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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein
Autoren: Phillipa Fioretti
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Öffentlichkeit publik machen. Ich meine, es gibt auf der ganzen Welt bloß vier Exemplare davon und…«
    » Wir hängen das vorläufig nicht an die große Glocke, kapiert? Ich möchte mich nämlich vorher über die Höhe des geschätzten Marktwertes schlaumachen. Wir sitzen das erst mal aus, okay?«
    » Das Buch ist bestimmt von unschätzbarem Wert«, schob Lily nach. » Ich plädiere dafür, es einem Museum oder so zu stiften. Ich meine, die Liga, in der da gespielt wird, ist um einiges zu hoch für uns.«
    Robbie knallte die zusammengefaltete Zeitung auf den Tisch und schaute sie an, als wären ihr plötzlich sieben Köpfe gewachsen.
    » Bist du wahnsinnig? Hier wird nichts verschenkt. Das Buch gehört uns, und wir können damit tun und lassen, was wir wollen.«
    » Ja, aber…«
    » Ja– ohne Wenn und Aber. Sebastian kann seine Fühler ausstrecken, wir finden über kurz oder lang ganz diskret einen Käufer, und dann verkaufen wir.« Er schnappte sich abermals die Zeitung. » Und dann kannst du dir so viele perlenbestickte Vintage-Kleider kaufen, wie du möchtest. Jedenfalls solltest du momentan nicht wie eine Wilde drauflos shoppen gehen und dauernd die Visacard zücken.«
    Lily wandte sich wieder dem Abwasch zu. » Du hast diesen bescheuerten Plasmafernseher ebenso mit der Visacard bezahlt, obwohl du wusstest, dass ich dieses Riesenbiest nicht haben wollte«, rief sie.
    » Ach nee, und wie viele Kleider aus den Dreißigerjahren hab ich mir gekauft, weil ich sie unbedingt haben musste?«
    Damit nahm er Lily sämtlichen Wind aus den Segeln. Der Punkt ging eindeutig an ihn.
    An der Stirnwand des lang gestreckten, rechteckigen Raumes, vor einer schweren Holztür, stand ein Schreibtisch, auf dem sich Papierkram, Bücher, Prospekte und benutzte Tassen stapelten. An ebendiesem Schreibtisch saß die Frau, die er gestern gesehen hatte, vor einem Laptop. Sie trug einen schmalen, taubengrauen Wickelkimono und hatte ihre silberblonden Haare nachlässig mit einer Hornspange hochgesteckt. Sie warf ihm einen Blick zu, registrierte seine Anwesenheit und wandte sich wortlos wieder ihrem Computer zu.
    Sollte er so tun, als interessierte er sich für das ausgestellte Kartenmaterial?, überlegte er. Und sie auf diese Weise in ein Gespräch verwickeln? Er spähte zu der Frau. Sie hielt den Blick auf den Bildschirm gerichtet. Er gewahrte ihre schlanken Arme, die sie auf der Schreibtischplatte vor dem Laptop verschränkt hatte.
    Der Mann schlenderte durch die Kartengalerie, und ihr Brustkorb verengte sich. Sie erkannte ihn auf Anhieb wieder; dieses Gesicht vergaß man so schnell nicht. Sie hatte gelächelt, okay, aber das war bestimmt keine Anmache gewesen. Robbie hatte sie davor gewarnt, auf der Straße streunende Katzen zu streicheln; sie folgten einem immer, weil sie mehr wollten, beteuerte er. Sie hoffte, dass der Fremde rein zufällig hereingeschneit war und nicht aus irgendeinem persönlichen Interesse an ihr.
    Sie sah auf. Er sah weg. Sie heftete den Blick auf ihren Bildschirm. Sein Blick kehrte zu ihr zurück. Sie versuchte angestrengt, durch ihre gelösten Haarsträhnen hindurch zu plinkern, und ertappte ihn dabei, wie er sie weiterhin selbstvergessen anstarrte.
    » Hallo. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein? Oder möchten Sie sich erst einmal umschauen?«, erkundigte sie sich höflich. Für sie war er immerhin ein potenzieller Kunde, da galt es, Distanz zu wahren, ganz egal, was er letztlich wollte. Vielleicht wollte er bloß einen Haufen Geld für ein paar alte Schätzchen loswerden.
    Er trat an ihren Schreibtisch, hielt ihr seine Hand hin. » William Isyanov. Ist Robert Schwartzman da?«
    Ob das wieder so ein durchgeknallter Künstler war, der händeringend nach einer Ausstellungsfläche für seine neuesten Meisterwerke suchte und jetzt ein Geschäft nach dem anderen abklapperte? So, wie er aussah– blasser Teint, fadenscheiniges Hemd und abgewetzte Lederweste–, konnte er durchaus als Maler durchgehen. Kein Bildhauer, definitiv nicht, die waren stets machomäßig drauf. Oder war er ein Fotograf? Nein, das alte Hemd und die Weste gaben ihm etwas Bohemehaftes, einen Hauch von romantischer Nostalgie. Da dachte man gleich an blank gescheuerte Dielenböden in viktorianischen Herrenhäusern, an burgunderrote Samtvorhänge und nackte Frauen. Vermutlich las er seinen Aktmodellen Puschkin vor, während er ihre üppigen Kurven und ihre Grübchenpopos malte.
    Oder war er im grafischen Gewerbe tätig? Womöglich
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