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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose
Autoren: Sonia Marmen
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zeugen können? Sein Puls schlug schneller. Er schloss die Augen und holte tief Luft, um die Empfindungen, die sie in ihm auslöste, zu unterdrücken. Vor seinem inneren Auge überschlugen sich Bilder, eines wollüstiger als das andere. Aber das war wirklich nicht der rechte Augenblick, um sich über Glenlyons Tochter herzumachen. Die Männer des Laird konnten jeden Moment zurückkommen, und dann würde er sich mit Sicherheit mit einem Strick um den Hals wiederfinden, wenn man ihn erwischte. Er musste dringend an etwas anderes denken: das Vieh, seine Kameraden, irgendetwas …

    »Herrgott.«
    »Lass mich los, dreckiger Bastard! Du und deine Freunde, ihr seid doch nur eine jämmerliche Diebesbande! Das ist alles, was ihr Macdonalds könnt; stehlen und morden!«
    »Gemach, gemach! Morden ist ja wohl ein wenig übertrieben. Und was das Stehlen angeht … pah! Von etwas muss man ja leben, meine Schöne, und es ist wahr, dass wir brillante Viehdiebe sind.«
    Die Frau bedachte ihn mit wütenden Blicken, und Duncan fühlte sich immer befangener, trotz des Zorns, der erneut in ihm aufgestiegen war, nachdem sie ihm diese Beleidigung ins Gesicht geschleudert hatte. Er hätte nicht übel Lust gehabt, ihre Röcke hochzuschlagen und ihr die ordentliche Tracht Prügel zu verpassen, die sie offenbar gebrauchen konnte. Schon bei dem Gedanken spannten sich seine Muskeln an. Verflucht, ich würde sofort über sie herfallen! Er schluckte. Jetzt kam es vor allem darauf an, Zeit zu schinden, damit seine Kameraden sich weit genug entfernen konnten, ehe das Mädchen ihnen noch den ganzen Campbell-Clan auf die Fersen hetzte.
    »Was hast du hier gewollt?«, fragte er und versuchte, seine Stimme nicht zittern zu lassen.
    »Ich brauche keine Rechenschaft darüber abzulegen, was ich tue und lasse. Und dir schon gar nicht! Ich bin hier zu Hause. Viel eher solltest du dich erklären, weil du dich auf unserem Territorium befindest. Mir scheint, dass Glencoe mehrere Meilen von hier entfernt liegt.«
    »Ich habe mich verirrt.«
    »Oh, natürlich! Für wen hältst du mich, du Trottel? Ich habe genau gesehen, wie ihr unsere Kühe gestohlen habt, du Dreckskerl!«
    »Weiß dein Vater eigentlich, dass seine Tochter flucht wie ein Fuhrknecht? Treibst du so auch Konversation mit deiner adligen schottischen Sippschaft?«
    »Ich rede, wie ich es lustig bin, Macdonald. Wieso regt dich das so auf?«
    »Unsere Frauen werden bestraft, wenn sie eine solche Sprache führen.«

    »Ach, dass ich nicht lache! Außerdem gehen mich die Manieren eurer Frauen nichts an! Warum reitest du nicht zu ihnen zurück? Lass mich los!«
    Plötzlich musste er an Elspeth denken, ihr kleines rundes Gesichtchen und ihre hübsche, leicht nach oben zeigende Nase. Mit ihren großen grünen Augen und den langen braunen Haaren, in denen kupferne Reflexe aufleuchteten und die im Takt zu ihrem fließenden Gang hin- und herschwangen, war Elspeth Henderson sehr ansehnlich, und viele Männer stellten ihr nach. Wahrscheinlich war sie sogar hübscher als dieses freche, abgerissene Wesen, das unter ihm um sich schlug. Aber bei Elspeth hatte er noch nie diesen Aufruhr und dieses Gefühl in den Lenden gespürt … Fand er etwa plötzlich Gefallen an solchen kleinen Mädchen?
    »Wenn ich dich loslasse, wirst du deinen Leuten Bescheid geben. Und das kann ich nicht zulassen… Jedenfalls erst in ein paar Minuten. Ich muss meinen Männern Zeit geben, sich weit genug zu entfernen.«
    Sie knurrte und versuchte, ihn zu beißen, doch er konnte ihr mit knapper Not ausweichen.
    »Meiner Treu, du bist ja wie eine Wölfin!«
    »Ha, dabei hast du mich noch gar nicht richtig kennengelernt.«
    »Wirklich?«
    Skeptisch hob Duncan eine Augenbraue und verzog den Mundwinkel. Das Mädchen bäumte sich auf und versuchte weiterhin vergeblich, ihren Angreifer, der ihr das Becken auf den steinigen Boden drückte, abzuschütteln.
    »Du machst mich wütend, Macdonald!«
    »Was glaubst du, was du machst?«
    Er konnte sich gar nicht an diesen schönen, vollen Lippen sattsehen, die nichts als wüste Beschimpfungen von sich gaben.
    »Halt endlich den Mund, Weib!«
    »Nicht, solange ich dich mit meinen Worten ärgern kann …«
    Er erstickte ihre Widerrede, indem er seinen Mund auf ihre Lippen legte und sie mit der Zunge auseinanderzwang. Die junge Frau spannte sich unter ihm an und wehrte sich, aber er
hielt sie ohne große Schwierigkeiten nieder. Gegen seine Statur von einem Meter neunzig kam sie wahrhaftig nicht an. Er
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