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Land der wilden Sehnsucht

Land der wilden Sehnsucht

Titel: Land der wilden Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
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und Dad wurden irgendwie von uns anderen getrennt. Wir dachten, Mark habe sich davongemacht, wie er es öfter tat, und Dad habe ihn zurückholen wollen. Wie auch immer … Mark kam jedenfalls plötzlich auf seinem Pferd angaloppiert und schrie, Dad sei tot. Duchess, seine Lieblingsstute, habe ihn abgeworfen und mit den Hufen schwer verletzt. In einem Anfall von Schmerz und Wut habe er sein Gewehr genommen und das Tier erschossen.“
    Blaine erinnerte sich noch, wie die Wasservögel, die in den Guajaksümpfen nisteten, bei dem Lärm, den Mark veranstaltete, erschrocken aufgeflogen waren, und wie die Männer, die gerade die nicht gebrandmarkten Rinder zusammentrieben, in dumpfem Schweigen erstarrt waren. Keiner hatte mit einem so frühen Tod von Desmond Kilcullen gerechnet.
    Auch jetzt war Blaines Gesicht von Schmerz gezeichnet, was Siennas Mitgefühl erregte. Die ganze Szene stand ihr lebhaft vor Augen. „Wie schrecklich!“, sagte sie leise.
    „Schrecklich … allerdings. Ich hätte in dem Augenblick selbst tot umfallen können. Laut Mark hatte Duchess Dad gegen den Kopf getreten. Solche Unfälle kommen zwar immer wieder vor, aber unser Vater war ein ausgezeichneter Reiter. Etwas Ungewöhnliches muss sein Pferd erschreckt haben, sonst hätte es meinen Vater nicht abgeworfen. Er musste die wenigen ihm noch verbleibenden Jahre im Rollstuhl zubringen, ohne sich an den Unfall erinnern zu können.“
    „Wie konnte Mark dann annehmen, sein Vater sei tot?“
    „Ich weiß nicht, warum er zu diesem falschen Urteil kam. Er stand wohl selbst unter Schock.“
    Sienna dachte einen Augenblick nach. „Was für eine traurige Geschichte“, sagte sie schließlich. „Könnte es sein, dass Marks späteres Verhalten von dem furchtbaren Erlebnis herrührte? Fühlte er sich vielleicht irgendwie schuldig? Er fand Ihren Vater, erschoss die Stute … War sie ein sehr temperamentvolles Tier?“
    „Duchess war ein ganz besonderes Pferd und besaß natürlich Temperament. Wie ich schon sagte … Irgendetwas muss sie furchtbar erschreckt haben. Mark war nicht mehr bei Verstand. Niemand brachte etwas aus ihm heraus … ich schon gar nicht. Er benahm sich, als gäbe ich ihm die Schuld an dem Unfall. Dad erinnerte sich an nichts mehr, obwohl sein Gedächtnis allmählich zurückkehrte.“
    „Sie haben die genauen Zusammenhänge also nie erfahren?“
    Nein.“ Blaines Gesicht verfinsterte sich noch mehr.
    Vater und Sohn, dachte Sienna, beide durch einen Unfall ums Leben gekommen. „Wann genau hat Mark seine Familie und seine Verlobte verlassen?“, fragte sie.
    „Ziemlich bald danach.“ Blaine verschwieg, dass Mark sich geweigert hatte, seinen Vater im Krankenhaus zu besuchen. Noch vor der zweiten Operation war er getürmt.
    „Vielleicht haben ihn Schuldgefühle von zu Hause fortgetrieben“, meinte Sienna. „Hätten Sie die Stute auch erschossen?“
    „Nein, das hätte Dad nicht gewollt. Noch einmal … sie muss sich zu Tode erschrocken haben. Ein brünstiges Kamel könnte der Grund gewesen sein. Sie werden gefährlich, wenn sie paarungsbereit sind. Afghanische Händler haben sie vor langer Zeit aus ihrer Heimat mitgebracht. Inzwischen haben sie sich millionenfach vermehrt und sind zur Plage geworden.“
    „Also ein gereiztes Kamel“, sagte Sienna nachdenklich. „Das ist jedoch nur eine Vermutung.“
    „Klarheit werden wir niemals haben. Dad ist tot. Seitdem hängt es wie ein dunkler Schatten über der Familie, der sich nie gelichtet hat. Jetzt ist auch Mark nicht mehr da.“
    Sienna senkte den Kopf. „Was für eine Tragödie.“
    „Ich muss Sie bitten, für mich bei Amanda ein Wort einzulegen“, fuhr Blaine lebhafter fort. „Mark war ihr Ehemann. Ich möchte, dass sie mit mir nach Australien kommt. Sie wird dort mit ihrem Kummer nicht allein sein. Hilary hat ihren Sohn sehr geliebt. Kein Tag ist vergangen, an dem sie ihm nicht nachgetrauert hat.“
    „Das ist bei einer Mutter nur natürlich.“ Sienna hatte selbst eine enge Beziehung zu ihrer und konnte sich gut in die Situation hineinversetzen. „Immerhin hat er noch an sie geschrieben, um sie von seiner Heirat zu unterrichten. Wie steht es dagegen mit seiner Zwillingsschwester? Sie haben wenig von ihr erzählt.“
    „Merkwürdigerweise kamen die Geschwister nicht besonders gut miteinander aus“, antwortete Blaine, der aufs Neue von Siennas Einfühlungsvermögen überrascht war. „Sie gingen jeder ihren eigenen Weg. Marcia leidet daher auch weniger unter dem Verlust …
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