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Land der wilden Sehnsucht

Land der wilden Sehnsucht

Titel: Land der wilden Sehnsucht
Autoren: Margaret Way
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damit sie an der Beerdigung teilnehmen und endlich die Familie kennenlernen konnte, die sie während ihrer kurzen zweijährigen Ehe ignoriert hatte.
    Das wird sie jetzt nicht mehr tun, dachte er. Schließlich durfte sie ein nicht unbeträchtliches Erbe erwarten, auf das niemand freiwillig verzichtete. Außerdem wollte man zu Hause gern wissen, warum Mark sich so seltsam verhalten hatte. Seine Mutter Hilary, seine Schwester Marcia und die so grausam verlassene Joanne warteten zu Recht auf eine Erklärung.
    Blaine selbst konnte darauf verzichten. Marks Handlungen hatten ihn nie überrascht … so wenig wie seinen verstorbenen Vater, der die beiden letzten Jahre seines Lebens als Krüppel im Rollstuhl verbracht hatte. Seine Wirbelsäule war bei einem fatalen Sturz vom Pferd so schwer verletzt worden, dass zwei Operationen nichts geholfen hatten. Auch sein Gedächtnis funktionierte seitdem nicht mehr. Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was an jenem Tag passiert war und warum sich seine Lieblingsstute Duchess so heftig aufgebäumt und ihn abgeworfen hatte.
    Obwohl sie entsetzlich nervös war, versuchte Sienna, Gelassenheit auszustrahlen, während sie auf ihn zuging. Das war also Blaine Kilcullen, Marks Bruder. Sie hätte ihn in jedem Fall erkannt, auch wenn er nicht so lässig den Arm erhoben hätte. Es hatte beinahe gebieterisch gewirkt, als wäre er gewohnt, dass man jeden Wink von ihm beachtete. Gebieterisch, jedoch nicht überheblich. Die Autorität, die er vermittelte, wirkte natürlich.
    Er war sehr groß, viel größer als Mark – wohl knapp ein Meter neunzig –, hatte breite Schultern, schlanke Glieder, kurzum eine überaus athletische Figur. Er sah ausgesprochen eindrucksvoll aus, aber Luzifer war vor seinem Höllensturz auch ein strahlender Engel gewesen!
    Erinnerungen an Marks vernichtendes Urteil über seinen Bruder wurden in Sienna wieder wach.
    „Schön wie der Teufel und genauso tödlich.“
    Mark hatte das mit ungezügelter Wut – ja, mit Hass gesagt. Solche Ausbrüche waren sein großes Problem gewesen. Überhaupt hatte er einige Eigenschaften gehabt, die Sienna von Anfang an missfielen. Eben noch liebenswürdig und charmant, konnte er im nächsten Augenblick kalt und abweisend sein, als hätte sich ein Fenster geschlossen. Es war unmöglich gewesen, einen Grund für seinen plötzlichen Sinneswandel zu erkennen.
    Mark hatte Blaine alle Schuld an seinem Unglück gegeben. Das hatte so trostlos und bitter geklungen, dass Sienna nicht ganz ausschließen konnte, dass es der Wahrheit entsprach.
    „Wegen Blaine musste ich meine Heimat, mein Land verlassen. Mein Vater starb, aber Blaine hatte uns längst auseinandergebracht. Er wollte mich ausbooten, und das ist ihm auch gelungen. Er war eifersüchtig auf Dads Liebe zu mir und hat mich ihm systematisch entfremdet. Ich war nie gut genug, erfüllte nie die an mich gestellten Anforderungen. Eher schneit die Simpson Desert ein, als dass ich noch einmal mit meinem Bruder spreche.“
    Dazu war es tatsächlich nicht mehr gekommen, denn ein Skiunfall hatte sein Leben beendet. Trotz aller Warnungen hatte er die Piste verlassen und war gegen einen Baum geprallt. Sie selbst und Amanda waren Augenzeugen gewesen. Sie würde das entsetzliche Bild wohl niemals loswerden. Aber so war Mark gewesen. Er hatte gern den jungen Macho gespielt, vielleicht, um sich vor einem ständig überlegenen Bruder zu beweisen. Manchmal hatte sie sogar den Verdacht gehabt, er könne Selbstmordabsichten haben. Anzeichen dafür hatte es gegeben, doch dann waren ihr wieder Zweifel gekommen, ob ihre Angst nicht übertrieben sei. Schließlich war sie keine Psychiaterin.
    „Amanda?“ Der Mann streckte ihr seine schmale, tief gebräunte Hand entgegen. Wieder einmal musste sie für Mandy den Kopf hinhalten. Sie hatte es inzwischen so oft getan, dass sie sich erschöpft fühlte.
    „Es tut mir leid, Mr Kilcullen.“ Sein Händedruck war kurz und fest, aber sie reagierte unerwartet stark auf die Berührung, was sie zutiefst verunsicherte. „Leider konnten wir Sie nicht mehr rechtzeitig erreichen. Ich bin Sienna Fleury … Amandas Cousine. Amanda hat mich gebeten, sie zu vertreten. Ein plötzlicher Anfall von Migräne … sie leidet immer wieder darunter.“
    „Ich verstehe.“
    Obwohl er höflich blieb, spürte Sienna deutlich, dass Amanda sofort in seiner Achtung gesunken war.
    „Bitte erlauben Sie mir, mein aufrichtiges Beileid auszudrücken.“ Sienna sprach mit leiser,
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