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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
Autoren: Niccolò Ammaniti
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mit ihren Handys. Cristina Lotto umarmte ihren Mann. Der Zauberer Daniel war in Unterhosen und diskutierte mit dem alten Cinelli und einem Chinesen im Artistenkostüm.
    Larita drängte sich durch die Menge. Ihr Herz raste, und ihre Hände zitterten vor Aufregung.
    Eine junge Krankenschwester legte ihr eine Decke um. »Kommen Sie mit.«
    Die Sängerin gab ihr zu verstehen, dass es ihr gut ging. »Einen Moment … nur einen Moment.«
    Wo war er? Und wenn … Diesen traurigen Gedanken wollte sie nicht zu Ende denken.
    Er war nirgends zu sehen. Doch dann entdeckte sie eine Traube von Journalisten, die sich um irgendjemanden drängten. Dort stand Fabrizio und antwortete auf die Fragen der Interviewer. Obwohl er in eine graue Decke gehüllt war, schien er in Bestform.
    Larita fiel ein Stein vom Herzen. Sie ging näher heran, um ihn besser sehen zu können.
    Meine Güte, wie gut er mir gefällt.
    Zum Glück hatte er sie nicht gesehen. Sie würde ihn überraschen, wenn er mit dem Interview fertig war.

79 »Also dann erzählen Sie mal … Was ist denn eigentlich passiert?«, fragte Rita Baudo von TG4.
    Eigentlich war Fabrizio fest entschlossen, gar nicht mit der Presse zu sprechen, sondern sich abweisend und unnahbar zu geben wie immer. Als er aber sah, dass die Journalisten alle anderen Promis stehen ließen und zu ihm gerannt kamen, konnte er diesen Streicheleinheiten für sein Ego einfach nicht widerstehen. Mit der geballten Faust in der Jackentasche klammerte er sich an Crucianis USB-Stick, der ihm vierzig Gigabyte Kraft und Courage einflößte. Mit der anderen Hand fasste er sich ans Ohrläppchen und setzte die Miene des Überlebenden auf. »Da gibt’s nicht viel zu sagen. Wir sind auf der Party eines größenwahnsinnigen Psychopathen gelandet. Die traurige Parabel eines stolzen, überheblichen Menschen, der sich für einen neuen Cäsar hielt. In gewisser Hinsicht ein tragischer Held, eine Figur aus einer anderen Zeit …« Locker hätte er den Rest des Tages so weiterdozieren können, aber er beschloss, lieber aufzuhören. »In Kürze werde ich einen Bericht über diese Horrornacht verfassen.« Als ein Fotograf ihn ins Visier nahm, warf er die widerspenstigen Haare zurück, die ihm über die glänzenden Augen fielen.
    Aber Rita Baudo war nicht zufrieden. »Das war alles? Können Sie uns denn nicht ein bisschen mehr sagen?«
    Aber Fabrizio winkte ab, wie um anzudeuten: Ihr könnt von Glück sagen, dass ich in meinem aufgewühlten Zustand überhaupt mit euch gesprochen habe, aber jetzt brauche ich wirklich ein bisschen Privacy.
    »Es tut mir leid, aber ich bin wirklich ein bisschen müde.«
    In diesem Augenblick warf sich Simona Somaini, mit dem Feingefühl eines Rugby-Spielers, zwischen die Journalisten.
    Die blonde Schauspielerin hatte sich eine Rot-Kreuz-Decke umgehängt, die so mikroskopisch klein war, dass sie gezielt den Blick freigab auf die üppigen Brüste mit Fingerhut großen Nippeln in einem zerfetzten Büstenhalter, auf den flachen Bauch und einen mikroskopisch kleinen, schlammverschmierten Tanga. Das Abenteuer in den Katakomben hatte ihr sichtlich zugesetzt, was sie menschlicher machte, zugleich aber noch attraktiver.
    »Fabri! Da bist du ja! Ich hatte schon Angst …«, sagte sie und küsste ihn auf den Mund.
    Cibas grüne Augen weiteten sich, verrieten eine Zehntelsekunde lang ungläubiges Staunen, schlossen sich dann aber wieder, und die beiden blieben eng umschlungen im Blitzlichtgewitter stehen.
    Genau in diesem Augenblick rutschte Simona auf einmal die Decke aus der Hand, fiel zu Boden wie ein Vorhang und enthüllte ihre 100–60–90.
    Als ihnen die Luft ausging, lehnte sie ihre savannenfarbene Mähne an seinen Hals und trocknete für die Kameras die feuchten Augen. »In dieser schrecklichen Nacht haben wir trotz alledem entdeckt …« Dann wandte sie sich an Fabrizio. »Sagst du es ihnen?«
    Perplex zog Fabrizio eine Augenbraue hoch. »Was meinst du, Simona?«
    Die Schauspielerin war sprachlos, kriegte sich dann aber wieder ein, neigte den Kopf zur Seite und flüsterte verlegen: »Komm schon, wir sagen es ihnen. Einmal kein Versteckspiel. Wir sind doch auch bloß Menschen … Vor allem heute. Nach diesem furchtbaren Abenteuer.«
    »Könntest du dich etwas klarer ausdrücken?«, fragte die Journalistin von Rendezvous .
    »Na ja, ich weiß nicht, ob ich es sagen soll.«
    Der Korrespondent von Festa Italiana hielt ihr das Mikrofon direkt vors Gesicht. »Bitte, Simona, rede.«
    Fabrizio begriff,
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