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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)
Autoren: Ilona Andrews
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nicht schlafen.«
    »Man hört mich garantiert nicht bis ganz runter.«
    »Das meinen Sie. Nehmen Sie vor dem Zubettgehen dieses Generikum und das Theraflu. Beides wird Sie umhauen. Die roten Pillen schlucken Sie am Tag.«
    Gnom sah sie misstrauisch an. »Und wie viel soll mich das ganze Zeug kosten?«
    »Machen Sie sich deshalb keinen Kopf.«
    Gnom zuckte mit den mächtigen Schultern und schob sich einen Löffel Suppe in den Mund. »Das heißt aber nicht, dass Sie Rabatt kriegen.«
    Audrey seufzte theatralisch. »Oh, fein, in dem Fall muss ich Ihnen wohl sexuell zu Willen sein.«
    Gnom verschluckte sich an seiner Suppe. »Ich könnte Ihr Großvater sein.«
    Audrey zwinkerte ihm zu, während sie ihre leeren Tüten einsammelte. »Sind Sie aber nicht.«
    »Raus hier. Sie haben ja nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
    »Okay, okay, bin ja schon weg.« Es machte ihr Spaß, ihn aufzuziehen. Außerdem war sie prächtig gelaunt.
    »Was ist überhaupt los mit Ihnen?«, fragte er. »Warum grinsen Sie so?«
    »Ich habe einen Job. Mit Sozialleistungen.«
    »Sauber?«
    »Ja.«
    »Glückwunsch«, sagte Gnom. »Und jetzt ab dafür. Ich kann Ihr Gesicht nicht mehr sehen.«
    »Bis dann.«
    Sie verließ das Haus und watete durch den Schlamm zu ihrem Wagen hinunter. Gnom war ein alter Brummbär, aber auf seine Weise ganz nett. Außerdem war er im Umkreis von zwei Meilen ihr einziger Nachbar. Niemand weit und breit, der einem geholfen hätte. Also kümmerte man sich entweder umeinander oder biss sich irgendwie alleine durch.
    Den Honda im Dunkeln den Berg hinunterzusteuern erwies sich als unvermutet heikel. Schließlich dirigierte sie das Fahrzeug zu der Abzweigung, die zu ihr nach Hause führte. Der Honda rumpelte schlingernd und schaukelnd über die bucklig unter dem Fahrweg wachsenden dicken Wurzeln und sprang endlich auf die Lichtung. Rechts fiel das Gelände steil ab. Links stand im Schatten einer betagten Fichte gedrungen und blass ein Haus. Ein einfacher Bau – auf robusten Steinsäulen, die wie Käfigstangen die Holzwände einschlossen, ruhte ein mächtiges steinernes Dach. In jede der 90 Zentimeter breiten Pfeiler waren Drachen und Menschen im Schlachtgetümmel gehauen. Ein breites Basrelief, das eine Frau in einem von schlangenköpfigen Vögeln gezogenen Streitwagen zeigte, verzierte das Dach. Wie eine himmlische Herrscherin blickte die Frau auf das Kampfgeschehen hinab.
    Niemand wusste, wer die Ruinen erbaut hatte und warum. Dieser Teil des Edge war damit gesprenkelt, ein Turm hier, ein Tempel dort, ausgehöhlt von der Zeit und den Elementen und von Moos überwuchert. Doch die armen, sparsamen Edger ließen nichts verkommen. Sie füllten die Steingerüste mit Holzwänden, bauten Wasser- und Stromleitungen, die sie illegal aus der nächsten Stadt speisten oder mit Generatoren betrieben, und machten es sich gemütlich. Sollte irgendein archaischer Gott deshalb beleidigt sein, konnten sie immer noch sehen, was sich da machen ließ.
    Audrey parkte den Wagen unter einem uralten, vernarbten Ahornbaum und schaltete den Motor aus. Zu Hause ist es immer am schönsten!
    Ein graues Pelzknäuel ließ sich aus dem Ahorn fallen und landete auf ihrer Motorhaube.
    Audrey zuckte auf ihrem Sitz zusammen. Jesus .
    Der Waschbär hüpfte wütend schnatternd auf der Motorhaube auf und ab, seine hellen Augen leuchteten orange wie zwei blutige Monde.
    Ling die Gnadenlose! »Runter von meinem Auto, aber dalli!«
    Der Waschbär drehte sich mit gesträubtem grauen Fell im Kreis, legte die Pfoten auf die Windschutzscheibe und versuchte ins Glas zu beißen.
    »Was hast du denn?« Audrey stieß die Wagentür auf.
    Ling kletterte hinunter und sprang ihr fauchend und sich windend auf den Schoß. Audrey sah auf. Die Küchenvorhänge klafften ein Stückchen auseinander. Durch die Lücke fiel ein haarfeiner hellgelber Lichtstrahl.
    Jemand war im Haus.
    Audrey glitt vom Fahrersitz, setzte Ling behutsam auf die Erde, ging um den Wagen herum und öffnete die Heckklappe. Dahinter lag eine gelbbraune Abdeckplane. Sie zerrte sie beiseite und brachte eine Excalibur-Armbrust zum Vorschein. Das Ding hatte sie neunhundert hart erarbeitete Dollar gekostet und war jeden Penny davon wert. Audrey spannte die Armbrust und trottete lautlos und rasch zum Haus. Ein paar Sekunden später drückte sie sich neben der Haustür gegen die Wand. Sie drehte den Knauf. Verschlossen.
    Wer bricht in ein Haus ein und macht die Tür hinter sich zu?
    Sie löste sich von der Wand und lief
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