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Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Titel: Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)
Autoren: Thilo Corzilius
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Hintern gerettet hast!“
    „Nichts zu danken. Eigentlich dachte ich immer, ich hätte über die Jahre noch einiges abzutragen.“
    „Sagen wir einfach, wir sind quitt, ja?“
    „In Ordnung.“
    Wir mussten lachen, obwohl es mir wehtat und ich spürte, wie meine Mimik an meinen Wunden zerrte und riss.
    „Ist Salandar auf seinem Zimmer?“, fragte ich, als das schmerzhafte Lachen verklungen war.
    Hagen nickte.
    „Wann ist er eingetroffen?“
    „Wenige Stunden nachdem ich mit den ganzen okkultistischen Utensilien der Frau Conradi fertig war.“
    „Also hat der Trick mit dem Pergamentfetzen funktioniert?“
    „Augenscheinlich. Ich glaube, er versucht gerade etwas Ähnliches, vielleicht solltest du ihn nicht stören ...“
    „Papperlapapp“, winkte ich ab, taperte an Hagen vorbei zu Salandars Gemach und öffnete in meinem Übermut die Tür, ohne anzuklopfen.
    Gestank oder zumindest ein äußerst strenger Geruch stach mir entgegen.
    „Puh“, machte ich. „Was ist denn hier los?“
    Dann erst wurde ich der absonderlichen Szenerie gewahr, die sich in dem Zimmer vor mir abspielte. Plötzlich kam es mir ein wenig vor, als würde Salandar anfangen, eine eigene Menagerie um sich zu scharen.
    Er saß am Schreibtisch, wohl bis vor einer Sekunde über ein Manuskript gebeugt.
    Auf seinem Schoß saß ein Rotfuchs mit buschigem Schwanz.
    Auf dem Schreibtisch betrachtete Marius interessiert das dort vorhandene Geschriebene, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    Artifex Magicae und Fuchs jedoch blickten zu mir hinüber.
    „Entschuldigung“, machte ich, unsicher, ob ich peinlich berührt, verlegen oder interessiert sein sollte. Jedenfalls war mir der strenge Geruch nun kein Rätsel mehr. Er musste von dem Fuchs kommen. Aber was zum Kuckuck tat er hier?
    „Guten Abend, Herr Croire“, begrüßte mich der Fuchs daraufhin artig. Er hatte eine wohlklingende Stimme, die ich sogar kannte. Einen Wimpernschlag später fiel mir auch ein, woher: Nikolaus Bender.
    „Herr Bender?“, vergewisserte ich mich unbeholfen.
    „So ist es“, bestätigte der Fuchs und sprang geschickt von Salandars Schoß, um anschließend so etwas wie eine Verbeugung anzudeuten.
    „Pardon“, entfuhr es mir. „Aber bei unserer letzten Begegnung waren Sie noch ... “
    „Ein Mensch?“, vollendete Bender den Satz.
    „Genau.“
    „Ich muss gestehen, das mit der Verwandlung passiert in den letzten Wochen viel zu häufig. Besonders, wenn ich emotional aufgewühlt war – und das war ich seit dem Tod des höchst ehrenwerten Kollegen Gilmore in der Tat häufiger.“
    Ich starrte ihn nur an. Zwar wollte ich mich im Grunde für das Starren entschuldigen, aber ich brachte es in diesem Moment nicht fertig. Offensichtlich war Bender weitaus weniger betrunken als bei unserem letzten Treffen.
    „Na ja, wie dem auch sei“, fuhr Bender fort, als ich mich zu keiner Antwort hinreißen lassen konnte. „Ich habe Ihre Nähe gesucht, war mir aber nicht sicher, wie ich Ihnen glaubhaft meinen Zustand erklären könnte. Da ich aber gehofft hatte, Sie und Ihre Begleiter würden ein wenig Verständnis für meine ... leidliche Situation aufbringen, habe ich Sie von Zeit zu Zeit beobachtet. Glauben Sie mir, ich kann mir Schmackhafteres als diese ewigen Feldmäuse vorstellen. Aber Ihr junger Freund“, er deutete mit einem Nicken in Richtung Hagen, der hinter mir im Türrahmen stand, „fand ja am vorgestrigen Tage die Geschichte um die Gräfin von Eulenbach heraus, sodass ich annehmen konnte, dass ein sprechender Fuchs ihn nicht sogleich in einen schießwütigen Irren verwandeln würde.“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Vorgestern?“
    Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen.
    „Du hast einen vollen Tag geschlafen, Lucien“, brachte Hagen es hinter mir auf den Punkt.
    Zwar sträubte sich mein Inneres ein wenig gegen die Vorstellung, die Selbstkontrolle so abgegeben zu haben, aber der Rest der Anwesenden schien sich offensichtlich über diesen Sachverhalt einig zu sein, also fragte ich nicht weiter nach.
    „Allerdings wusste ich nicht, dass Sie bereits Konversation mit einem sprechenden Kater zu führen pflegten, sonst hätte ich mich eher zu erkennen gegeben“, schloss der Fuchs mit Namen Bender.
    „Gut.“ Ich beschloss, fortan all diese Dinge zu akzeptieren und mich schleunigst auf die Suche nach Salandars Cognac-Vorräten zu machen.
    „Eines wüsste ich allerdings gerne“, hielt ich inne, bevor ich mich ins tiefe Innere von Salandars Gemach aufzumachen gedachte.
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