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Langenscheidt Chef-Deutsch, Deutsch-Chef

Langenscheidt Chef-Deutsch, Deutsch-Chef

Titel: Langenscheidt Chef-Deutsch, Deutsch-Chef
Autoren: Bernd Stromberg
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fangen wir an dieser Stelle erst mal mit den simplen Grundregeln für Neu-Chefs an:

    Umgekehrt geht auch, ist aber ungleich sinnfreier.
Grundregel 1 klingt erst mal nicht so, als bräuchte man dafür Abitur. Wie immer im Leben ist es aber auch hier so, dass der Teufel sich gerne im Detail versteckt. Auf der einen Seite ist die Kunst des gepflegten und Erfolg versprechenden Buckelns schon eher etwas für Fortgeschrittene, auf der anderen Seite machen viele Neu-Chefs den Anfängerfehler, das mit dem Treten allzu wörtlich zu nehmen.
Natürlich sollen Sie jetzt, wo Sie Chef sind, nicht plötzlich damit anfangen, Ihre ehemaligen Kollegen mit den Füßen zu bearbeiten. Ausnahmen sind hier nur die Mitarbeiter (oder im wahrscheinlicheren Fall die Mitarbeiterinnen), mit denen Sie auch vorher schon gerne mal fußtechnisch unterwegs waren. Richtung Kantine oder unterhalb des Konferenztisches. Ansonsten gilt für Sie als Chef:
    Füße weg von den Kollegen!
    Um Ihnen gleich ein konkretes Beispiel mit an die Hand zu geben:
    Sie haben Ihren ersten Tag als Chef und treffen auf einen Untergebenen, der Sie um Hilfe bei einem Problem bittet. Was machen Sie?
Sie hören sich das Problem an, überdenken die möglichen Lösungen und erklären dem Mitarbeiter im Anschluss kompetent und freundlich …
    Mööööp – schon falsch!
    Genau da fängt es nämlich gerne mal an, für Sie als Neu-Chef gewaltig schiefzulaufen. Sie sind jetzt Chef. Der Vorgesetzte. Was überhaupt nichts damit zu tun hat, dass Sie von nun an jedes auftauchende Problemchen »vorgesetzt« bekommen. Wenn Sie einmal damit anfangen, kommen Sie da nie mehr raus. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung eines Kollegen.
Helfen ist im Büro ein Teufelskreis, um den Sie als Chef einen großen Bogen machen sollten. Sieht man ja überall, was aus den Leuten geworden ist, die einmal mit dem Helfen angefangen haben. Hier, Mutter Teresa zum Beispiel, oder Gandhi. Die haben den Menschen zuerst auch nur mal helfen wollen, und dann? Glauben Sie allen Ernstes, dass einer von den beiden sich mal ein Wochenende frei nehmen konnte, um zu angeln, den Segelschein zu machen oder eine Runde Golf zu spielen? Wohl eher nicht! Wenn Sie Ihren Mitarbeitern am Anfang Ihrer Chef-Karriere den kleinen Finger reichen, dann sind Sie da ganz schnell mal zwei, drei Hände los. Und das war’s dann auch für Sie zum Thema Angeln, Segeln und Golf. So weit muss es nicht kommen, darum merken Sie sich:
    Wenn ein unterstellter Mitarbeiter Sie um Hilfe bittet, reagieren Sie immer freundlich, aber freundlich ablehnend.

    Mit diesen Antworten haben Sie zwar dem hilflosen Mitarbeiter keine Lösung für sein Problem geliefert, aber Sie wirken kompetent, beschäftigt und theoretisch gewillt, sich mit den Sorgen und Nöten der kleinen Kollegen auseinanderzusetzen. Das ist es, was letztlich zählt. Der theoretische Wille zu helfen. Wenn Sie den zwischendurch immer mal wieder durchblicken lassen, sind Sie auf einem guten Weg, auch langfristig Chef zu bleiben. Natürlich haben oben genannte Chefantworten alle die folgende Kernaussage:

    Diese Antwort wäre dann »Nach-unten-treten« im ehrlichsten, leider auch ineffektivsten Sinne. Bleiben Sie deshalb unbedingt bei den ersten drei Möglichkeiten!
    Sollte Ihnen ein überstellter Kollege, für Sie also ein »Über-Chef«, dieselbe Frage stellen und um Mithilfe bitten, sind Ihre Antwortmöglichkeiten ungleich simpler:

    Wie Sie sicher bemerkt haben, ist »Nach-oben-buckeln« (zumindest verbal) um ein Vielfaches einfacher als subtiles »Nach-unten-treten« . Für Neu-Chefs ist es darum unabdingbar, sich die Chef-Sprache möglichst schnell draufzuschaffen.
    Weitaus schwieriger wird für Sie ab sofort der Umgang mit den Kollegen, mit denen Sie bis zu Ihrer glorreichen Chef-Werdung befreundet waren.

    Zumindest nicht im Büro. Wenn Sie das nicht wollen oder damit nicht leben können, werden Sie es als Chef verdammt schwer haben. Freunde sind am Arbeitsplatz leider so hinderlich wie ein Schluckauf beim Flirten. Vielleicht fällt Ihnen die Umstellung leichter, wenn Sie sich in die nicht beförderten Kollegen hineinversetzen und sich fragen, was Sie an deren Stelle denken würden.
»Wieso der und nicht ich?«
ist dabei genau die Quintessenz, bei der Sie landen werden, wenn Sie mal kurz ehrlich sind. Und wenn Sie weiter ehrlich sind, dann geben Sie sich darauf doch gleich noch die korrekte Antwort:
»Weil Sie besser sind!«
    So sieht das aus. Dabei ist es völlig egal, worin genau
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