirtschaftsgebäude.«
    Sie traten durch den türlosen Eingang. Drinnen schien es noch kälter als draußen, obwohl sie wenigstens vom Wind geschützt waren.
    »Haben Sie Hackerqualitäten? So einfach kommt man doch nicht auf solche Seiten.«
    »Das fragen ausgerechnet Sie?« Dante fischte eine winzige Taschenlampe mit erstaunlich hellem Lichtstrahl aus seiner Hosentasche. Seite an Seite tappten sie durch die düsteren Häuser. Es roch modrig, nach Kalk, nach Schmutz.
    »Himmel, ist das heruntergekommen!« Katinka ließ den Schein ihrer Lampe über die Wände gleiten. »Das zu renovieren, kommt einem finanziellen Ruin gleich.«
    »Nora wollte die Dinger abreißen. Aber der Denkmalschutz ist da ganz rattig. Bloß nichts Neues bauen. Da darf nicht mal ein neuer Nagel ins Holz geschlagen werden.«
    »Sie wollte sie abreißen?« Katinka besah sich die nassen Flecken an den Wänden. Der Putz hatte sich längst in Wohlgefallen aufgelöst. In manchen Ecken lagen kleine Häufchen von etwas Undefinierbarem. Irgendwo bellte ein Hund. »Sind Sie sicher?«
    »Zur Rattenzucht würden sie sich noch eignen. Zu mehr auch nicht.« Dante stieß mit dem Fuß an etwas und bückte sich. »Falls Nora den Zaster hätte, stilecht zu renovieren, hätte sie allerdings super Nebenräume für Familienfeiern und dergleichen.«
    »Könnte Engstler hier herumgeschnüffelt haben, weil Nora plant, sich von diesen Räumlichkeiten irgendwie illegal zu trennen?«
    Dante lachte. »Heißer Abbruch? Schon möglich, aber im Schneetreiben … Für so was sucht man sich einen tadschikischen Gebrauchtwagenhändler und eine laue Frühlingsnacht aus.«
    »Wo geht’s denn hier hin?« Katinka stieß gegen eine Stahltür. Sie sah ziemlich neu aus. »Abgeschlossen.«
    Dante rüttelte an der Klinke. »Ich nehme an, das ist der Geheimeingang ins Nachbarhaus. Harun wohnt dort.«
    »Dieser Harun …«
    »Komischer Vogel, das schon.«
    »Ulkiger Zufall, dass er Instrumentenbauer ist und dieser Teddy mit einem verunfallten Sax in den Club gespült wurde.«
    »Tja, so geht das Leben.« Dante ließ die Tür los. »Wir verschwenden hier unsere Lebensenergie.«
    Katinka trat an das glaslose Fenster und starrte hinaus in den Hinterhof. »Was ist eigentlich in der Scheune?«
    »Wollen wir
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