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Lasst uns froh und grausig sein

Lasst uns froh und grausig sein

Titel: Lasst uns froh und grausig sein
Autoren: Friederike Schmöe
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ließ eine Schraube zu Boden fallen.
    »Shit, nein!«, kreischte Teddy entsetzt.
    »Die finden wir schon wieder.« Harun ließ sich seufzend auf alle Viere fallen und suchte nach der Schraube. Auch Teddy kroch unter den Tisch. Clemenzas glasiger Blick folgte ihnen.
    Walt sah sich um, überschlug seine Chancen, ging zum Tresen und nickte Clemenza zu. »Ich brauche auch einen Schluck Roten. Sollen wir mal ein anderes Musikprogramm starten?«
    »Gern!«, knurrte Clemenza. »Hoffe nur, irgendwer bringt jetzt mal was zu essen auf den Tisch. Ich muss mir was zwischen die Kiemen schieben.«
    Walt nahm sich ein Weinglas aus dem Schrank hinter der Theke und musterte eingehend die Musikanlage. Die Schalter steckten in einer Aluplatte, die in die Wand eingelassen war. Daneben schob man die CDs in einen Schlitz. Walt regelte die Lautstärke etwas nach oben. Ein automatischer Wechsler zeigte auf einem Display an, welche CDs zur Auswahl standen. Nach kurzem Zögern wählte Walt eine, deren Titel ›Some Mo’ Horizons‹ lautete. Neue Horizonte konnten nie schaden. Caren und Sladko beschäftigten sich in der Küche. Er hörte Geschirr klappern und spürte Clemenzas Blick in seinem Rücken. Der erste Track auf der CD begann mit einem Percussionsolo. Er drehte die Lautstärke noch ein klein wenig weiter hoch. »Hochmoderne Anlage«, konstatierte er, während er die übrigen Schalter musterte.
    »Boys, toys«, murmelte Clemenza und füllte ihr Glas auf.
    Harun hatte endlich die Schraube gefunden und tauchte wieder unter dem Tisch auf. »Mensch, was bin ich erleichtert!«, stieß Teddy hervor und nahm sich einen weiteren Lebkuchenstern vom Teller.
    »Reichen Sie den Teller doch mal rüber!«, bat Clemenza. Auch sie wählte einen Stern und biss hinein.
    Walts Faszination hingegen wurde von ein paar Reglern in Anspruch genommen, die direkt neben den Knöpfen mit der Aufschrift ›Volume‹ angebracht waren. D 1. D 2. D 3. Wahrscheinlich musste man DJ sein, um ihre Funktion zu verstehen. Während die warmen portugiesischen Klänge des nächsten Songs durch seinen Kopf fluteten, drehte er die Regler ganz hoch. Der Reihe nach. Nichts passierte. Von dem Songtext verstand er nur ein einziges Wort. ›Elevador‹. Walt wandte sich ab und goss sich Wein ins Glas. Clemenza war dabei, einen weiteren Lebkuchenstern vom Teller auszusuchen. Von draußen klang wütendes Hundegebell.
    »Ja ja, die Tölen müssen bei jedem Wetter ausgeführt werden«, ließ sich die Kommissarin vernehmen.
    Forschend ließ Walt den Blick durch den Pub schweifen. Alle waren beschäftigt. Clemenzas Reaktionen waren vermutlich mittlerweile verlangsamt.
    Er ging bedächtig zu seinem Tisch zurück, griff nach der Mappe, sah sich ein letztes Mal um. Die Engstlerin schnarchte laut auf und machte eine fahrige Bewegung mit der rechten Hand. Die leere Cynarflasche rutschte über die Tischkante und schlug mit lautem Knall auf dem Boden auf.
    Jetzt oder nie, dachte Walt. Alle waren abgelenkt. Er nahm die Zeichenmappe, ging zum Ausgang, schlüpfte durch den schweren Vorhang, öffnete die Tür und trat auf die Straße.
     
    21:45
    »Ich hoffe, Sie haben die Wauwaus im Griff!«, keuchte Dante. Alle drei waren sie bis zur Mauer der Nebengebäude zurückgewichen. »Haben Sie Ihre Beretta im Anschlag?«
    »Sind Sie wahnsinnig?«, rief Nora. »Die tun nichts.«
    Katinka hatte längst ihre Waffe in der Hand. Einen Hund wollte sie nur in höchster Not erschießen. Aber die Aussicht, von einem der gedrungenen, kraftstrotzenden Kampfmaschinen zerfleischt zu werden, gefiel ihr noch weniger. Sie hatte nicht wirklich Angst – nur ein ungutes Gefühl, als geschähe zeitgleich noch etwas anderes.
    »Wo kommen die Hübschen denn auf einmal her?«, stöhnte Dante. Seine Stimme zitterte leicht. Einer der Bullterrier hatte Aufstellung direkt vor Dante genommen. Der Geifer troff in den Schnee und er bellte, als wollte er das jüngste Gericht ankündigen.
    »Jemand muss an der elektronischen Steuerung für die Zwingeranlage rumgemacht haben«, flüsterte Nora. »Drinnen, in der Gaststube!« Sie lehnte zwischen Katinka und Dante an der Wand, bleich wie Kreide. »Nein! Nicht!« Sie sah Katinkas Hand, die die Pistole hielt und sich ruhig und konzentriert auf den Hund richtete, der ihnen am nächsten stand. Ein Riesenkerl mit dunkelbraunem Fell und einem weißen Fleck auf der muskulösen Brust. »Wissen Sie, was für eine Arbeit ich in die Tiere gesteckt habe?«
    »Hätte es nicht ein Wurf flauschiger
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