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Langenscheidt Chef-Deutsch, Deutsch-Chef

Langenscheidt Chef-Deutsch, Deutsch-Chef

Titel: Langenscheidt Chef-Deutsch, Deutsch-Chef
Autoren: Bernd Stromberg
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Sie besser sind – ob Sie schneller arbeiten, mehr arbeiten oder am Samstag für den gleichen Fußballverein grölen wie Ihr Chef – in irgendetwas sind Sie offensichtlich besser als die anderen. Vertrödeln Sie Ihre Zeit nicht damit, sich wie Ihre ehemaligen Kollegen-Freunde zu fragen, was um alles in der Welt das bloß sein könnte. Stellen Sie sich einfach morgens vor den Spiegel, putzen Sie sich die Zähne und sagen Sie sich:
    Erst komme ich – dann kommt lange Zeit nichts – dann kommt ein Foto von mir – und dann kommt die Sintflut.
    Mal ehrlich, würden Sie noch mit sich befreundet sein wollen? Verstehen Sie jetzt?
    So. Sie sind jetzt also Chef, haben sich gemerkt, worin der Unterschied zwischen »buckeln« und »treten« besteht und dass so etwas wie »Freundschaft mit Untergebenen« genauso häufig vorkommt wie gutes Essen in der Firmenkantine.
    Wenn Sie jetzt glauben, dass es von nun an nur noch bergauf gehen kann, haben Sie damit nur recht, wenn Sie zufällig Sisyphos heißen. Aufsteigen ist nämlich keine Kunst und jeder kann sagen:
»Ich hab den Mount Everest bestiegen.«
    In den meisten Fällen geht der Satz aber so weiter:
»Die ersten 200 Meter, dann ist mir das zu steil geworden.«
    Chefsprache
Chef sagt:
Chef meint:
Mir ist bewusst, dass das für Sie jetzt eine Umstellung ist, mit mir als neuem Vorgesetzten.
Aber das ist Ihr Problem, nicht meines. Also gewöhnen Sie sich besser schnell dran!
Wer ist hierfür zuständig?
Ich nicht!
Das hat absolute Top-Priorität!
Bevor Sie wieder an Ihre Arbeit gehen, erledigen Sie meine; und zwar ordentlich!
Das ist eine sehr große Verantwortung, die ich hier übertrage!
Das ist strunzlangweilig, und außer Ihnen möchte Ihnen ich das niemandem antun.
Sie können mit Problemen jederzeit zu mir kommen, mein Büro steht für Sie immer offen.
Belästigen Sie mich bloß nicht auch noch mit Ihrem Privatscheiß!
Ich bin zwar jetzt der neue Chef, aber keine Sorge: Zwischen uns wird sich nichts ändern.
Nur, dass ich jetzt halt mehr verdiene, dich meine Arbeit machen lasse und dafür sorge, dass du deine Dauerkarte beim BVB zeitlich nicht mehr nutzen kannst. Und ab sofort siezt Du mich wieder!
Keine Sorge, Ihr habt nichts zu befürchten. Ich war bis gestern genau wie Ihr.
Ein Niemand, ein Nichts, ein stechuhrstechender Krümel im Kuchen der Firma. Ab heute bin ich Gott. Euer Gott!
Wir ziehen hier alle an einem Strang!
Ich hier oben, Ihr da unten.
Glaubt mir, ich weiß genau, wie man sich in Eurer Position fühlt.
Darum bin ich umso erleichterter, nicht mehr zu Eurem Versagerverein zu gehören.
In meiner Abteilung zählt Qualität, nicht Quantität!
Ich lese nicht mehr als drei Seiten. Wenn Sie es wagen sollten, mehr zu schreiben, ist Polen für Sie offen!

2. Kapitel  
Der Chef im Wandel der Zeit

2. Der Chef im Wandel der Zeit
    Vor ungefähr sehr vielen Jahren, als die Menschheit noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung stand, saß eine größere Gruppe Urmenschen am Lagerfeuer in ihrer Höhle und wartete auf frischerlegtes Mammutfleisch. Als der Jäger, also der stärkste und schnellste der Gruppe, zurückkam, übergab er das Fleisch einem anderen, der es gerecht zerlegte und unter den Umsitzenden verteilte. Das war der klügste und umsichtigste anwesende Urmensch. Bevor es jetzt richtig gemütlich werden konnte, griff sich ein bis jetzt unbeachteter, eher schmächtiger Kerl völlig unvermittelt die besten Stücke aus den Händen der anderen und begann zu essen. Die Bestohlenen wurden sauer und es ergab sich folgender Dialog:

    Der erste Chef war geboren.
Die Übersetzung aus dem Urmenschlichen können wir uns heutzutage sparen. Verblüffenderweise haben sich aber die Kernaussagen der Chefs auch im Verlauf von Zehntausenden von Jahren inhaltlich nicht großartig weggemendelt. Was sich verändert hat, sind lediglich die Formulierungen, mit denen die Chefs von heute ihren Mitarbeitern begreiflich machen, wer das Sagen hat. Die Szenerie ist im Grunde geblieben ...

    Vor ungefähr sehr kurzer Zeit, als die neue Schadensregulierungsgruppenaufteilung fast am Ende ihrer Durchführung stand, saß eine größere Gruppe Mitarbeiter in der Kaffeeküche der CAPITOL-Versicherung und wartete auf frische Teilchen aus der Kantine. Als Erika zurückkam, übergab sie die Teilchen Tanja, die sie gerecht zerlegte und unter den Umsitzenden verteilte. Bevor es jetzt richtig gemütlich werden konnte, kam Sabine Buhrer (ich sag ja immer »Sabbel«) aus der Buchhaltung und knallte einen
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