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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein
Autoren: Phillipa Fioretti
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jemandem gestohlen wurde, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als es zurückzugeben. So was passiert nun mal gelegentlich in unserem Business. Ich finde, da muss man fair bleiben. Letztlich kommt es nur unserem Ruf in der Branche zugute, wenn wir uns entsprechend verhalten.«
    Er rollte sich auf die Seite und schob ihre Hand weg. » Ich hab das komplette Inventar dieses kenianischen Ladens aufgekauft, und das Buch war in einer der Kisten. Es gehört mir. Uns. Und ich will nicht, dass er seine Nase in unsere Angelegenheiten steckt. Das Buch ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein paar Millionen Dollar wert. Fakt ist, dass praktisch alle Exemplare des Titels im 18 . Jahrhundert vernichtet wurden, und wir haben eins von den wenigen, die es noch gibt. Kapier doch endlich! Wir. Wir haben eins davon. Verdammt, wer ist dieser Isyanov überhaupt? Irgendein unrasierter Idiot, der mit Visitenkarten um sich schmeißt und meint, dass er uns über den Tisch ziehen könnte? Von wegen, Kumpel! Ich muss erst mal rauskriegen, ob der Typ nicht blufft. Dann sehen wir weiter.«
    Lily knabberte nervös an ihrem Daumennagel. Auf die Idee, dass Isyanov bluffen könnte, war sie gar nicht gekommen.
    » Ich finde, wir sollten uns mit Sebastian kurzschließen«, schlug sie vor.
    Er funkelte sie vernichtend an, dann stapfte er in die Küche, wo er sich einen Gin Tonic mixte.
    » Wieso rufst du nicht einfach bei Weston’s in London an und erkundigst dich nach ihm? Die sind solche Nachfragen bestimmt gewöhnt«, meinte sie, an den Türrahmen gelehnt.
    Er warf Eiswürfel in sein Glas. » Mach ich später noch. Und jetzt geh ich nach unten. Du brauchst meinetwegen nicht aufzubleiben. Ich hab noch zu tun.«
    Während er die Stufen hinunterstampfte, hätte Lily nicht wenig Lust gehabt, denjenigen zu erwürgen, der das fragliche Buch in die Kiste gepackt hatte. Wetten, dass die Schwarte für Robbie und sie bloß Ärger mit sich bringen würde? Und zwar jede Menge.
    Weston’s schickte ihn dauernd wegen irgendwelcher Geschichten durch halb Europa und die USA. Er war auch schon in São Paulo gewesen, um dort Nachforschungen wegen eines Kunstraubs anzustellen. Brasilien musste er jedoch nicht unbedingt noch einmal haben. Sydney dagegen war mal ganz was Neues. Er verfügte über eine Liste mit entsprechenden Kontakten– für den Fall, dass er ein bisschen Druck würde ausüben müssen, um das Buch zurückzubekommen. Zu diesem Mittel griff er aber wirklich nur, wenn sonst nichts mehr ging.
    Er schlenderte die Phillip Street runter zum Circular Quay und über die Promenade zum Opernhaus. Ein Bekannter hatte ihm vorgeschwärmt, dass man dort super essen gehen könnte. Während er von einem Restaurant zum anderen lief, fragte er sich kopfschüttelnd, ob sein Bekannter noch ganz richtig tickte. Für ein gemeinsames Essen mit Freunden oder einer Freundin wären die Läden vielleicht ganz passabel gewesen, aber er war nun mal allein und fühlte sich in der Masse der teuer gekleideten Leute völlig deplatziert.
    Er bestellte sich irgendwo ein Guinness und ein halbes Dutzend Austern und betrachtete beim Essen die Harbour Bridge. Nach seinem Snack schlenderte er zum Quay zurück, lehnte sich über die Kaimauer und beobachtete, wie die Personenfähren in den Hafen tuckerten. Er zündete sich eine Kretek-Zigarette an und inhalierte. Der stark nach Nelken duftende Rauch– die Dinger sollten angeblich gut gegen Mücken sein– erfüllte die abendliche Luft. Robbie hatte das Buch, keine Frage, es ihm abzuluchsen würde jedoch kniffliger werden, als er zunächst vermutet hatte. Steter Tropfen höhlt den Stein, sann er. Mit sanftem Druck ließ sich dieser Typ bestimmt am ehesten mürbe machen, alles andere verbot sich von selbst, vor allem im Hinblick auf die bezaubernde Lily.
    Robbie saß am Computer und loggte sich aus, sein Gesicht angestrahlt von dem hellen Rechteck des Bildschirms. Er hörte die Toilettenspülung und das Schlagen einer Tür. Aha, Lily war endlich im Bett. Während er den Rechner herunterfuhr, konzentrierte er sich auf das Schaufenster. Aus den Augenwinkeln heraus fing er eine Bewegung auf. Hatte da nicht eben jemand gestanden und ihn beobachtet? Er wischte sich die schwitzigen Hände an seiner Jeans ab und tastete ganz intuitiv nach der Ledertasche, die neben ihm lag.
    Lily rollte sich am nächsten Morgen auf den Bauch und tastete mit der flachen Hand automatisch über das Laken. Sie tippte, dass Robbie schon aufgestanden war.
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