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Lasst Kinder wieder Kinder sein - Winterhoff, M: Lasst Kinder wieder Kinder sein

Titel: Lasst Kinder wieder Kinder sein - Winterhoff, M: Lasst Kinder wieder Kinder sein
Autoren: Michael Winterhoff
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irgendwann so viel und unüberschaubar ist, dass wir nicht mehr den Hauch einer Chance haben, etwas herauszufiltern, was uns tatsächlich noch als Wahrheit erscheint.
    Das Problem, das ich hier beschreibe, lässt sich wahrscheinlich nicht zufriedenstellend lösen. Das ist auch nicht mein Vorhaben. Der Wunsch, vielen die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern und gehört zu werden, ist berechtigt und scheint dem innersten Wesen von Demokratie zu entspringen. Die Sehnsucht, Informationen so aufbereitet zu bekommen, dass sie für den Einzelnen verträglich sind, ist allerdings ebenso berechtigt.

    Wie aus dem analogen Leben das digitale wurde – Eine kleine Zeitreise
    » Das Internet ist eine Illusionsmaschine, die jeden Suchenden einlädt und empfängt. Sie gibt ihm alles. Nur eines nicht: Realität. Wer gesund im Leben steht, sozusagen zentriert und fokussiert ist, dem wird die virtuelle Phantasterei nicht sonderlich wehtun können. Alle anderen jedoch werden alsbald ein Kopfschmerzmittel brauchen.«
    (Richard K. Breuer, Autor und Blogger)
     
    Zeitreisen sind seit jeher ein beliebtes Thema in Filmen und Büchern. Meist geht es dabei um ziemlich heftige Zeitsprünge, jemand reist aus unserer Gegenwart ins Mittelalter oder eben 200 Jahre in die Zukunft. Besonders kompliziert machten es die »Zurück in die Zukunft«-Filme, wo Teil 1 in der Vergangenheit, Teil 2 in der Zukunft und Teil 3 in der Vergangenheit vor Teil 1 spielte.
    All diesen Geschichten wohnt die gleiche faszinierende Vorstellung inne. Was wäre wohl, wenn man einen Menschen, der vor dem Hintergrund einer bestimmten Zeit lebt, in eine ganz andere Zeit verpflanzen würde? Wird er mit den veränderten Bedingungen zurechtkommen oder stürzt er in totale Konfusion? Nimmt man die zweite Hälfte des 20. und den Beginn des 21. Jahrhunderts, so lässt sich meines Erachtens mit Fug und Recht behaupten, dass eine Zeitreise von 1970 nach 1990 ungleich weniger Komplikationen mit sich bringen würde als eine von 1990 nach 2010. Beide Male handelt es sich um einen Zeitraum von nur 20 Jahren, und doch liegen Welten zwischen diesen beiden Sphären.

    Von 1970 nach 1990 ändern sich in Politik und Medien vor allem Namen und Nuancen, zwischen 1990 und 2010 liegt außer heftigsten weltweiten politischen Umschwüngen vor allem die digitale Revolution.
    Bis Anfang der 90er Jahre ist das Leben im Wesentlichen analog. Und damit ist es auch vergleichsweise langsam. Um die Jahrtausendwende dann erleben wir eine ähnliche Beschleunigung, wie sie zur letzten Jahrhundertwende bereits durch die Industrialisierung stattgefunden haben muss. Nur dass dieses Mal die Auswirkungen auf die Psyche des Menschen noch gewaltiger sind.
    Versuchen wir einmal, uns eine Zeitreise von 1990 in das Jahr 2010 vorzustellen. Welche Erlebnisse werden den 90er-Jahre-Menschen besonders erschrecken und warum?
    Man könnte sich beispielsweise vorstellen, unser Mann würde seine Reise direkt nach dem Frühstück antreten. Da wäre er 1990 entweder von einem ganz normalen Wecker oder von einem Radiowecker geweckt worden, hätte beim Bäcker aus einer kleinen Auswahl an Brötchen gewählt und sich dann mit der lokalen Tageszeitung an den Frühstückstisch begeben, um mit seiner Frau und den zwei Kindern zu frühstücken.
    Danach geht es los ... Bleiben wir beim legendären »Zurück in die Zukunft« und stellen uns vor, wie der DeLorean des Professors programmiert wird auf 2010 und unser Mann einer ungewissen Zukunft entgegenbraust ...
     
    Landung im Bett des Jahres 2010. Neben dem Bett steht auch hier noch ein Radiowecker; bevor dieser jedoch aktiv wird, dringt aus dem Nachbarzimmer, in dem die 15-jährige Tochter wohnt, der durchdringende Weckton eines Handys. Unser
Mann erlebt seine erste Irritation: Sich vom Telefon wecken zu lassen kennt er höchstens aus Hotels, wenn zum festgelegten Zeitpunkt die Rezeption durchruft.
    Die Radionachrichten, die der kurze Zeit später anspringende Radiowecker bietet, bringen den ersten Katastrophenüberblick des Tages. War er es aus den 90ern noch gewohnt, das aktuelle politische Geschehen am Beginn der Nachrichten zu hören, so ereilt ihn jetzt ein diffuser Mix aus weltweiten Unglücksberichten, Boulevard und ein wenig Politik.
    Als er sich an den Frühstückstisch begibt, läuft in der Küche der Fernseher. Auch sein 17-jähriger Sohn sitzt bereits am Tisch, in der Hand ein Touchscreen-Handy, auf das er so angestrengt starrt, dass der Morgengruß ausbleiben muss. Eine
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