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Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Titel: Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)
Autoren: Thilo Corzilius
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müssen wir diese Sache zu Ende bringen.“
    „Das haben wir doch. Oder vielmehr Hagen und du. Theresa Conradi hat einen Sensenmann beschworen, nach der Anleitung im Liber Iuratus . Ich habe mir alles angesehen, Hagen hat es mir gezeigt. Ein prächtiges Stück schwarze Magie für einen Laien, wenn du mich fragst.“
    Ich hielt seinem Blick stand.
    „Du weiß, was ich meine“, beharrte ich.
    Salandar seufzte.
    „Ja. Die Merkwürdigkeiten hier werden nicht aufhören, bis wir die Sache geklärt haben.“
    „Was ist mit dem Grafen?“
    „Was soll mit ihm sein? Er hat uns die Geschichte bestätigt. Der Schwan ist seine tote Frau Katharina. Thaddäus von Eulenbach war eine Zeit lang wie besessen von dem Gedanken, dass sich mit arkanen und okkulten Dingen vielleicht in das Schicksal eingreifen lassen könnte. Er hat angeblich eine umfangreiche arkane Bibliothek zusammengetragen im Laufe der letzten Jahre, ohne jedoch jemals selbst aktiv magisch in Erscheinung zu treten. Vielleicht mangelt es ihm nicht gerade an Verständnis für die Materie, sondern schlicht an Talent.
    Unter anderem hat er aber auch den Anhänger erstanden, den nun Anna von Eulenbach täglich zu tragen hat. Ich habe ihn kurz untersucht und starke arkane Spuren an ihm festgestellt, obwohl ich denke, der Zauber müsste mit Katharina von Eulenbachs Ableben verraucht sein.“
    „Die Halskette hat aus der Sterbenden einen Schwan gemacht?“
    „Das Amulett daran“, korrigierte Salandar.
    „Aber warum?“
    „Aus Liebe. Was tut man nicht alles, um die nicht zu verlieren, die man liebt?“
    Da mochte er recht haben. Wie absurd, sich vorzustellen, dass der Graf nun mit einem Schwan verheiratet war. Auf der anderen Seite ... sprach ich nicht in der letzten Zeit verdächtig häufig mit einem Kater?
    „Der Graf hat uns angeboten, bis ins neue Jahr zu bleiben“, sagte Salandar, ehe er aufstand und sich in Richtung Tür wandte.
    „Warte“, beharrte ich hastig, und mein beleibter Weggefährte hielt noch einmal inne. „Was ist nun mit der Heimsuchung all dieser Orte hier?“
    Salandar sah mich lange nachdenklich an, und auf einmal zweifelte ich nicht mehr daran, dass er bereits so etwas wie eine Idee mit sich herumtrug. Mehr wohl nicht, denn sonst hätte er sich mir anvertraut.
    „Wir haben noch Zeit bis ins neue Jahr“, meinte er schließlich. „Jetzt solltest du deinem geschundenen Körper noch etwas Ruhe gönnen!“
    Damit verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

    Als ich am Nachmittag erneut erwachte, war es draußen bereits dunkel, und das Licht flackernder Lampen erleuchtete das Innere des Landsitzes.
    Jemand hatte einen nassen Lappen auf meiner Stirn platziert, um der geschundenen Haut etwas Feuchtigkeit zu verschaffen. Ich nahm ihn fort und strampelte mich hoch. Mit einer umgeschlungenen Decke tapste ich unsicher in Richtung des Spiegels in meinem Gemach.
    Eventuell lag es am Dämmerlicht, bei dem ich mein Gesicht betrachtete, aber ich fand, ich sei bedeutend glimpflicher davongekommen als die Mordopfer der vergangenen Wochen und Monate.
    Ich war ja auch nicht tot.
    Die Muskeln an Gesicht und Hals hatten sich unter gewaltigem Energieaufwand zu einer hässlichen Fratze verzogen und an Knochen, Haut und einander gezerrt wie von Sinnen. Kratzer und Furchen in der Haut entlang der wichtigsten Muskelstränge waren die Folge. Größtenteils war alles verschorft, und Salandar schien recht zu behalten. Die Narben würden eher dünn als wulstig ausfallen, und darüber hinaus würden sie sich immerhin symmetrisch über mein Gesicht ziehen. Trotzdem hätte ich nichts gegen einen kräftigen Weinbrand gehabt.
    Ich zündete eine Kerze an, nahm den Kerzenhalter und hielt mit der linken Hand die Decke um meine Schultern zusammen, als ich das Zimmer verließ.
    Ich traf Hagen im Flur.
    „Solltest du aufstehen?“, erkundigte er sich mit großer Skepsis in der Stimme. Anscheinend war er gerade auf dem Weg zu mir gewesen.
    „Hast du mir den feuchten Lappen auf den Kopf gelegt wie einer fiebernden Großmutter?“
    Hagen lächelte. „Glaub mir, wenn ich gewusst hätte, dass du aufwachen würdest, hätte ich dir auch heiße Wickel gemacht und deine Brust mit Kamille und Salbei eingerieben, allein um dein Gesicht zu sehen.“
    Sein Blick fiel auf die Wunden.
    „War nicht so gemeint“, versuchte er sich zu entschuldigen, aber ich winkte ab.
    „Ist schon gut“, grinste ich. „Danke, dass du mir zum zweiten Mal an diesem gottverdammten Ort den
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