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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
Autoren: Michael Peinkofer
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schemenhafte Gestalten, die über den weit gespannten Bogen gen Himmel zogen.
    »E-Erwyn?«, fragte er unsicher, weil er glaubte, dass seine Sinne ihm einen Streich spielten.
    »Ich sehe sie auch«, versicherte der Junge – und gebannt beobachteten sie die stumme, feierliche Prozession, die über den leuchtenden Himmelsbogen schritt.
    Zuvorderst ritt Barand von Falkenstein, in schimmernder Rüstung und hoch zu Pferd, das Banner Iónadors an seiner Lanzenspitze. Ihm folgte Fyrhack, der Letzte der Feuerdrachen, der im Kampf gegen den Eisriesen sein Leben gelassen hatte. Nach ihm kamen Walkar der Bärengänger, Erwyns Ziehvater Urys von Glondwarac und nach diesem ein bärtiger Mann, der die Kleidung eines Wildfängers trug und nur Alpharts Bruder Bannhart sein konnte. Diesen Tapferen folgte das Heer all jener, die im Kampf für die sterbliche Welt gefallen waren.
    Es waren die Helden aus Iónador und Allagáin, aber auch Zwergenkrieger und Kämpfer des Waldvolks, die alle Seite an Seite gekämpft: hatten und füreinander eingestanden waren.
    Trotz der Entfernung, die zwischen ihnen und dem Regenbogen liegen musste, konnte Leffel wundersamerweise deutlich ihre Gesichter sehen, und er erkannte, dass jeder Schmerz und alle Furcht daraus gewichen waren. Und auch die blutigen Wunden, die die Waffen der Erle ihnen beigebracht hatten, waren sämtlich verschwunden. So zogen die Recken dem Reich des Schöpfers entgegen.
    Viele waren es, und nicht nur Kämpfer, sondern auch Alte, Frauen und Kinder, die von den Schergen des Bösen gewaltsam zu Tode gebracht oder von der Kälte dahingerafft worden waren. Leffel erblickte auch einige Jungen, die die typische Kleidung der Seestädter trugen, und nahm an, dass es jene waren, die am Tag Toisac ausgefahren und Opfer des Seeungeheuers geworden waren.
    Ihnen allen folgte, ganz am Ende des schweigenden Zuges, ein einzelner Wanderer, dessen Haupt so kahl war wie der Rücken des Stéidan und dessen purpurner Umhang im Morgenwind flatterte, während er sich auf seinen Eschenstab stützte und zügig den Bogen erklomm.
    »Yvolar!«, rief Leffel und winkte – und tatsächlich war ihm, als würde der Druide für einen kaum merklichen Augenblick innehalten und ihm jenes jungenhafte Lächeln schicken, das die Gefährten so an ihm geliebt hatten und das ihnen stets Trost und Zuversicht geschenkt hatte.
    Dann hörte es auf zu regnen, und während Leffel, Erwyn und Mux sahen, wie der Himmelsbogen allmählich verblasste und mit ihm auch die Erscheinungen der Helden, fiel ihnen wieder ein, was Yvolar einst auf den Hängen des Korin Nifol gesagt hatte. Es war sein Vermächtnis an sie gewesen, nur hatten sie das damals noch nicht erkannt…
    »Einst«, hatte der Druide gesagt, »wird eine Zeit kommen, in der man behaupten wird, nichts von dem hier wäre wirklich geschehen. Die Menschen werden aufhören, an ihre Mythen zu glauben. Aber das ist nicht von Belang, meine Freunde. Wir haben unsere Entscheidung getroffen und kämpfen für das Licht, und nur darauf kommt es an. Das solltet ihr nie vergessen…«
    »Das werden wir nicht«, sagte Leffel leise und im Brustton der Überzeugung – denn zumindest in Allagáin, wo sich die Berge einst aus dem Grundmeer erhoben und wo alles Leben seinen Anfang genommen hatte, würde die Erinnerung an die alten Mythen bewahrt werden.
    Die drei Gefährten tauschten einen langen Blick, und für einen Moment überkam sie ein Gefühl von Wehmut, das jedoch sogleich wieder verflog. Mit Trost und Zuversicht im Herzen wandten sie sich um und gingen nach Westen, einem neuen Tag entgegen.

 
    Wo die wilden Erle wohnen
     
    Ein Nachwort
     
     
     
    Seit dem Erscheinen von UNTER DEM ERLMOND, dem ersten Band von LAND DER MYTHEN, wurde ich sowohl auf Lesungen als auch in zahlreichen Mails und Zuschriften immer wieder gebeten, ein wenig mehr über die mythischen Ursprünge zu erzählen, aus denen die sagenhafte Welt von Allagáin mit ihren wundersamen Bewohnern hervorgegangen ist – und da mir der Wunsch meiner Leser Befehl ist, möchte ich genau das auf den folgenden Seiten tun.
    Anders als bei anderen Fantasy-Romanen ist die Welt von LAND DER MYTHEN keine rein fiktive; es gibt sie tatsächlich und sie ist im bayerisch-württembergischen Voralpenland angesiedelt, in jener Gegend, die als das Allgäu bekannt ist und die eigentlich eher für idyllische Beschaulichkeit steht als für epische Fantasy. Genau diese Tatsache war es denn auch, die mich irgendwie störte, als ich als
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