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Landkarten des Lebens

Landkarten des Lebens

Titel: Landkarten des Lebens
Autoren: Rainer Gundula u Waelde Gause
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Markt, die gesamte Medienlandschaft war im Umbruch – ähnlich wie heute im digitalen Zeitalter.
    Als ich die Bewerbung losschickte, machte ich mir eigentlich keine Hoffnungen. Monatelang hörte ich nichts und hatte die Geschichte auch schon fast vergessen, als ich eines Tages einen Anruf erhielt: „Hier Radio RPR, Sie haben sich bei uns beworben.“ Kurz darauf hatte ich ein Vorstellungsgespräch und bekam im Alter von 21 Jahren in Ludwigshafen einen Halbtagsjob als Redaktionsassistentin – übrigens die einzige Festanstellung meines Lebens. Zunächst habe ich Sendebänder sortiert und andere kleinere Aufgaben erfüllt. Aber dann erhielt ich zu meiner großen Überraschung sehr schnell die Chance, selbst Sendungen zu moderieren. Die Kollegen merkten: Die hat nicht nur einen Plan, sondern auch eine gute Stimme. Die ist schlagfertig und kann auch moderieren. Das habe ich dann auch gemacht. Ich bediente die Technik im sogenannten Selbstfahrerstudio, spielte Musik ab, führte Interviews und moderierte. Kurze Zeit später bekam ich eine eigene kleine Sendung, die ich auch redaktionell betreute.
    Im gleichen Haus saß Sat 1 und irgendwann habe ich mir ein Herz gefasst und bin einen Flur weiter gegangen, wo die damalige Chef-Programm-Moderatorin Irene Joest ihr Büro hatte, wir kannten uns vom Sehen. Ich klopfte an ihre Tür und sie sagte gleich im ersten Gespräch: „Ja, an Sie habe ich auch schon gedacht. Wir machen mal ein Casting.“ Und ehe ich mich versah, hatte ich für ein Jahr einen Moderatorinnen-Job bei Sat 1. Das war eine ziemlich glückliche Fügung! Voller Begeisterung fing ich beim Fernsehen an und hoffte, dass ich diesen Job weitermachen könne, auch um mein Studium zu finanzieren.
    Zunächst hatte ich als Tochter eines Juristen mit einem Jurastudium in Heidelberg geliebäugelt und in einem Nachrückverfahren auch tatsächlich einen der begehrten Plätze bekommen. Aber ich merkte schnell, dass ich einen anderen Weg einschlagen wollte. Im Wintersemester 1988/89 begann ich, in Mainz Politikwissenschaft, Mittlere und Neuere Geschichte sowie Germanistik auf Magister zu studieren. Nach zwei Semestern wechselte ich im Nebenfach der Germanistik zur Publizistik.
    Und wieder kam es anders als geplant: Kollegen, die ich vom Radio kannte, meldeten sich bei mir, um mich zu informieren, dass das ZDF Nachrichtensprecherinnen suche. Obwohl ich mich eigentlich viel zu jung und unerfahren dafür fühlte, machte ich das Casting mit und wurde tatsächlich in die Riege der freiberuflichen Nachrichtenmoderatoren aufgenommen. Heute kann man sich das alles kaum noch vorstellen: Damals gab es im Fernsehen nur das erste und das zweite Programm sowie einige dritte; generell wurde nur nachmittags und abends gesendet. Mit der medienpolitischen Entscheidung für die Gründung von Privatsendern kam Bewegung in die Szene. Die neue Konkurrenz bewirkte, dass auch die öffentlich-rechtlichen Sender ihr Programm ausdehnten und neue Sendungen und Formate entstanden. Und so etablierten im Herbst 1989 ARD und ZDF im wöchentlichen Wechsel das mittagsmagazin, auch um die Zuschauer über den Fall der Berliner Mauer zu informieren. Mein Part war es, für dieses Magazin jede zweite Woche die Nachrichtenmoderation für das ZDF zu übernehmen. Es war eine sehr spannende Zeit!
    1992 schließlich begannen ARD und ZDF mit der Ausstrahlung eines morgenmagazins. Peter Frey, der damalige Chef des Magazins und heutige ZDF-Chefredakteur, bot mir wenig später die Vertretung der Hauptmoderatorin Maybrit Illner an. Begeistert übernahm ich diese neue Aufgabe bis zur Geburt meines ersten Kindes 1998. Gleichzeitig moderierte ich drei Jahre lang alle zwei Wochen ein gesellschaftspolitisches Magazin namens Nachbarn. Tür um Tür öffnete sich, immer neue Herausforderungen stellten sich. Im März 1993 kam dann der Job meines Lebens, denn seither arbeite ich hauptsächlich als Co-Moderatorin im heute journal. Nebenher lief auch immer noch mein Studium weiter, das ich 1997 mit einer Magisterarbeit zum Thema „Rechtsextremismus in Deutschland: ideologische Grundlagen und öffentliche Ausdrucksformen im Jahr 1994“ beendete. Im Rückblick weiß ich kaum, wie ich alles unter einen Hut bekam und bewältigen konnte. Es waren aber auch wunderbare Jahre, prall gefüllt mit Leben, das dann durch Ehe und Familiengründung Mitte/Ende der 90er-Jahre noch einmal eine ganz neue Wende bekam.
    In meinem Leben hat sich bisher vieles ziemlich gut gefügt. Ich war nie eine
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