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Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Titel: Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)
Autoren: Thilo Corzilius
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alles hier ...“
    Tatsächlich hatten wir im ganzen Haushalt der Conradis weder einen Steinkreis noch einen Platz für einen solchen entdeckt. Dafür herrschte nach unserer Durchsuchung hier nun ein großes Durcheinander.
    „Der Kreis kann überall sein“, gab ich zu. „Das heißt, sie kann auch ihre Beschwörungen von diesem uns unbekannten Ort aus tätigen. Das ist ganz schöner Mist, wenn ihr mich fragt.“
    „Es hilft nichts“, loderte Hagen auf. „Dann graben wir eben die ganze verfluchte Stadt um. Auf eigene Faust.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Die Polizisten und die restlichen Leyener würden uns nicht lassen. Außerdem darfst du nicht vergessen, dass wir nicht mehr wissen, ob der Graf auf unserer Seite ist.“
    „Wo ich ihm beipflichten muss“, schaltete sich Marius ein.
    „Sei ruhig, wenn du keinen besseren Einfall hast!“, fuhr Hagen ihn an. „Immerhin hast du uns belauscht.“
    „Das liegt in meiner Natur“, entschuldigte Marius sich und leckte desinteressiert an seiner Pfote.
    „Ihr könntet auch aufhören zu zanken und euch ernsthafte Gedanken machen“, schlug Maria sarkastisch vor. „Wenn ich Theresa Conradi richtig verstanden habe, hat sie eine Drohung gegen euch ausgesprochen.“
    Sie holte Luft und fügte mit Blick auf mich hinzu: „Oder vielmehr gegen dich.“
    „Hm“, machte ich. Mir war nicht wohl in meiner Haut.
    „Aber ich habe vielleicht eine Idee, wo wir den Kreis finden könnten“, fuhr sie fort.
    Drei Augenpaare richteten sich erwartungsvoll auf sie.
    4.
    Wald.
    Natürlich, Maria liebte den Wald, sie war ja quasi dort großgeworden. Ich hingegen hatte gegen den dichten Wald des Weserberglandes, der Leyen und die Grafschaft Eulenbach umgab, eine Abneigung entwickelt. Zu viel Übernatürliches hauste hier. Zwar hatte ich nicht per se etwas gegen übernatürliche Bewohner dieser Welt – sie gehörten dazu, wir hätten uns gar nicht dagegen wehren können –, aber ich musste es auch nicht unbedingt auf mehr Begegnungen als nötig anlegen.
    An der Idee, mit der Maria uns hierher an den Waldrand brachte, war aber nicht zu rütteln.
    Ernst Conradi hatte Nutzholz verkauft, das er selbst in eigens dafür gepachteten Parzellen hatte fällen lassen. Kein Kaufmann im ursprünglichen Sinne, eher ein Holzfäller mit Geschäftssinn. So war er mit der Familie Regener – und später mit Maria – überein gekommen, welche Flächen sich aus forstwirtschaftlicher Sichtweise dazu nutzen ließen, ohne dem Wald an sich zu schaden.
    Nach seinem Tod hatte Theresa Conradi einen Verwalter eingestellt, Viktor Rust, der seine Hausaufgaben gemacht hatte. Ein gerissener Kerl, hatte Maria gemeint, mit dem sie freilich stets irgendwie überein kam. Schließlich war es nicht seine Aufgabe, das Geschäft der Conradis zu einem Imperium auszuweiten, sondern lediglich zuzusehen, dass die Witwe Conradi, er selbst und diverse angestellte Holzfäller von den Erträgen leben konnten.
    Dorthin, wo das Holz geschlagen wurde, führte uns Maria nun.

    Die Bäume waren die Könige der Pflanzenwelt, jedoch ohne selbst einen einzigen König unter sich zu haben, wie Jotham in seiner Fabel einst äußerst passend veranschaulicht hatte. Eine kluge Entscheidung, denn sie unterband alle Missstände, die durch eine Obrigkeit herbeigeführt wurden.
    Hier trafen wir auch Theresa Conradi wieder, irre lachend und uns wild verfluchend stand sie etwas abseits des Ortes, an dem zurzeit offenbar die Holzarbeiten vonstatten gingen. Man hatte Stämme zu Bergen aufgetürmt und von Zeit zu Zeit große Leinen gespannt, unter denen die Holzfäller vermutlich ab und an vor dem furchtbaren Wetter Zuflucht suchten.
    Das schlechte Wetter hatte sich in der zurückliegenden halben Stunde verflüchtigt, als trage es bloß lammfromme Unschuld mit sich herum. Ein greller Halbmond beschien Eulenbach und erzeugte zusammen mit den aufsteigenden Schwaden des vom Regen zurückgelassenen Nebels ein passendes und recht unheimliches Licht für unser Vorhaben. Es war so hell, dass unsere Funzeln beinahe nutzlos schienen. Doch warf das fade Mondlicht auch wieder so tiefe Schatten, dass man sich einfach sicherer fühlte, eine Öllampe dabei zu haben.
    Als wir fanden, was wir suchten, hatte sich Theresa Conradi längst in ein völlig hysterisches Gelächter zurückgezogen, und das Nächste, woran ich mich zu erinnern vermochte, war ihr unheimlicher Begleiter. Eine Gestalt mit schwarzem Umhang und Kapuze.
    Ein Sensenmann, war das Erste, das mir durch
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