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Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana
Autoren: Elna Uterrmöhle
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kleine Mann umklammernde Bewegungen, immer höher greifend, vor.    
     
    Immerhin können wir Fische räuchern. Den Ofen samt Räuchermehl hatten wir schon zum Umzug angeschafft. Das gehörte sozusagen zum Survival Kit für Auszuwildernde.
    Nun steht Weihnachten vor der Tür und die deutsche Seele meldet sich. Wenn es hier schon weder Spickgans noch getrüffelte Leberpastete gibt, dann doch wenigstens geräucherten Aal. Der ist bei den Fischhändlern durchaus zu kaufen. Aber nur frisch.
    Wir fahren also in die nächste Stadt am Meer und kaufen zwölf Aale. Der Verkäufer wühlt in einem verschlungenen, verdächtig lebendigem, Haufen und zieht zwölf glitschige Tiere heraus. Warum nur werden Aale lebendig verkauft? Ich weiß es nicht.
    Seine Frage, ob er die Köpfe abschlagen solle - könnte er das nicht etwas feinfühliger formulieren? - bejahen wir im Duett.
    Die Metzelei scheint schwierig zu sein. Als ihm die Aale immer wieder entgleiten, holt er einen Kollegen zu Hilfe, der beherzt zupackt.
    Wir unterhalten uns intensiv und meiden den Blick auf das barbarische Schauspiel.
    Eine Nuance blasser nehme ich die Tüte entgegen und lasse sie in derselben Sekunde vor Schreck fallen. Die Tüte zappelt.
    Das Gelächter der Männer fand ich wenig bis gar nicht komisch. Ganz Frau weigerte ich mich, den Plastikbeutel wieder aufzuheben und befand, es sei Männersache, die Tüte zum Auto zu tragen. Ich habe ja mal gehört, dass Hühner angeblich ohne Kopf noch eine Weile umherflattern, aber dass Aale kopflos weiterleben, wusste ich nicht. Das Gerede, es handele sich nur um Reflexe, überzeugt mich absolut nicht.
    Sicherheitshalber mied ich die Tüte auch nach 45minütiger Fahrt und das war gut so. Die Dinger zappelten noch immer!
    Ab sofort befand ich, Aale zu räuchern sei insgesamt ausschließlich Männersache und flüchtete in das Nachbarzimmer. Dummerweise gibt es keine Tür zur Küche, so dass ich Zeugin endloser Flüche wurde, bis die Fische endlich ausgenommen waren, am Haken hingen und in den angeheizten Ofen auf der Terrasse kamen. Kundige Freunde hatten uns gewarnt, irgendetwas im Haus zu räuchern, es sei denn wir wollten in Zukunft in einer Räucherkate leben. Der Geruch bliebe quasi auf Jahre in den Mauern.
    Nach zwei Stunden nahm ich allen Mut zusammen und näherte mich wieder den Untoten. Ein vorsichtiger Blick… nein, sie bewegten sich nicht mehr. Mein Mann auch nicht. Er war als Hüter der Aale eingefroren. Seit zwei Tagen ist es hier saukalt.
    Die Bilanz war ernüchternd. Aale immer noch halb roh, Mann schlecht gelaunt.
    Jetzt kam mein Auftritt, nachdem ich zuvor, zugegeben, kläglich versagt hatte. Mein Vorschlag: Wir garen die Aale im Ofen und hängen sie dann noch mal in den Ofen, damit sie das räuchertypische Aroma von Buchenholz mit Wacholderbeeren bekommen.
    Das klappte. Mann taute wieder auf, Haut der Aale schrumpelte vorbildlich.
    Fazit einer ersten Kostprobe: Untote können eine Delikatesse sein.           
     
     
     
     
                                                                          XLIV
     
    Januartypisch ist wenig los. Auf der Hitliste der Ereignisse steht das Einpacken der Pflanzen ganz oben. Hatte ich ihnen ja nach dem Frost-Debakel des letzten Jahres fest versprochen. Natürlich haben wir es geschafft, abzuwarten bis wir im Eisregen mit halb erfrorenen Fingern unterwegs waren, um Töpfe mit Zitronen- und Mandarinenbäumchen ins Gästezimmer zu schleppen. Das hat man davon, wenn man zwar den Wetterbericht liest, aber nicht an ihn glaubt.
    48 (!) Bäumchen und Büsche – darunter unsere 14 wiederbelebten Olivenbäume, acht Oleander und drei Palmen – haben wir eng zusammengebunden, um ihnen Jutesäcke überzustülpen. Unsere graue Wetterwelt sieht nun recht bunt aus, da die Säcke rot, grün, gelb und beige sind.
    Keine Ahnung wie das im kommenden Jahr werden soll. Die Pflanzen wachsen und passen bald nicht mehr in die Säcke, obwohl viele von ihnen bei uns eher ein Martyrium durchmachen statt im Paradies zu leben.
     
    Das ist keine böse Absicht. Ich lese geflissentlich alle Gartenbücher, die sich - als obligatorisches Geschenk für Landmenschen - bei uns stapeln. Aber irgendwie steht nie das drin, was ich suche. Entweder werden unsere Pflanzen gar nicht erwähnt oder die Pflegehinweise sind so allgemein, dass ich in der Praxis ratlos bleibe. So müssen die Büsche und Blumen damit klarkommen, statt in
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