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Lass los was dich festhaelt

Lass los was dich festhaelt

Titel: Lass los was dich festhaelt
Autoren: Penny McLean
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die Kinderkrebsstationen so gut gefüllt sind, weil die Kinder »halt krank« sind? Hartes Schicksal eben, da kann man nichts machen, nicht
wahr? Ich habe noch nie so viele asthmatische, hautgeschädigte, nervöse, immungeschwächte und kommunikationsgestörte Kinder erlebt wie in den letzten vier Jahren. Und es werden immer mehr.
    Und da fragen Sie mich, was man loslassen könnte?! Wir nehmen diese Schädigungen so gottergeben hin, als wäre alles, was geschieht, eine unabwendbare Moira, ein Geschick, gegen das man nichts tun kann, außer sich gegen die Folgen zu wehren wie bei einem Erdbeben. Nur - bei diesen Mängeln kann nichts mehr repariert werden, und wenn doch, dann nur noch mangelhaft.
    Haben Sie die erhebende Geschichte vom Winter 2008 noch in Erinnerung, wo sich ein Arzt feiern ließ, der es geschafft hatte, ein ertrunkenes Kind nach 15 Minuten »endlich« erfolgreich zu reanimieren? Das Kind liegt jetzt als lebenslang Schwerstbehinderter zu Hause, kann nichts, was eines Menschen würdig ist und wird aufopferungsvoll gepflegt. Nicht von dem Arzt. Der hat es ja gerettet!
    Und niemand steht auf und sagt, dass jetzt Schluss sein muss mit diesen Verbrechen.
    Leben ist kostbar! Und eben deswegen muss es auch im Notfall losgelassen werden, weil der Mensch ein Recht auf Lebenswürde hat. Und weil wir kein Recht haben, ihm dieses Recht zu nehmen! Egal, ob der Mensch drei, zwanzig, fünfzig oder neunzig Jahre zählt! Nie habe ich das enger und bedrückender erlebt als damals, als mein Schwager mit 63 Jahren einen Herzinfarkt erlitt und nach sieben Minuten reanimiert wurde. Der Schmerz, diesen hochintelligenten, edlen Akademiker als unkontrolliert zuckendes, sprechunfähiges, von Anfällen gequältes Bündel erleben zu müssen, hat die ganze Familie traumatisiert. Unsere Gebete wurden Gott sei Dank erhört, und er starb nach drei Monaten an Lungenentzündung.

    Warum schreibe, erzähle ich das so insistent?
    Ich möchte Sie um etwas bitten. Sollten Sie jemals gezwungen sein, so etwas miterleben zu müssen, dann lassen Sie sich nicht durch Ihr Wollen, Ihren Schmerz und Ihre Unfähigkeit loszulassen dazu verleiten, einem anderen Menschen solches Leid zuzufügen. Und hindern Sie notfalls auch andere daran, die vielleicht im besten Glauben Leben erhalten wollen, das keines mehr ist.

Bewusstes Sterben
    Wir haben etwas vollkommen verlernt beziehungsweise aus unserem Bewusstsein gestrichen, nämlich das bewusste Sterben. Jeder von uns, wir alle kommen im Laufe unseres Lebens an zwei bis drei Todespunkte, wo wir entscheiden können, ob wir das »Spiel« beenden wollen oder es vorziehen weiterzumachen. Ich kann Ihnen das Erfühlen dieser Möglichkeiten leider, leider weder beschreiben noch beibringen. Doch so viel sei gesagt: Diese Momente sind eine Gnade, keine Strafe.
    Es waren immer nur die Menschen, die aus dem Tod eine Strafe gemacht haben.
    Sollten Sie einen sehr guten Astrologen kennen und Ihre genaue Geburtszeit wissen, könnten Sie den ungefähren Zeitrahmen der Todespunkte sogar feststellen lassen. An diesen Todespunkten öffnen sich bezeichnenderweise auch immer die Tore für neue Lebensperspektiven. Das »Stirb und Werde« ist vielschichtiger, als man denkt.
    Viele Indianer beherrschen bis heute die Kunst, sich nach Gefühl zum Sterben zurückzuziehen und ihre Seele aus dem Körper zu entlassen. Seltsamerweise erzählte mir das ein Aztekennachkomme ausgerechnet in Wien, wo eine ganze Gruppe
mexikanischer Tänzer für die Rückgabe einer Federkrone demonstrierte, die sich im dortigen Völkerkundemuseum befindet. »Erhebe deine Seele und dein Herz, gib deinen Geist frei und lass ihn fliegen wie einen Vogel. Sei fröhlich, wenn du deinen Körper verlässt, denn du wirst so wiedergeboren, wie du zuletzt gedacht und gefühlt hast.« Ja, so einfach ist das oder könnte es sein, wenn man gelernt hätte, besser mit sich selbst umzugehen.
    Wir haben stattdessen gelernt, die Meinungen anderer anzunehmen, statt Antworten in uns selbst zu finden. Und das gilt auch für alles, was mit dem Tod und unserer Existenz nach dieser größten aller möglichen »Wohnungsauflösungen« zu tun hat. Da es sich nicht mit der modernen Abgeklärtheit verträgt, sondern als peinlich und lächerlich gilt, an ein Weiterleben als geistiges Wesen zu glauben, haben wir das, was ich als übersinnlichen Instinkt bezeichnen möchte, lange kaltgestellt und uns an der Aussage orientiert, dass ja noch keiner jemals von »drüben« zurückgekommen sei,
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